Arzneimittel und Therapie

Randnotiz: Wer schön sein will...

Finasterid ist das erste orale Arzneimittel zur Behandlung der androgenetischen Alopezie, dessen Wirksamkeit in klinischen Studien mit über 1000 Männern nachgewiesen ist. Der 5-Alpha-Reduktasehemmer hemmt die Bildung von Dihydrotestosteron und wird bisher schon in einer Dosierung von 5 mg täglich zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie eingesetzt. Die Dosierung zur Behandlung des Haarausfalls ist geringer: Hier werden 1 mg täglich verwendet. Bei 83% der Männer stoppte Finasterid in klinischen Studien den Haarausfall, bei 66% der mit Finasterid behandelten Männer wuchsen die Haare wieder nach. Allerdings müssen die Haarwurzeln für eine erfolgreiche Behandlung noch vorhanden sein, bei vollständigem Verlust ist Finasterid wirkungslos. Die Verträglichkeit des 5-Alpha-Reduktasehemmers ist gut. Eine verminderte Libido trat lediglich bei 1,8% (Plazebo 1,3%) und eine erektile Dysfunktion bei 1,3% (Plazebo 0,7%) der Verumgruppe auf.

Diese Ergebnisse wurden bei einer Anwendungsdauer von bis zu zwei Jahren erzielt. Das Arzneimittel muss täglich eingenommen werden und entfaltet vielfältige Wirkungen auf das Hormonsystem. In den klinischen Studien wurden bis jetzt zwar keine relevanten Nebenwirkungen festgestellt. Doch was passiert, wenn viele Tausend Männer ab etwa 30 Jahren dieses Präparat dauerhaft einnehmen, kann heute noch niemand vorhersagen. Manche unerwünschte Wirkungen zeigen sich erst bei breiter Anwendung über viele Jahre. Lohnt sich dieses Risiko, um ein paar kostbare Haupthaare zu retten? Und was nützt die Rettung, wenn im Gegenzug die Libido sinkt? Viagra hilft dann auch nicht weiter.

Auf jeden Fall müssen die Männer für die (vermeintlich) höhere Attraktivität tief in die Tasche greifen: 28 Tabletten kosten DM 109,74, für 98 Stück muß der Kunde DM 374,08 hinblättern. Der erwünschte prachtvolle Schopf kostet damit jährlich über tausend Mark. Mit etwas Phantasie hat man(n) mit diesem Betrag auch andere Möglichkeiten, seine Herzallerliebste zu erfreuen...

Bettina Hellwig

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