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Neue Approbationsordnung: Klinische Pharmazie - was wird gelehrt, was wird gefor

MAINZ (diz). Seit Januar gibt es in Deutschland an der Uni Bonn einen Lehrstuhl für -Klinische Pharmazie, den ersten seiner Art. Er wurde im Vorgriff auf die neue Approbationsordnung geschaffen, mit der das Fach Klinische Pharmazie in die Ausbildung der Pharmazeuten eingeführt wird. Im Rahmen des APV-/DPhG-Hochschulforums am 14. und 15. Januar in Mainz stellte Prof. Dr. Jaehde, Inhaber dieses neuen Lehrstuhls, seine Ziele in Lehre und Forschung vor.

Klinische Pharmazie sieht Jaehde als -patientenorientierte Pharmazie. Der Unterschied zu anderen pharmazeutischen Disziplinen besteht in einer Interdisziplinarität, vor allem mit der Medizin, und in einer großen Praxisnähe. Die Klinische Pharmazie nimmt nach seiner Definition eine Brückenfunktion ein zwischen den pharmazeutischen Wissenschaften und der pharmazeutischen Praxis oder zwischen der Grundlagenforschung und der Arzneimittelanwendung.

Gute Erfahrungen in der Krankenhauspharmazie

Die Anfänge der Klinischen Pharmazie in Deutschland gehen zurück auf Erfahrungen von Krankenhausapothekern, die Anfang der 80er Jahre Erfahrungen in Klinischer Erfahrung von den USA mit nach Deutschland brachten. Ab Mitte der 80er Jahren wurden bereits Seminare in Klinischer Pharmazie an den Universitäten gehalten, und Anfang der 90er Jahre entdeckte auch die ABDA die Klinische Pharmazie, hier in Gestalt der pharmazeutischen Betreuung. Heute ist die Klinische Pharmazie in Deutschland repräsentiert durch einen Lehrstuhl, durch eine Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie, die in der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft angesiedelt ist, und durch eine Gesellschaft für Klinische Pharmazie, die 1992 gegründet wurde.

Ziel: Optimierung der Arzneitherapie am Patienten

Die Forschung in Klinischer Pharmazie hat sich zum Ziel gesetzt, die Arzneimitteltherapie am Patienten zu optimieren. Als Voraussetzung für eine effiziente Forschung sieht Jaehde die Notwendigkeit, eine funktionierende Infrastruktur für klinisch-pharmazeutische Forschungsprojekte zu schaffen. Es müssen Promotions- und Habilitationsmöglichkeiten gegeben sein, die Kooperation mit anderen Disziplinen und Förderungsmöglichkeiten (Drittmittel).

Forschungsprojekte im Fach Klinische Pharmazie könnten entstehen aus praxisrelevanten Fragestellungen, aber auch aus präklinischen Ergebnissen. Solche Ideen und Fragestellungen müssten dann als Forschungsprojekt konzipiert werden, die Durchführung der Projekte erfolgt mit wissenschaftlichen Methoden. Am Schluss steht die praxisgerechte Aufarbeitung und die Anwendung der Ergebnisse am Patienten. Jaehde betonte, dass Fragen und Projekte aus der Praxis nichts mit Unwissenschaftlichkeit zu tun haben.

Forschungsgebiet: die richtige Zytostatikadosierung

Als eigenes Forschungsgebiet in Klinischer Pharmazie stellte Jaehde Fragestellungen zur richtigen Zytostatikadosierung vor. Bisher würden Zytostatika nach Körperoberfläche dosiert, was bei genauer Betrachtung nicht zu rechtfertigen sei, da oft keine Beziehung zur Pharmakokinetik bestehe. Besser sei dagegen eine adaptive Dosierung, eine individuelle Dosis mit pharmakokinetischen Parametern als Zielgröße. Man müsse sich mit der Beziehung zwischen Dosis und Pharmakokinetik befassen und untersuchen, wodurch die Pharmakokinetik beeinflusst werde. Als weitere Fragen ergeben sich die optimale Zielkonzentration und die Bioverfügbarkeit (Zielgröße A und C).

Neue Ansätze in der Lehre

Die Lehre in der Klinischen Pharmazie kann, so Jaehde, von neuen Lernmethoden profitieren, so zum Beispiel von einem -problem based learning, wo sich die Studenten anhand von vorgebenen Problemen mit der Materie befassen und in Form von Referaten Lösungen darstellen. In der Klinischen Pharmazie werden also in erster Linie konkrete Problemfälle behandelt. Wünschenswert wären gemeinsame Veranstaltungen im Fach Arzneimitteltherapie zusammen mit Medizinstudenten.

Gelehrt wird die Klinische Pharmazie von Hochschullehrern, die mit diesem Fach betraut sind, sich auf diesem Gebiet qualifiziert haben, Forschungsleistungen erbracht und Lehrerfahrung haben. Darüber hinaus werden einzelne Gebiete der Klinischen Pharmazie aber auch von Praktikern aus Krankenhaus und Offizin, die Lehrerfahrung haben, gelehrt. In die Lehre einbezogen werden selbstverständlich auch Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter in fachklinischer Pharmazie. An einigen Universitäten bestehen bereits Lehrveranstaltungen mit Vorlesungen, Seminaren und Praktika, so beispielsweise in Freiburg, Marburg, Berlin, Tübingen, Mainz, Halle und Bonn.

Jaehdes Fazit: Die Klinische Pharmazie bringt

  • für Studenten eine praxisorientierte Ausbildung,
  • für die pharmazeutischen Wissenschaften eine bessere Beziehung zu Patienten und zur Klinik,
  • für die Mediziner ein partnerschaftliches Verhältnis mit den Apothekern,
  • für den Apotheker ein weiteres Standbein und für die Patienten eine Therapie, die sicherer und effektiver ist.

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