Dermatologie

E. VocksMit heiler Haut heimkommen - Hautprobleme un

Hautkrankheiten auf Reisen werden hauptsächlich durch Sonne, allergische Reaktionen, klimatische Faktoren oder auch durch eine veränderte Ernährung verursacht. Auch urlaubstypische Sport- und Freizeitaktivitäten bringen ein Spektrum an dermatologischen Problemen mit sich. In tropischen Ländern und fernen Kontinenten können darüber hinaus parasitäre, bakterielle und mykotische Dermatosen erworben werden, die bei uns normalerweise nicht vorkommen, die wir aber aufgrund der Zunahme von Mobilität und Tourismus immer häufiger auch bei uns sehen.

Hautschäden und Hauterkrankungen durch Sonne

Sonnenbrand Mitteleuropäer sind auf Reisen wesentlich stärker der Sonnenstrahlung ausgesetzt als unter Alltagsbedingungen. Das liegt zum einen daran, dass Urlaubsziele meist ein sonnenreicheres Klima haben, zum anderen jedoch am Verhalten der Urlauber, die eine möglichst intensive Bräunung erzielen wollen.

Eine akute Sonnenüberdosierung ist eine sehr häufige Begleiterscheinung auf Reisen. Besonders gefährdet sind nicht vorgebräunte Menschen hellen Hauttyps, vor allem bei Reisen im Winter in tropische Regionen. Fast immer unterschätzt und deshalb besonders gefährlich ist Streustrahlung im Baumschatten oder bei diesigem Himmel. Ein Sonnenbrand ist nicht nur schmerzhaft und kann die Qualität einer Reise massiv beeinträchtigen, er trägt auch erheblich zu langfristiger kumulativer UV-Schädigung bei und sollte grundsätzlich vermieden werden. Die Therapie erfolgt mit kühlenden Externa wie Lotio alba oder vergleichbaren fettarmen Lotiones, in schwereren Fällen werden kurzfristig steroidhaltige Externa gegeben, am besten in einer fettfreien kühlenden relativ flüssigen Grundlage, sowie Acetylsalicylsäure oral (1000 bis 1500 mg/die). Des Weiteren ist eine strikte Karenz von Sonne bis zum Abklingen der Symptome einzuhalten.

"Sonnenallergie" Die zweithäufigste akute Reaktion auf Sonnenlicht ist die Polymorphe Lichtdermatose (PLD). Sie kommt bevorzugt bei Frauen mittleren Alters vor. Bei dieser oft als "Sonnenallergie" bezeichneten Hautkrankheit handelt es sich um eine pathologische Photoreaktion unbekannter Ursache, ein Photoallergen wurde bisher nicht gefunden.

Die PLD ist gekennzeichnet durch jeweils am Anfang einer Saison, bei ungebräunter Haut, nach erster intensiverer Sonnenbestrahlung auftretende juckende Hautveränderungen. Die Läsionen sind interindividuell unterschiedliche ("polymorphe"), intraindividuell jedoch monomorphe stark juckende erythematöse, auch urtikarielle Papeln, Papulovesikeln oder Plaques an lichtexponierten Arealen (Dekolleté, Streckseiten von Armen, Händen, Beinen, Füßen). Das Gesicht ist seltener betroffen.

Die PLD rezidiviert meist mehrere Jahre, neigt aber zur Spontanremission. Aktuell wird sie wie ein akutes Ekzem behandelt, die beste "Therapie" ist jedoch die Prophylaxe durch langsame Sonnengewöhnung (evtl. UV-Gewöhnungsbestrahlung ["light hardening"] vor dem Urlaub) und intensive, individuell angepasste Lichtschutzmaßnahmen, besonders zu Beginn des Urlaubs. Antioxidantien wie Vitamin E und C und Carotinoide scheinen zusätzlich gute protektive Effekte zu haben.

Die sogenannte Mallorca-Akne mit multiplen kleinen Papulopusteln an lichtexponierten Arealen (ohne Komedonen!) wird als Sonderform einer PLD angesehen und deshalb von einigen Autoren als Papulöse Lichtdermatose bezeichnet.

Photosensitivitätsreaktionen Seltenere sonnenbedingte akute Hautkrankheiten sind photoallergische oder phototoxische Reaktionen auf

  • Externa (photosensibilisierende Pflanzen wie Bärenklau, Sonnenschutzmittel (!), Duftstoffe, externe Therapeutika etc.) oder auf
  • innerlich verabfolgte Substanzen, meist Medikamente (auf Reisen vor allem Antibiotika) oder wiederum pflanzliche Produkte (Tees, Kräuter etc.).

Photosensitivitätsreaktionen erkennt man einerseits an der "Lichtverteilung", denn sie treten primär ausschließlich an lichtexponierten Hautarealen auf, andererseits am Zusammenhang mit einer photosensibilisierenden Substanz: Im Gegensatz zur PLD treten sie nie auf Sonnenbestrahlung allein auf. Das verantwortliche photosensibilisierende Agens wird mit dem Photopatchtest ermittelt bzw. bestätigt. Die wichtigste Therapie ist die Karenz.

Chronische Sonnenschäden Ein größeres Problem stellt die kumulative Sonnen-Überdosierung hinsichtlich chronischer Sonnenschäden und Hautkrebs dar. Die Inzidenz UV-abhängiger Hauttumoren, wie Basaliome, Spinaliome und Melanome, steigt seit Jahren weltweit an. Besonders die weiße Bevölkerung ist davon betroffen. Die Hauptursache wird im Sonnenverhalten der Bevölkerung in der Freizeit und ganz besonders auf Reisen gesehen. Nach einer britischen Studie "konsumieren" die Menschen allein im Urlaub (statistisch in nur 40 Tagen/Jahr) dieselbe UV-Dosis, die sie ansonsten unter Alltagsbedingungen im gesamten übrigen Jahr erhalten.

Trotz Sonnenwarn-Kampagnen ist bei Mitteleuropäern wie auch Bewohnern anderer westlicher Industrieländer ein anhaltender "Sonnenhunger" im Urlaub zu beobachten. Gebräunte Haut gilt für viele nach wie vor als schön und als Zeichen von Gesundheit. Zudem sind infolge des zunehmenden, allen Bevölkerungsschichten zugänglichen Ferntourismus besonders sonnenintensive Urlaube zu allen Jahreszeiten auch für die breite Masse der Bevölkerung möglich geworden. Die dadurch bedingten extrem wechselhaften Sonnenexpositionen mit intermittierenden hohen UV-Dosen auf nicht sonnengewöhnter Haut sind neben einer hohen lebenslangen Kumulativ-Dosis besonders ungünstig. Ein bewusster vernünftiger Umgang mit der Urlaubssonne kann somit einen wichtigen Beitrag zur Hautkrebsprophylaxe leisten.

Allergien und Exantheme

Auf Reisen treten häufiger als zu Hause allergische Hautreaktionen auf. Gründe hierfür sind ungewohnte Konsumartikel und Speisen, Reiseinfektionen und Medikamente.

Urtikaria Eine akute Urtikaria auf Reisen mit juckenden, einige Stunden bestehenden Quaddeln kann durch

  • eine echte IgE-vermittelte Soforttyp-(Typ I)allergische Reaktion (meist bei Atopikern mit bekannter Sensibilisierung),
  • eine Pseudoallergie (nicht IgE-vermittelt) bzw. toxische Reaktion oder
  • ein infektallergisches Geschehen

verursacht sein. Meist ist sie hämatogen ausgelöst, gelegentlich durch direkten Hautkontakt (Kontakturtikaria).

Als Typ I-Allergene kommen in Frage: allergene Nahrungsmittel, oft "versteckt" in Speisen (Gewürze, Milch-/Hühnereiweiß, Fisch in Spuren etc.), Tierkontakt (Katzen, Pferde), Latex. Auslösende Pseudoallergene können Medikamente (v. a. nichtsteroidale Antiphlogistika wie Acetylsalicylsäure, Penicillin u. a.) oder Nahrungsmittelzusatzstoffe wie Konservierungsmittel oder künstliche Farbstoffe sein. Toxische Substanzen, die zu einer Kontakturtikaria führen können, stammen vor allem von Gifttieren (Quallen!) und Giftpflanzen. Infektiöse Ursachen für eine akute Urtikaria auf Reisen sind meist akute Gastroenteritiden oder Helminthosen.

Die Therapie besteht in der Gabe von Antihistaminika, nur bei schwereren Verläufen mit anaphylaktoiden Symptomen (Asthma, Quincke-Ödem: möglich bei TypI-allergischen Reaktionen) kann die Gabe von systemischen Corticosteroiden im Sinne einer Notfallbehandlung erforderlich sein.

Ekzeme Ekzeme (syn. Dermatitiden) sind gekennzeichnet durch Juckreiz, Rötung, Papulovesikeln, Krusten und Schuppen. Allergische Kontaktekzeme setzen eine Spättyp-(TypIV-)Sensibilisierung voraus und treten auf Reisen deshalb vorwiegend bei Personen mit bereits bekannter Kontaktsensibilisierung auf. Auslöser auf Reisen sind meist fremde Produkte mit unbekannten Inhaltsstoffen, v. a. Kosmetika und Körperpflegeprodukte, Sonnenschutzmittel, Insektenrepellents, Gummimasken, Tauchanzüge, Schmuck (Metalllegierungen mit Nickel, Lederschmuck) oder Pflanzen.

Prophylaktisch sollten Personen, bei denen Kontaktsensibilisierungen bekannt sind, die eigenen vertragenen Körperpflegeprodukte, Sonnenschutzmittel etc. von zu Hause mitnehmen oder am Urlaubsort benötigte Produkte nur in der Apotheke unter Vorlage des Allergiepasses kaufen.

Zu toxischen Kontaktekzemen kommt es auf Reisen hauptsächlich durch toxische Pflanzen, Meerestiere und Korallen. Therapeutisch sind die externe Anwendung von Corticosteroiden und bei starkem Juckreiz ggf. systemische Antihistaminika angezeigt. Toxische Quallenkontaktdermatitiden können in schweren Fällen in eine Gewebsnekrose übergehen und bedürfen dann einer intensivierten Therapie.

Exantheme Exantheme sind eine hämatogene Aussaat von monomorphen makulösen, makulopapulösen, gelegentlich auch makulovesikulösen Effloreszenzen, meist symmetrisch, auf dem Boden einer Unverträglichkeit oder Allergie/Infektallergie (gemischte Typ I/Typ III/Typ IV-allergische Reaktionen). Auf Reisen sind Hauptauslöser Medikamente, wie Antibiotika, nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID), Barbiturate/Psychopharmaka, Laxantien/Dyspeptika, oder Virusinfekte.

Bei Südostasien-Urlaubern sind Dengue-Fieber-Exantheme (durch Arboviren) nicht selten, bei Afrika-Urlaubern können Rickettsiosen-Exantheme (durch Rickettsien) vorkommen. Bei einem nicht juckenden Exanthem kommt differentialdiagnostisch auch eine Syphilis (Lues Stadium II, "Roseolen") in Frage.

Die Therapie besteht in der Karenz vom Auslöser bzw. Behandlung des Infektes. Bei ausgeprägteren Exanthemen mit starkem Juckreiz können systemische Antihistaminika, evtl. auch externe Corticosteroide angezeigt sein. Bei bullöser Reaktion muss immer an die Entwicklung einer toxischen epidermalen Nekrolyse gedacht werden, die am häufigsten durch Sulfonamide oder NSAID ausgelöst wird und intensivmedizinische Maßnahmen erfordert.

Hautkrankheiten durch klimatische Faktoren

Unsere Haut ist an unser mitteleuropäisches, gemäßigtes Klima und an die Jahreszeit adaptiert. Im fremden Klima kann es, je nach Art des Klimas und nach individuellem Hauttyp, in der Adaptationsphase zu übermäßigem Schwitzen und Seborrhö oder zur Hautaustrocknung kommen. Die Körperpflege sollte an das Klima angepasst werden; im feucht-warmen Klima benötigt die Haut wegen der hohen absoluten und relativen Luftfeuchtigkeit meist gar keine zusätzliche Hautrückfettung oder -feuchtung mehr, im trockenen Klima dagegen fettere Hautpflege als sonst.

Feuchtes Klima Im feucht-warmen (tropischen) Klima kann es durch Überwärmung und verstärkte Hyperhidrosis zu "Schweißfrieseln" am Stamm (Miliaria), juckenden Bläschen an Handflächen und Fußsohlen (Dyshidrosis) oder irritativer Dermatitis in Hautfalten (inguinale, genitoanale, axillare Intertrigo) kommen. Die Therapie besteht in austrocknenden, desinfizierenden Maßnahmen und Beseitigung von Okklusionsfaktoren (luftige Kleidung). Fette Salben sind absolut kontraindiziert.

Sekundär werden auch bakterielle oder mykotische Hautinfektionen begünstigt. In feucht-warmem Klima kommt es besonders häufig zu Erythrasma (intertriginös: Corynebacterium minutissimum), Trichobacteriosis palmellina (axillare Behaarung: Corynebacterium tenue), Follikulitis (Staphylococcus aureus), Pityriasis versicolor (Stamm: Pityrosporum ovale), Tinea pedis oder T. corporis (Dermatophyten) oder Dermatitis candidomycetica (intertriginös: Candida albicans). Meist ist eine topische Therapie ausreichend, die je nach Infektion antibiotisch oder antimykotisch, desinfizierend und austrocknend ist.

Trockenes Klima Bei vorübergehendem Aufenthalt in einem sehr trockenen Klima (z.B. Wüste oder Hochgebirge) kommt es zur Exsikkation der Haut, vor allem an unbedeckten Körperstellen (Gesicht und Extremitäten). Die Folge sind Cheilitis sicca, Xerose und Exsikkationsekzematid. Zur Therapie sollten vor allem stark rückfettende Salben, ggf. mit Harnstoff, zur Prophylaxe fette Lippenstifte und Hautschutzsalben angewendet werden.

Probleme und Krankheiten durch Ernährungsfehler

Ernährungsumstellung Besonders bei Reisen in fremde Kulturkreise mit einer gänzlich anderen Ernährungsweise müssen sich Geschmack und Verdauung umstellen. Bei dadurch gelegentlich bedingter Hyperazidität und funktionellen Magen-Darm-Störungen kann es bei entsprechend prädisponierten Menschen zu habituellen Aphthen der Mundschleimhaut und auch zu einem Herpes labialis recidivans kommen. Die Therapie ist symptomatisch mit desinfizierenden Pinselungen oder steroidhaltigen Haftsalben für die Aphthen, und austrocknenden desinfizierenden Externa bei Herpes labialis.

Infektionen Durch Nahrungsmittel werden auf Reisen häufiger Infektionskrankheiten übertragen (Hepatitis A, Salmonellose, Helminthosen). Eine oral übertragene Wurmerkrankung der Haut ist die Drakunkulose, die allerdings bei Reisenden unter den üblichen hygienischen Verhältnissen extrem selten ist. Nach oraler Aufnahme mit entsprechend kontaminiertem Wasser durchläuft die Wurmlarve im Menschen als Zwischenwirt ihre weiteren Entwicklungsstadien und tritt schließlich nach ca. 8 Monaten als reifer Wurm (Medinawurm syn. Guineawurm, Dracunculus medinensis) über das Subkutangewebe durch die Haut wieder aus.

Die klassische Therapie ist das fraktionierte Herausziehen des Wurms durch Aufwickeln auf ein Stöckchen in Kombination mit einer systemischen anthelminthischen Therapie (Hetrazan(®), Ivermectin).

Hauterkrankungen durch Sport und Freizeitaktivitäten

Sportausrüstung Im Urlaub wird oft einer bestimmten Sportart intensiv nachgegangen, zu der man zuhause keine Zeit findet. Die Folge sind mechanische Hautschäden wie Blasen, besonders Fußblasen, begünstigt durch okklusive synthetische, oft neue nicht eingetragene Schuhmaterialien und warmes Klima. Therapiert wird mit austrocknender Desinfektion, möglichst unter Belassen der Blasendecke.

Wassersport Beim Aufenthalt und Schwimmen im Meer, in Süßwasserseen und -flüssen und auch in Swimming Pools können verschiedene Hautschäden, -infektionen und -infestationen akquiriert werden. Die wichtigsten sind toxische Quallendermatitis, Dermatitis durch Giftschwämme, Giftschnecken, Giftfische, Seeigelverletzung, "seabather's eruption" (Dermatitis durch Larven der Däumchenqualle Linuche unguiculata syn. "Seeläuse" oder durch die Seeanemone Edwardsiella lineata), "swimmer's itch" (syn. "Schwimmerkrätze", Zerkariendermatitis), Bilharziose, Blutegelbisse, Schwimmbadgranulome (Mycobacterium marinum-Infektion) oder Whirlpool-Dermatitis (Pseudomonas-Infektion). Die beste Prophylaxe besteht darin, vor Ort Informationen über mögliche Gefahren einzuholen und ggf. auf das Baden in natürlichen Gewässern zu verzichten.

Wandern und Trecking Beim Aufenthalt im Freien, vor allem beim Wandern und Trecking, besteht eine erhöhte Exposition gegenüber giftigen Pflanzenarten und tierischen Parasiten. Es kann zu Hautreaktion durch Giftpflanzen und zu Stichen oder Bissen von Mücken, Fliegen, Bremsen, Erntemilben, Raupen, Zecken, Spinnen, Skorpionen oder Schlangen kommen. Wichtig ist weiterhin, dass bestimmte Insekten darüberhinaus Infektionskrankheiten (Malaria, Leishmaniose, Filariosen, Onchozerkose, Borreliose, Rickettsiose etc.) übertragen können. Zur Prophylaxe dienen Repellents und schützende Kleidung (lange Hosen, lange Ärmel, festes Schuhwerk, ggf. Stiefel).

Barfußlaufen Speziell in tropischen Ländern, in denen die hohen Temperaturen zu Barfußlaufen animieren, finden sich im Erdreich Bodensaprophyten und Parasitenlarven, die für den Menschen fakultativ pathogen sind. An Stränden, aber auch sonst sollte der Reisende nie barfuß laufen bzw. nie längere Zeit bei unbedeckter Haut direkten Erdkontakt haben. Mögliche Infektionen bzw. Infestationen durch die intakte Haut entstehen durch Fliegenlarven (tropische Tumbu- oder Dasselfliege Abb. 6), Fadenwürmer (Ancylostoma brasiliense Abb. 1, Strongyloides stercoralis) oder den Sandfloh (Tunga penetrans Abb. 7).

Bagatelltraumata Bei allen Urlaubsaktivitäten wie Wandern, Schwimmen, Sport im Freien und vor allem Barfußlaufen kann es naturgemäß zu Bagatelltraumen kommen, besonders häufig z.B. durch Muscheln oder Korallen beim Schwimmen bzw. am Strand; auch exkoriierte Insektenstiche stellen solche Traumata dar. Diese können vor allem in tropischen Ländern Eintrittspforte für progrediente bakterielle und mykotische Hautinfektionen sein. Dazu zählen: Ekthymata und das relativ therapieresistente "Ulcus tropicum" (Abb. 8).

Grundsätzlich können in tropischen Ländern auch dort endemische chronische Hautinfektionen akquiriert werden; dies kommt allerdings auf Urlaubsreisen sehr selten vor, eher bei längerdauernden Auslandsaufenthalten mit besonderer Erregerexposition, schlechten hygienischen Verhältnissen bzw. reduzierter Immunitätslage. Solche Infektionen sind das Buruli-Ulcus (Mycobacterium ulcerans-Infektion) oder subkutane Mykosen durch Inokulation verschiedener saprophytär im Boden, faulenden Holz etc. vorkommender meist di- und trimorpher Pilze, wie Sporotrichose, Myzetom, Chromoblastomykose oder Lobomykose.

Prophylaktisch sollte nach einer Hautverletzung grundsätzlich immer eine sofortige Wunddesinfektion und antiseptische Weiterbehandlung bis zur Abheilung durchgeführt werden (Polyvidon-Iod-Lösung, alkoholische Tinkturen o.a.).

Sexuell übertragbare Krankheiten

Reisen und erhöhte allgemeine Mobilität bedeuten grundsätzlich auch eine verstärkte sexuelle Promiskuität, ganz abgesehen vom eigentlichen Sextourismus. Somit kommen Geschlechtskrankheiten im Zusammenhang mit Reisen und Auslandsaufenthalten häufiger vor. Bei uns seltene, in anderen Kontinenten aber verbreitete sexuell übertragbare Krankheiten müssen dann auch berücksichtigt werden.

  • Urethritis. Neben Gonorrhö und Chlamydienurethritis sollten auch Mykoplasmenurethritis, und, v.a. bei Frauen, Trichomoniasis und Aminkolpitis ausgeschlossen werden.
  • (Genital-)Ulcus. Die Differentialdiagnosen umfassen Herpes simplex genitalis, Syphilis, Ulcus molle, Lymphogranuloma inguinale und Granuloma venereum.
  • Papeln und Pruritus. Scabies und Pediculosis pubis zählen zu den sexuell übertragbaren Epizoonosen und werden bei Reiserückkehrern nicht selten diagnostiziert.

Einige typische "Reise"-Krankheiten der Haut in Stichworten

Kutane larva migrans (syn. creeping eruption) Die Larve des Hakenwurms Ancylostoma brasiliense lebt im feuchten Sand (Tropen, Subtropen) und dringt aktiv in die intakte Haut, meist des Fußes, ein, wo sie in charakteristischen Windungen intraepidermal weiterwandert (Abb. 1). Therapie: Thiabendazol topisch (5 bis 15%), in schweren Fällen Albendazol p. o. für 2 bis 3 Tage.

Tungiasis Das ebenfalls in den Tropen vorkommende Sandflohweibchen Tunga penetrans hält sich in Sandböden auf und bohrt sich bei Kontakt zu nackten Füßen aktiv in die Haut, meist unter die Zehennägel, und legt intradermal in ca. 3 Wochen bis zu 1000 Eier ab. Therapie: Die entzündlichen Noduli werden inzidiert und der Floh in toto mit Eiern entfernt.

Furunkuloide Myiasis Die Larven tropischer Fliegenarten (südamerikanische Dasselfliege Dermatobia hominis, afrikanische Tumbufliege Cordylobia anthropophaga) werden auf der Haut abgelegt und penetrieren aktiv in die intakte Haut, wo sie verbleiben und sich entwickeln. Therapie: Die entstehenden entzündlichen Nodi mit zentralem Porus, in denen oft Larvenbewegungen bemerkbar sind, werden chirurgisch eröffnet und die Larve entfernt (Abb. 6).

Loiasis Speziell in Äquatorialafrika können durch Bremsenstiche Larven der Wanderfilarie Loa loa (Fadenwurmart) übertragen werden. Sie führen zu einer meist nur wenige Tage anhaltenden Schwellung der Haut (syn. Kamerun- oder Calabar-Schwellung, Abb. 5); die Infektion ist in der Regel begleitet von einer hohen Eosinophilie, oft IgE-Erhöhung. Die Diagnostik mit Nachweis der Mikrofilarien (Anreicherungsverfahren) kann schwierig sein. Therapie: Systemische Therapie mit Hetrazan(®) oder Ivermectin.

Kutane Leishmaniose Durch Stiche von Sandmücken (Phlebotomus) werden die Protozoen Leishmania, meist L. major, L. tropica oder L. aethiopica (Leishmanien der Alten Welt: Naher und Mittlerer Osten, Nordafrika, Asien), übertragen. Sie führen in der Regel zu einem entzündlichen kutanen Knoten an der Einstichstelle (Orientbeule, Abb. 4), der unbehandelt nach ca. 1 Jahr unter Hinterlassung einer Narbe abheilt. Die Erreger sind im Direktpräparat mit der Giemsa-Färbung nachweisbar. Therapie: Exzision, Kryotherapie. Selten kommt es zu rezidivierenden oder diffusen kutanen Leishmaniosen. Diese müssen wie auch die viszeralen Formen (vorwiegend durch Leishmanien der Neuen Welt: Mittel- und Südamerika) systemisch mit Antimonpräparaten (Pentostam(®), Glucantime(®)) behandelt werden.

Ulcus tropicum Auf Reisen in tropischen Ländern können sich aus banalen Hautverletzungen durch gemischte Superinfektionen (Streptokokken, Staphylokokken, gramnegative Erreger, Fusobacterium fusiforme, Treponema vincenti) progrediente therapieresistente Ulzera entwickeln (Abb. 8). Therapie: Die Therapie richtet sich nach der Kultur und dem Antibiogramm und umfasst eine ganze Palette von antimikrobiell wirksamen Substanzen. Meist ist eine Mehrfachtherapie erforderlich, als gut wirksam hat sich in vielen Fällen eine Kombination mit Metronidazol erwiesen.

Zerkariendermatitis (syn. swimmer's itch) In Seegewässern, an heißen Tagen auch bei uns in Mitteleuropa, können Larven der Saugwurmart Trichobilharzia ocellata oder T. scidati (Schistosomen) vorkommen und in die Haut penetrieren. Sie sterben in der Haut ab, führen aber zu einer unspezifischen, juckenden kleinpapulösen Dermatitis (Abb. 3). Therapie: Die Therapie ist antipruriginös.

Quallendermatitis Abgesehen von hochgiftigen Quallenarten mit Todesfällen nach Giftkontakt durch Neurotoxine (Portugiesische Galeere Physalia physalis, Seewespe Chironex fleckeri) führen die meisten der für den Menschen gefährlichen Quallen in erster Linie zu Hautreaktionen, die von erythematösen über urtikarielle, vesikulöse, ekzematöse, granulomatöse bis zu nekrotischen Reaktionen reichen (Abb. 2). Die je nach Quallenart unterschiedlichen Gifte können sowohl toxisch als auch immunogen wirken, wodurch sich das breite Spektrum der Reaktionen erklärt. Therapie: Sofortmaßnahmen nach toxischem Quallenkontakt: Übergießen mit Essig, notfalls Wein (oder Papaya-Fruchtfleisch), wenn zur Hand, auch Isopropylalkohol, dadurch Fixation der Nesselkapseln (kein Süßwasser!). Entfernen der Tentakelreste mit Pinzette oder anderem scharfen Gegenstand, dabei unbedingt Eröffnung weiterer Nesselkapseln vermeiden (kein Abreiben). Dermatologische Therapie wie bei akuter Dermatitis (Corticosteroide, Antihistaminika).

Seeigelverletzungen Seeigelstacheln können sich tief in die Haut, meist an den Fußsohlen, bohren und zu starken Schmerzen und Entzündungen führen. Therapie: Die Stacheln sind aufgrund von Widerhaken schwer zu entfernen; an der Fußsohle empfiehlt sich ein vorheriges Aufweichen der Haut mit einer 5%igen Salicylcreme/-vaseline; wichtig ist, dass die Stacheln im Ganzen entfernt werden, da verbleibende Reste zu Infektionen und Fremdkörperreaktionen führen. Antiseptische Wundbehandlung ist erforderlich.

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