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Megakonzern Aventis entsteht aus Fusion von Hoechst und Rhône-Poulenc

(diz). Am 1. Dezember 1998 haben Jürgen Dormann, Vorstandsvorsitzender der Hoechst AG, und Jean-René Fourtou, Vorstandsvorsitzender der Rhône-Poulenc S.A. den geplanten Zusammenschluß der "Life sciences-Aktivitäten" der beiden Unternehmen zu einer neuen Gesellschaft bekannt gegeben, die den Namen "Aventis" tragen soll. Aventis wird zu gleichen Teilen Hoechst und Rhône-Poulenc gehören und die Arbeitsgebiete Pharma und Landwirtschaft beider Unternehmen umfassen. Die gemeinsame Gesellschaft soll nach französischem Recht gegründet werden und wird ihren Sitz in Straßburg haben.


Wie aus einer Pressemitteilung der Hoechst AG hervorgeht, ist die geplante Gründung der Aventis der erste Schritt zu einem vollständigen Zusammenschluß von Hoechst und Rhône-Poulenc in zwei Stufen. Vor einer endgültigen Fusion beabsichtigen beide Unternehmen, ihre verbliebenen Aktivitäten in der industriellen Chemie zu veräußern.
Der neue Megakonzern wird bei einem Pro-forma-Umsatz für 1997 von rund 20 Mrd. US-Dollar und etwa 95000 Mitarbeitern eine Spitzenposition auf den Arbeitsgebieten Pharma und Landwirtschaft einnehmen. Rechnet man das Budget beider Unternehmen auf den Gebieten Forschung und Entwicklung zusammen, so wird Aventis mit rund 3 Mrd. US-Dollar über ein beachtliches Innovationspotential verfügen. In einer gemeinsamen Erklärung zeigten sich Dormann und Fourtou davon überzeugt, daß das hohe Budget für Forschung und Entwicklung, die Nutzung von Zukunftstechnologien, eine erweiterte Produktpipeline sowie leistungsfähige, weltweit ausgebaute Marketing- und Vertriebsstrukturen für eine solide Basis, für nachhaltiges Umsatzwachstum und eine dauerhafte Steigerung der Rentabilität sorgen.

Die Männer an der Spitze


Zum Vorstandsvorsitzenden von Aventis soll Jürgen Dormann ernannt werden, Jean-René Fourtou soll stellvertretender Vorsitzender werden. Ebenfalls zum Vorstand gehören Igor Landau und Host Waesche. Das sogenannte Executive Committee von Aventis setzt sich neben den vier Mitgliedern des Vorstands aus folgenden Mitgliedern zusammen: Alain Godard, Richard J. Markam, Patrick Langlois, René Pénisson und Klaus Jürgen Schmieder. Der Abschluß der Transaktion wird für Mitte 1999 erwartet, nachdem alle rechtlich erforderlichen Zustimmungen und Genehmigungen vorliegen.

Unternehmensprofil der Aventis


Als Life sciences-Unternehmen hofft der Vorstand der Aventis, von den Synergien zwischen Pharma und Landwirtschaft zu profitieren. Wie Dormann und Fourtou erklärten, verfüge Aventis über Ressourcen, Innovationen und technologischen Fortschritt in den Bereichen Pharma und Landwirtschaft mitzugestalten und auf allen Arbeitsgebieten von diesem Wissenszuwachs zu profitieren.
Aventis Pharma soll folgende Arbeitsgebiete umfassen:

  • verschreibungspflichtige Arzneimittel (mit den Unternehmen Hoechst Marion Roussel und Rhône-Poulenc Rorer)
  • Impfstoffe mit dem Unternehmen Pasteur Mérieux Connaught
  • Blutplasmaprodukte mit dem Unternehmen Centeon.


Die Beteiligung der Hoechst AG an dem Diagnostikaunternehmen Dade Behring in Höhe von 32,5% soll ebenfalls zu Aventis Pharma gehören.
In der Entwicklung der Aventis Pharma befinden sich derzeit mehr als 60 Produkte. In den nächsten vier Jahren soll eine Reihe neuer Präparate ausgeboten werden, dazu gehören unter anderem
JHerz-/Kreislauferkrankungen:
Cariporide, Refludan, Erweiterungen der Lovenox-Produktlinie und AMP 579
JAntiinfekiva:
Synercid und Ketolide

  • Krebs: Erweiterungen der Taxotere-Produktlinie, p 53 Gentherapie, Flavopyridol und orales Taxoid
  • Impfstoffe: ImuLyme, Hexavac sowie neue Impfstoffkombinationen für Erwachsene
  • Asthma/Allergien: Kestine sowie Erweiterungen der Produktlinien Allegra/Telfast und Azmarcort
  • Diabetes: Insuman, Basal-Insulin und inhalierbares Insulin
  • Erkrankungen des Zentralen Nervensystems: Anti-Psychotikum MDL 100907 und Ritulek gegen die Parkinsonsche Krankheit
  • Blutplasmaprodukte: Beriplast, Humate-P und Anti-Thrombin III
  • Knochenerkrankungen und Hormonsubstitution: Actonel und Trimigestone.


Die Aventis Pharma wird nach Angaben der beiden Unternehmen über eines der weltweit größten Budgets für Forschung und Entwicklung verfügen: 1997 hätten die Ausgaben rund 2,5 Mrd. US-Dollar betragen. Dazu kommt eine Reihe von Zukunftstechnologien wie funktionale Genomanalyse, kombinatorische Chemie, Hochleistungsscreening sowie Immunologie und Gentherapie. Die Aventis Pharma hat darüber hinaus Zugang zu einem Netzwerk von internationalen Forschungspartnern im Bereich der Biotechnologie, vor allem in den USA, in Frankreich und Deutschland.

Gute Marktstellung


Durch die Gründung des Megakonzerns Aventis Pharma wird das Unternehmen eine führende Stellung bei wichtigen Therapien und Indikationen einnehmen. Bei Impfstoffen beispielsweise wird Aventis weltweit an erster Stelle stehen, bei der Produktion von Blutplasmaprodukten an zweiter Stelle und auf dem dritten Rang bei der Behandlung von Herz-/Kreislauferkrankungen und Diabetes. Den vierten Rang wird Aventis Pharma auf den Gebieten der Antiinfektiva, Asthma und Allergie einnehmen. Das Unternehmen soll seine Wettbewerbsfähigkeit, so die Pressemitteilung, durch eine klare Fokussierung auf Produkte, die ein hohes Wachstumspotential aufweisen, steigern. Von strategisch weniger bedeutenden Produkten will sich die Aventis Pharma trennen, um sich konsequent auf Wachstumsprodukte auszurichten.
Ein wesentliches Ziel der Aventis Pharma wird der Ausbau der Marktstellung in den USA sein.
Eine weltweit führende Position dürfte der Konzern auch auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes einnehmen. Die Aventis Agriculture wird Aktivitäten umfassen wie "CropScience", zu dem die Hoechst Schering AgrEvo und die Rhône-Poulenc Agro gehören, außerdem die Animal Nutrition und die Animal Health, ein joint venture von Rhône-Poulenc und Merck & Co. Die Aventis CropScience wird mit starken Ressourcen in Forschung und Entwicklung, leistungsfähigen Technologien und einer breiten Produktpalette eine führende Rolle in einem Markt übernehmen, der sich nach Einschätzung des neuen Unternehmens zunehmend vom Pflanzenschutz zur Pflanzenproduktion entwickelt, vor allem durch das Zusammenwachsen von Chemie, Pflanzenzucht und Biotechnologie.

Die Transaktion


Geplant ist, daß Hoechst und Rhône-Poulenc beide zur Hälfte an Aventis beteiligt sein werden. Auch sollen beide Unternehmen als börsennotierte Unternehmen weiterhin bestehen bleiben (siehe hierzu auch unseren Beitrag in der Rubrik "Börse aktuell), nach der Gründung der Aventis unter dem Namen "Aventis Hoechst AG" und "Aventis Rhône-Poulenc S.A.". Hoechst Marion Roussell, Rhône-Poulenc Rorer, Pasteur Mérieux Connaught, Centeon, Hoechst Schering AgrEvo, Rhône-Poulenc Agro, Rhône-Poulenc Animal Nutrition und die Beteiligung von Rhône-Poulenc an Merial in Höhe von 50% werden in die neugegründete Gesellschaft Aventis eingebracht, ebenso wie die Beteiligung der Hoechst AG an Dade Behring in Höhe von 32,5%.
Die Gründung der Aventis soll ohne einen Tausch oder gegenseitigen Erwerb von Aktien der beiden Gründungsunternehmen vollzogen werden und wird zu keiner zusätzlichen Verschuldung führen, so die Pressemitteilung. Der Abschluß der Transaktion wird für Mitte 1999 erwartet, vorbehaltlich aller rechtlich erforderlichen Zustimmungen, insbesondere durch die Hauptversammlung von Rhône-Poulenc und der Hoechst AG, die im Mai 1999 stattfinden wird.l

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