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Pharmaceutical Care, die pharmazeutische Betreuung, machte schon vor rund sieben Jahren von sich reden. Damals war dieser Begriff nicht viel mehr als ein modisches Schlagwort, ohne Leben, eine Worthülse aus den USA. Was sollte es bedeuten, wenn eine Apotheke einen Patienten pharmazeutisch betreut? Und was bringt's den Apothekern und Patienten? Die Antworten darauf waren noch sehr vage und unpräzise, es waren Vorstellungen da, aber noch keine Konzepte geschweige denn handfeste Fakten.

Heute liegen erste Ergebnisse einer Studie, der Hamburger Asthmastudie, vor. Es sollte überprüft werden, ob Asthmatiker, die von einer Apotheke pharmazeutisch betreut werden, ihre Arzneimittel korrekter anwenden, ihr Wissen über ihre Erkrankung und ihre Arzneimittel verbessern und letztendlich dadurch mehr Lebensqualität gewinnen. Rund 240 Patienten, 50 Apotheken und 120 Ärzte hatten daran teilgenommen. Das Ergebnis, das die ABDA in einem Seminar des Kongresses der Bundesapothekerkammer vorstellte, kann sich sehen lassen. In Kurzform: Festzuhalten ist, dass pharmazeutische Betreuung in der Apotheke machbar ist. Es ist möglich, vor allem Patienten mit chronischen Erkrankungen intensiver zu betreuen, so dass sich aufgrund einer genaueren Arzneimitteleinnahme ihr Gesundheitszustand verbesserte. Die Patienten wussten besser Bescheid über ihre Erkrankung und über den richtigen Umgang mit ihren Arzneimitteln. Und das Wichtigste: Die meisten Patienten erhielten dadurch mehr Lebensqualität - eines der Hauptziele der pharmazeutischen Betreuung.

Die Studie war erst ein Anfang, aber auch ein erster Meilenstein. Noch müssen eine Vielzahl weiterer Daten ausgewertet werden. Asthma bietet sich - ähnlich wie Diabetes - natürlich als Modell für die pharmazeutische Betreuung hervorragend an, da sich Veränderungen der Krankheitssymptome relativ leicht messen lassen, bei Asthma z. B. über die peak-flow-Messung. Aber auch bei anderen chronischen Erkrankungen ist eine Verbesserung der Lebensqualität durch pharmazeutische Betreuung vorstellbar. In zahlreichen Bundesländern laufen bereits weitere Studien.

Die Studie zeigte aber vor allem, dass die Apotheke mit ihrem Angebot zur pharmazeutischen Betreuung auf dem richtigen Weg ist. Über die Hälfte der Apothekerinnen und Apotheker stehen im übrigen der pharmazeutischen Betreuung positiv gegenüber, und vom Nutzen sind sogar nahezu alle überzeugt - selbst wenn sich für die Apotheke wirtschaftlich kein Vorteil daraus entwickeln sollte.

Auf dem ersten Meilenstein sollte man sich allerdings nicht allzu lange ausruhen. Da viele Apothekerinnen und Apotheker eine pharmazeutische Betreuung von chronisch Kranken aufbauen möchten, aber nicht so recht wissen, wie sie beginnen sollen, muss es jetzt mit konkreten Hilfen weitergehen. Angeboten werden auf Landesebene Seminare, eine Art Leitfaden soll in Kürze erscheinen. Gespannt sein wird man auch auf das Projekt "Pharmazeutische Betreuung für kleine Apotheken", das in Bayern läuft.

Es wird sich, und davon bin ich überzeugt, die Erkenntnis durchsetzen, dass die Apotheke über die pharmazeutische Betreuung einen anderen Stellenwert in unserem Gesundheitswesen erhält. Die Apotheke betreut und gibt nicht nur Arzneimittel ab. Mehr Lebensqualität für den Patienten und darüber hinaus eine Kostenersparnis für die Kassen sind die Folge. Mit Sicherheit ein besseres Konzept als Benchmarking, Budget, Importabgabe und Positivliste!

Peter Ditzel

Der erste Meilenstein

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