Randnotitz

Wer zu spät kommt...

Auch wenn es vieles zu kritisieren gibt: Das neue Gesetzespaket zur Gesundheitsreform bietet auch Chancen. Und sogar Geld für neue Leistungen. Gemeint ist der Verbraucherschutz, der gestärkt und auf unabhängige Beine gestellt werden soll, finanziert von den Beitragsgeldern der Versicherten. Der Hintergrund für diesen gesetzgeberischen Akt: Man möchte den Patienten herausholen aus seiner im wahrsten Sinne des Wortes leidenden, passiven Rolle, seine Eigenverantwortung stählen, ihn zur aktiven Mitarbeit an seiner eigenen Gesundheit befähigen, ihm mehr Rechte und Teilhabe einräumen. Um sich dem neuen gesundheitspolitischen Leitbild zu nähern, braucht der Patient bzw. Verbraucher Informationen und Wegweiser, Rat und Entscheidungshilfen. Dies umso mehr, je heftiger der vom Gesetzgeber ebenso gewünschte Wettbewerb der Leistungsanbieter untereinander tobt.

Dass sich die Mitgliedsorganisationen der ABDA aktiv mit eigenen Angeboten einbringen und den Verbraucher und Patienten beim ordnungsgemäßen Umgang mit Arzneimittel fördern - das war Inhalt eines Antrags, der vorletzte Woche beim Apothekertag in Leipzig gestellt wurde. Die Antragstellerin wies darauf hin, dass es bereits jetzt Call-Center gebe, die ihre Mitglieder zu Gesundheitsfragen beraten, Arzneimittelinformationen geben, Beipackzettel erläutern. Die dort tätigen Berater mögen zwar eine anerkennenswerte Ausbildung etwa als Arzthelferin oder ähnliches vorweisen können. Ob sie für Arzneimittelfragen die Kompetenz haben, die auch der Gesetzgeber sich wünscht, mag dahingestellt sein. Warum also beanspruchen wir nicht den Acker, der uns zusteht?

Beim Apothekertag wurde der besagte Antrag "an einen Ausschuss verwiesen" - was erfahrungsgemäß einer Beerdigung "zweiter Klasse" gleichkommt. Warum hatte man nicht den Mut, in die Zukunft gerichtet zu diskutieren? Warum wartet man wieder einmal zu - bis sich andere etabliert haben?

Gott sei Dank rührt sich mancherorts bereits was unter den Kolleginnen und Kollegen, wenn auch regional und in kleinem, privat organisierten Maßstab. Doch wenn sich die Pfiffigsten erstmal breit gemacht haben, wird es schwer, eine vom gesamten Berufsstand getragene Institution auf Bundesebene zu etablieren, wie sie der Antragstellerin in Leipzig wohl vorschwebte.

Zugegeben, ein Acker muss beackert werden. Vielleicht ist das manch einem zu unbequem. Aber dann soll er sich später nicht beklagen, wenn ein anderer die Früchte erntet.

Reinhild Berger

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