Prisma

Krebstherapie: Tumoren unter Beschuß

Im niederländischen Petten wurde vor kurzem die erste europäische Einrichtung zur Neutroneneinfang-Therapie eröffnet.

In den nächsten drei Jahren sollen dort im Rahmen einer Studie vierzig Patienten von Medizinern der Universität Essen behandelt werden. Die Behandlungsmethode beruht auf der gezielten Einschleusung von Bor in die Krebszellen und der anschließenden Bestrahlung des Gewebes mit langsamen Neutronen. Treffen diese auf die Boratome, finden Kernreaktionen statt, die zur Zerstörung der "borbeladenen" Krebszellen führen. Die Einschleusung der Boratome erfolgt durch die Gabe einer schwefelhaltigen, anorganischen Borverbindung, BSH genannt, die sich nur in den Tumorzellen anreichert, gesunde Hirnzellen dagegen nicht besetzt. Mit dieser Methode gelang es japanischen Wissenschaftlern bereits Ende der 60er Jahre, Hirntumore zu bekämpfen. Allerdings wurden damals keine klinischen Studien durchgeführt. Bei der europäischen Studie soll nun geklärt werden, ob und inwieweit sich die Neutroneneinfang-Therapie tatsächlich dazu eignet, Tumorzellen zu zerstören, ohne gesundes Gewebe anzugreifen. Auch sollen genauere Daten über die Toxizität vom BSH und die Vorgänge der Boranreicherung gewonnen werden. Insgesamt hoffen die Wissenschaftler, am Ende der Studie in der Lage zu sein, Aussagen über die optimale BSH- und Strahlendosis für die Tumortherapie machen zu können und somit die Voraussetzungen für den klinischen Einsatz der neuartigen Behandlungsmethode zu schaffen.

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