Arzneimittel und Therapie

Herzinfarkt: Prävention mit Antibiotika?

In einer englischen Fall-Kontroll-Studie konnte gezeigt werden, dass die Einnahme eines Tetracyclins oder Chinolons die Herzinfarktrate senkt. Noch sind aber zu viele Fragen offen, um eine Herzinfarktprävention mit Antibiotika zu empfehlen. Nach wie vor sollte die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck und Hyperlipidämie im Vordergrund stehen.

In jüngster Zeit gewinnt die Hypothese, dass zwischen einem Herzinfarkt und einer bakteriellen Infektion ein kausaler Zusammenhang besteht, zunehmend an Bedeutung. Man vermutet, dass Bakterien, beispielsweise Chlamydia pneumoniae oder Helicobacter pylori oder auch das Zytomegalievirus bei der Ätiologie der koronaren Herzkrankheit und des Myokardinfarkts eine Rolle spielen. Wenn tatsächlich ein solcher Zusammenhang besteht, müßten folglich Patienten, die - aus was für Gründen auch immer - Antibiotika eingenommen haben, ein geringeres Myokardrisiko aufweisen. Eine in England durchgeführte Studie beschäftigt sich mit diesem Problem.

Fall-Kontroll-Studie

Für die Studienanalyse standen die Daten von 3315 bislang herzgesunden Patienten ohne Risikofaktoren wie Hyperlipidämie, Diabetes oder Bluthochdruck zur Verfügung, die zwischen 1992 und 1997 ihren ersten Herzinfarkt erlitten hatten. Als Vergleich wurden die alters- und geschlechtsbezogenen Daten von weiteren 13139 Patienten ohne Myokardinfarkt herangezogen. Bei allen Patienten konnte retrospektiv festgestellt werden, ob sie in dem dreijährigem Zeitraum vor ihrem Herzinfarkt ein Antibiotikum (Tetracycline, Makrolidantibiotika, Sulfonamide, Penicilline, Cephalosporine oder Chinolone) eingenommen hatten. Mit Hilfe statistischer Analysen wurde ermittelt, ob ein Zusammenhang zwischen der Herzinfarktrate und dem Gebrauch von Antibiotika besteht.

Protektive Wirkung von Tetracyclinen und Chinolonen

Nach Berücksichtigung des Rauchverhaltens und des Körpermassenindex ergaben sich folgende Resultate:

  • Patienten, die ein- oder mehrmals ein Tetracyclin oder Chinolon eingenommen hatten, erlitten weniger häufig einen Herzinfarkt als Patienten, die kein Antibiotikum eingenommen hatten (odds ratio für Tetracycline 0,70; p ≤ 0,01; odds ratio für Chinolone 0,45; p = 0,04).
  • Die Einnahme von Makroliden (insbesondere von Erythromycin), Sulfonamiden, Penicillinen oder Cephalosporinen wirkte sich nicht auf die Herzinfarktrate aus.

Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass tetracyclin- und chinolonempfindliche Erreger eine Rolle in der Pathogenese eines Herzinfarkts spielen können. Noch ist aber nicht definitiv geklärt, welche Erreger es tatsächlich sind und wie sie an der Entstehung eines Herzinfarkts beteiligt sind. Um eine mögliche präventive Wirkung von Antibiotika genauer einschätzen zu können, sind weitere Studien erforderlich. Zwischenzeitlich sollte man sich darauf beschränken, die bekannten Risikofaktoren wie Hyperlipidämie, Bluthochdruck und Zigarettenrauchen zu bekämpfen.

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