Kommentar

Mehr als unbefriedigend

Das Handelsblatt hat diese Meldung in der vergangenen Woche in die Überschrift eines Wirtschaftsbeitrags über die ABDA-Pressekonferenz in Berlin genommen: "Ein Apotheker verdient im Schnitt 133000 DM brutto." An dieser Überschrift ist so gut wie nichts richtig. Dabei hatte es Dr. Diener, der ABDA-Mann für Wirtschaft und Soziales, deutlich erklärt: 133000 DM ist das Einkommen vor Steuern des Leiters einer typischen Apotheke.

Und er machte weiter deutlich: Dieses Einkommen lag unter dem von 1992! Von diesem Betrag gehen außerdem noch ab Steuern, die Absicherung für den Krankheitsfall, die Altersvorsorge und die Versicherung für die Berufsunfähigkeit - und der Apotheker trägt das volle wirtschaftliche Risiko für seine Apotheke. Sie wissen selbst, was bei Abzug der Abgaben vom Brutto noch übrigbleibt. Ein Wert, bei dem wir, wie ich meine, keinen Sozialneid fürchten müssen, auch im Vergleich zu anderen akademischen Freien Berufen. Die Einkommensentwicklung ist alles andere als überzogen und wohl mehr als unbefriedigend.

Der in Berlin vorgestellte Wirtschaftsbericht 1998 zu Deutschlands Apotheken lässt generell keinen Jubel aufkommen (siehe den Bericht in unserer letzten DAZ-Ausgabe). Das betriebswirtschaftliche Ergebnis insgesamt war im vergangenen Jahr unbefriedigend, die Handelsspanne ist weiter abgesunken, die Kostenbelastung nahezu gleich geblieben. Zwar ist der Gesamtumsatz um 5,5% gestiegen, aber Umsatz ist eben nicht gleich Gewinn.

Deutlich zurück gegangen sind die abgegebenen Mengen an Arzneimitteln in der Verordnung und in der Selbstmedikation - ein Zeichen dafür, dass die Ärzte unter Budgetdruck weniger verordnen, und den Kunden das Geld für Zusatzkäufe nicht mehr so locker sitzt (Stichwort erhöhte Zuzahlungen).

Nahezu unverändert geblieben ist die Umsatzstruktur. Noch immer dominiert die starke Abhängigkeit vom Verordnungsmarkt und damit von den Krankenkassen: Knapp 80% des Gesamtumsatzes von 4,79 Mrd. DM werden über das Rezept abgewickelt. Im Selbstmedikationsbereich hat sich kaum etwas verändert (14,5%).

Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft: Wir werden auch weiterhin von den Verordnungen abhängig bleiben und so mit sinkenden Renditen leben müssen. Der Selbstmedikationsbereich wird sich in naher Zukunft nicht ausweiten. Mittelfristig sehe ich da allerdings Chancen - wenn wir Apotheker hier aktiv werden. Der Wunsch, etwas für seine Gesundheit zu tun, ist bei den Kunden stark ausgeprägt. Also, empfehlen wir ihnen aktiv unsere Produkte, bevor sie sie bei Aldi, Schlecker und Co. mitnehmen. Die OTC-Messe in Hamburg in der vergangenen Woche zeigte es: Der Drogeriehandel rüstet auf bei den freiverkäuflichen Arzneimitteln.

Peter Ditzel

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