Arzneimittel und Therapie

Weniger Metastasen durch Bisphosphonate?

Möglicherweise gibt es ein neues Indikationsgebiet für Bisphosphonate. In einer Heidelberger Studie konnte durch die frühzeitige Gabe von Clodronat die Bildung von Knochenmetastasen bei Brustkrebs beeindruckend gesenkt werden.


Für die prospektive und randomisierte Studie der Universitätsklinik Heidelberg wurden 302 Frauen mit Brustkrebs (Ersterkrankung) ausgewählt, bei denen ein hohes Risiko für Fernmetastasen vorlag, d. h. zum Zeitpunkt der Operation wurde immunozytochemisch mindestens eine Tumorzelle im Knochenmark entdeckt. Postoperativ wurden die Frauen in zwei Gruppen eingeteilt; 157 Patientinnen erhielten während zwei Jahren einmal täglich 1600 mg Clodronat (Ostac(r)), die verbleibenden 145 Frauen dienten als Vergleichsgruppe. Die weitere Therapie umfaßte je nach Art des Tumors eine Chemotherapie (Cyclophosphamid/Methotrexat/Fluorouracil oder Kombinationen mit Epirubicin), Tamoxifen, Goserelin, eine Kombination von Chemotherapie und endokriner Therapie oder keine weiteren medikamentösen Maßnahmen.

Deutlich weniger Knochen- und Viszeralmetastasen


Nach Ablauf des dreijährigen Beobachtungszeitraums wurden die Ergebnisse statistisch ausgewertet.

  • Während der Studiendauer wurden bei 21 Patientinnen der Clodronat- und bei 42 Frauen der Kontrollgruppe Fernmetastasen im Knochen oder im Viszeralraum festgestellt (P < 0,001).
  • Die Inzidenz der Knochen- und Viszeralmetastasen war in der Clodronatgruppe deutlich geringer als in der Kontrollgruppe (P = 0,003).
  • Nach drei Jahren waren sechs (4%) Patientinnen der Clodronatgruppe und 22 (15%) der Kontrollgruppe gestorben (P = 0,001).
  • Die mittlere Anzahl der Knochenmetastasen pro Patientin war in der Kontrollgruppe rund doppelt so hoch wie in der Clodronatgruppe (6,3 vs. 3,1).

Der Wirkmechanismus ist noch ungeklärt


Die Wirkung der Bisphosphonate auf Tumorzellen ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt. Wahrscheinlich verändern Bisphosphonate die Umgebung der Knochenzelle so, daß das Wachstum der Tumorzelle beeinträchtigt wird. Für Aminobisphosphonate konnte zudem in vitro eine direkte Apoptosewirkung nachgewiesen werden. Das verringerte Auftreten viszeraler Metastasen unter der Clodronattherapie war unerwartet. Möglicherweise spielt auch hier der Einfluß der Bisphosphonate auf die Umgebung der Tumorzelle eine Rolle. Denkbar wäre auch ein synergistischer Effekt von Chemotherapeutika und Bisphosphonaten. Literatur
Diel, I., et al.: Reduction in new metastases in breast cancer with adjuvant clodronate treatment. N. Engl. J. Med. 339, 357-363 (1998).
Mundy, G., et al.: Bisphosphonates as anticancer drugs. N. Engl. J. Med. 339, 398-400 (1998).
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

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