Arzneimittel und Therapie

Therapie der Osteoporose: Milch alleine ist zu wenig

Eine Ernährung, die ausreichend Milch und Milchprodukte - und damit Calcium - enthält, kann einer Osteoporose vorbeugen. Ist bereits Knochendichte verlorengegangen oder die Osteoporose schon manifest, läßt sich mit Milch allein jedoch weder Wirbelbrüchen noch Oberschenkelhalsbrüchen wirksam vorbeugen.

Als Basistherapie zur Prävention der Osteoporose und ihrer Folgeerscheinungen gilt eine optimale Calciumzufuhr, bei älteren Patienten eventuell in Kombination mit Vitamin D, sowie ausreichende körperliche Aktivität. Bisphosphonate als antiresorptive Substanzen bewirken eine Verbesserung der Mineralisation des Knochens, allerdings keinen Massenzuwachs. Fluoride dagegen wirken osteoanabol, das heißt, sie führen zu einer echten Verdickung des Knochens. Ein zu rascher Anstieg der Knochendichte, wie er bei hohen Fluoridgaben gesehen wird, führt allerdings zu einem minderwertigen Knochengewebe. Ideal scheinen Anstiegsraten von 4 bis 6 Prozent pro Jahr zu sein. Dies kann durch eine niedrig dosierte Therapie mit 15 bis 20 mg verfügbaren Fluoridionen pro Tag erreicht werden. Bisphosphonate und Fluoride eignen sich prinzipiell für die Früh- und Spättherapie der Osteoporose - je nach individueller Situation des Patienten. Für konkrete, allgemeingültige Empfehlungen scheint es noch zu früh zu sein. Sicher ist jedoch, daß bei postmenopausalen Frauen nach wie vor die Östrogensubstitution an vorderster Stelle präventiver bzw. frühtherapeutischer Maßnahmen steht. Ist die Hormonsubstitution allerdings kontraindiziert, kann die kombinierte Gabe von Calcium und Fluorid bereits in der Frühtherapie eine Alternative anbieten.

Kombinierte Therapie mit Calcium und Fluoriden
Der Vorteil einer kombinierten Calcium-Fluorid-Therapie im Vergleich zur Calciummonotherapie läßt sich in verschiedenen Studien zeigen. So lag in einer Therapiestudie mit 134 Frauen die Zahl der Wirbelbrüche nach drei Jahre unter der Kombinationstherapie deutlich niedriger als unter der Behandlung mit Calcium - unabhängig davon, ob die Patientinnen Natriummonofluorphosphat kontinuierlich oder intermittierend erhielten. Entsprechend weniger Patientinnen erlitten innerhalb des Beobachtungszeitraums einen Oberschenkelhalsbruch, nämlich 9 bzw. 17 in den beiden Fluoridgruppen gegenüber 30 in der Calciumgruppe. Ähnlich positiv waren Untersuchungen an 60 Männern mit idiopathischer Osteoporose im Stadium 1, die ebenfalls über drei Jahre entweder nur mit Calcium oder intermittierend mit Calcium/ Natriummonofluorphosphat behandelt wurden. Unter der Kombinationstherapie stieg die Knochendichte um 3% jährlich, während die Dichtewerte unter der Behandlung mit Calcium leicht zurückgingen. Am Studienende war die Zahl der Patienten mit Kombinationstherapie, die eine manifeste Osteoporose hatten, deutlich niedriger. Besonders positiv auf die Knochendichte scheint bei postmenopausalen Frauen die Kombination einer Hormonersatztherapie mit Natriummonofluorphosphat zu wirken. Innerhalb von einem Jahr stieg die Knochendichte unter der Therapie mit Natriummonofluorphosphat um 2,4%, unter Hormonersatztherapie um 4% und unter der Kombination um 11,8%.

Probleme der Fluoridtherapie - und wie man sie in den Griff bekommt
Die Fluoridtherapie war vor einigen Jahren in die Diskussion geraten. Inzwischen wurden neue Kenntnisse gewonnen, wie sie sich optimal gestalten läßt:
- Die Fluoridtherapie sollte zur Unterstützung der Knochenbildung durch regelmäßige Bewegung ergänzt werden.
- Um eine Untermineralisation zu verhindern, muß zusätzlich immer Calcium, bei älteren Patienten eventuell auch Vitamin D, eingenommen werden. Natriummonofluorphosphat-Präparate sind im Gegensatz zu Natriumfluorid gleichzeitig mit Calcium applizierbar.
- Um negativen Effekten von Fluoriden auf die kortikalen Knochen vorzubeugen, muß mit einer vergleichsweise niedrigen Dosis von 10 bis 20 mg pro Tag therapiert werden. So wird offenbar die Ausbildung eines unreifen, mechanisch minderwertigen Knochen verhindert.
- Die Behandlungsdauer sollte maximal drei bis vier Jahre betragen. Tritt eine Niereninsuffizienz auf, muß die Therapie beendet werden.
- Die Dosis sollte reduziert werden, wenn die alkalische Phosphatase um 50% ansteigt. Ein generelles Monitoring der Serumfluoridspiegel gilt als zu aufwendig.
- Wenn Schmerzen im Bereich der Sprunggelenke auftreten, sollte eine Therapiepause von drei bis vier Wochen eingelegt werden.






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