Kommentar

Das Großereignis

Als die Apotheker 1992 nach Bonn zogen, um ihre Transparente auszurollen und mit einem Demonstrationszug und einer Kundgebung gegen die Reformvorschläge aus dem Hause Seehofer zu protestieren, war das schon eine einmalige Sache und so noch nie da gewesen. Ob es damals genützt und das Ministerium von Vorhaben abgebracht hat, lässt sich sicher nicht mit ja oder nein beantworten - man weiß auch nicht, was passiert wäre, wenn die Demo nicht stattgefunden hätte. Auf die Aktion und die Anliegen der Apotheker aufmerksam wurde der Minister allemal.

Was jetzt am kommenden Mittwoch in Berlin stattfinden wird, ist wieder einmalig - eine Demo und Kundgebung aller Heilberufe in dieser Größenordnung gab es in der Geschichte noch nicht und wird es wohl - zumindest in unserem Jahrhundert - nicht so schnell wieder geben. Mit einem "Mega-Event" demonstriert das "Bündnis Gesundheit 2000" unter dem Motto "Gesundheitsreform? - Lachen allein macht nicht gesund" gegen die Pläne der rot-grünen Regierung, unser Gesundheitswesen mit Globalbudget, Benchmarking, Datentransfers, Positivliste, Importarzneimitteln und Rationierungsmaßnahmen reformieren zu wollen. Beschäftigte im Krankenhausbereich, Ärzte und Zahnärzte sowie Apotheker als "Bündnis Gesundheit 2000" sind sich einig: Wenn die Reform wie geplant umgesetzt wird, haben die Maßnahmen desaströse Folgen für die Versorgung der Patienten mit Gesundheitsleistungen, aber auch für alle Angehörigen der Heilberufe.

Mit der Großdemo soll die Ministerin darauf aufmerksam gemacht werden, dass mit der Reform ein falscher Weg beschritten wird. Wenn am gleichen Tag in Berlin die Experten vor dem Gesundheitsausschuss des Bundestages Stellung nehmen zu Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln, dann sollten Frau Fischer und ihre Referenten genau hin- und nicht - wie bisher - weghören, auf die Änderungsvorschläge, die von den Verbänden vorgelegt wurden, eingehen und ernsthaft darüber diskutieren. Bisher erhielt man den Eindruck, dass Anhörungen dieser Art nur pro forma abliefen, was danach gemacht wurde, stand eh schon vorher fest. So kann es nicht mehr weitergehen.

Das Großereignis in Berlin, das das Bündnis mit über 600000 DM finanziert, wird beeindruckend sein. Der Demonstrationszug wird vom Robert-Koch-Platz vorbei an der zum Teil verhüllten Charité durch mehrere Straßen, u. a. der Einkaufsmeile Friedrichstraße, zum Gendarmenmarkt ziehen, wo dann die Kundgebungen, aber auch die Spektakel stattfinden. Ein Drahtseilkünstler soll z. B. symbolisch für das Gesundheitswesen abstürzen.

Kommen Sie nach Berlin! Zeigen Sie mit Ihrer Teilnahme, dass Sie mit den Plänen zur Gesundheitsreform 2000 nicht einverstanden sind. Es geht um die Gesundheit und die Versorgung Ihrer Patienten und letztlich um Ihre Zukunft.

Peter Ditzel

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