Die Seite 3

Die Seite 3- Denkzettel

EDITORIAL


Da kennen die Apotheker kein Pardon: Wenn eine Firma ihr Produkt über Apotheken einführt und aufbaut, dann aber in den Drogerie und Discountmarkt wechselt, wird sie von den Apothekern bestraft. Das kann wie im Fall Lichtwer mit dem Knoblauchpräparat Kwai empfindliche Folgen für den Hersteller haben. Die jüngsten Zahlen zeigen, daß sich der Umsatz dieses Präparats in den Apotheken nahezu halbiert hat. Auch andere Präparate dieser Firma scheinen in den Apotheken nicht mehr so recht Fuß zu fassen. Hinzu kommt, daß der Knoblauchmarkt auch außerhalb der Apotheke schwach läuft, und Kwai sich nicht auf sein Apothekenimage verlassen konnte. Beispielsweise fanden in Drogeriemärkten in der 42. Woche weniger als 1000 Kwai-Packungen einen Käufer - für Lichtwer dürfte dies ein böses Erwachen geben - ein Denkzettel der Apotheken ist es allemal.
Einen Denkzettel - in Form einer Protestnote von offizieller Seite - für mangelhafte Recherche und Unausgewogenheit sollten wir auch dem "Gesundheitsmagazin Praxis" des Zweiten Deutschen Fernsehens verpassen. In einem Beitrag über Todesfälle durch Arzneimittelnebenwirkungen kam (wieder einmal) kein Apotheker vor. Die Gesundheitssendung des ZDF ignorierte das Wissenspotential des Apothekers völlig. Das Thema, was der Apotheker zur Arzneimittelsicherheit beitragen kann, wurde ausgeklammert. Immerhin führten die Macher dieser Sendung an, daß Ärzte womöglich mit dem Arzneischatz überfordert und unzureichend ausgebildet sind, um Nebenwirkungen zu kennen und zu erkennen.
Denkzettel auch für "Kettenapotheker" Stange: Das Verwaltungsgericht Minden hielt es für erwiesen, daß Apotheker Günter Stange versucht haben soll, eine Apothekenkette aufzubauen. Das Gericht erneuerte seine frühere Entscheidung, daß Stanges Königstor-Apotheke geschlossen werden müsse, da er sich der Unzuverlässigkeit schuldig gemacht habe. Und das ist nun mal keine Voraussetzung für den Betrieb einer Apotheke.
Weniger ein Denkzettel als vielmehr ein "Zettel zum Nachdenken" könnte die bundesweite Befragung von Passanten und Apothekenkunden sein, die vom Institut für Handelsforschung im Auftrag der Norwima, einem Tochterunternehmen des Apothekerverbands Nordrhein, durchgeführt wurde. Gefragt wurde nach der Akzeptanz des Einkaufsortes Apotheke und wie Empfehlungen des Apothekers angenommen werden. Bei der Produktpalette, die von den Apotheken angeboten wird, herrscht weitgehend Zufriedenheit, die Apothekenkunden wünschen sich lediglich mehr Bücher, CDs und Videos zum Thema Gesundheit. Deutliche Unterschiede zeigten sich dagegen bei den Dienstleistungen. Die Apotheke sollte noch stärker als bisher z. B. Umweltberatung anbieten, mehr Raucherberatung, Seminare zu Gesundheitsthemen und dabei behilflich sein, Selbsthilfegruppen zu vermitteln. Und falls eine Apotheke dies schon tut, sollte sie deutlicher darauf hinweisen, daß sie es tut. Darüber sollten wir nachdenken - wär dies nicht ein Vorsatz fürs neue Jahr?
Peter Ditzel

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