Kommentar

Warum hört keiner auf die Weisen?

Vor wenigen Tagen veröffentlichte der Sachverständigenrat für die Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sein Gutachten 1999/2000. Fünf Spitzenprofessoren der Wirtschaft - auch bekannt als "die fünf Weisen" - haben mit ihrem Mitarbeiterstab die wirtschaftliche Lage der Bundesrepublik sondiert und sich Gedanken zu Prognosen fürs neue Jahr gemacht. Im vierten Kapitel unter Ziffer 239 setzen sie sich mit dem vom Bundestag verabschiedeten Gesetz zur Gesundheitsreform auseinander. Sie erteilen ihm keine guten Noten. Im Gegenteil: Wenn man eine Neuregelung im Gesundheitswesen schaffen will, um Kosten zu dämpfen, dann ist diese Gesundheitsreform 2000 schon vom Ansatz her verfehlt, sagen die Wirtschaftsprofessoren. Ihre deutliche Prognose: Die Initiative, durch Vorgabe eines Globalbudgets Ausgaben begrenzen zu wollen, wird scheitern.

Sie begründen ihre Skepsis vor dem Hintergrund ihrer Analyse, mit der sie, wie ich meine, auf jeden Fall recht haben dürften. Der eine Hauptgrund: Sie sehen das ständig verbesserte Angebot im Gesundheitswesen aufgrund des medizinisch-technischen Fortschritts. Mit dem wachsenden Wohlstand steigt die Nachfrage überproportional an. Der andere Hauptgrund: Sie erkennen, dass die Versicherten und Leistungsanbieter das System unserer Krankenversicherung ausbeuten können. Während der medizinischer Fortschritt erwünscht und die erhöhte Nachfrage danach verständlich ist, muss man das Augenmerk folglich darauf richten, wie man eine Systemausbeutung verhindert werden kann. Und das geht nicht mit Reglementierungen durch eine zentrale Behörde, sagen die Gutachter.

Statt auf verkappte sozialistische und zentralistische Elemente, wie die Gesundheitsministerin sie propagiert, setzen unsere fünf Wirtschafts-Weisen auf Selbstvorsorge und das Eigeninteresse der Versicherten, aber auch auf mehr Wettbewerb zwischen den Krankenkassen und bei den Leistungsanbietern. Die Versicherten sollten mehr Wahlfreiheit bekommen beim Umfang der versicherten Leistungen und der Selbstbeteiligung. Sie schlagen zusätzlich vor, die Versicherungspflicht vom Arbeitsverhältnis abzutrennen, um den Zusammenhang zwischen Pflichtbeiträgen und Lohnnebenkosten aufzulösen.

Ich halte diese Vorschläge für vernünftiger als alles rotgrüne Flickwerk, das uns in den letzten Monaten geboten wurde. Diese Gedanken und Vorschläge würden zu einer wirklichen Reform unseres Gesundheitswesens führen, die dann den Namen Reform 2000 auch verdienen würde. Warum nur hört keiner auf die Weisen? Peter Ditzel

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