Arzneimittel und Therapie

Umstellung auf Entacapon: aber wie?

Der COMT-Hemmer Tolcapon wurde vor kurzem wegen seiner leberschädigenden Wirkung vom Markt genommen (siehe DAZ 48, S. 12). Unsicherheit besteht nun darüber, wie die Patienten, die bislang Tolcapon erhalten haben, weiter behandelt werden sollen. Aussagefähige Studien darüber existieren nicht. Die Neurologen Prof. Dr. Günther Deuschl, Kiel, Prof. Dr. Werner Poewe, Innsbruck, und Prof. Dr. Wolfgang Oertel, Marburg, haben sich nun aufgrund ihrer Erfahrungen gemeinsam auf bestimmte (ungeprüfte) Vorgehensweisen geeinigt.


Vor der Umstellung von Tolcapon auf eine Ersatzmedikation sollten die Leberwerte abschließend überprüft werden. Sind sie erhöht, wird ein zügiges Absetzen unbedingt empfohlen. Während der Umstellungsphase sollte der Arzt für den Patienten erreichbar sein. Es wird empfohlen, Tolcapon je nach Schweregrad der Erkrankung in folgender Art und Weise abzusetzen.

Schrittweises Herabdosieren


von Tolcapon

  • {te}Jeden zweiten Tag wird eine Tablette Tolcapon abgesetzt.
  • Die bestehende dopaminerge Medikation wird entsprechend erhöht, sofern die klinische Symptomatik dies erfordert.
  • e 100 mg Tolcapon können z. B. ersetzt werden durch 50 mg Levodopa/Decarboxylaseinhibitor oder 2,5 mg Bromocriptin oder 1 mg Cabergolin oder 20 mg Dihydroergocripitn oder 0,2 mg Lisurid oder 0,25 mg Pergolid oder 0,5 mg Pramipexol oder 1,0 mg Ropinirol.


Diese Äquivalenzdosen sind Erfahrungswerte. Bei den Dosierungsintervallen müssen die unterschiedlichen Halbwertszeiten der Dopaminagonisten berücksichtigt werden. Eine anschließende Anpassung der Dosis kann erforderlich sein. Der eventuelle Ersatz von Tolcapon durch Entacapon kann mit einem Sicherheitsabstand von vier Wochen erwogen werden.

Direkte Umstellung


von Tolcapon auf Entacapon
Bei schwer einstellbaren Patienten im fortgeschrittenen Stadium wurde von den genannten Neurologen mehrfach auch eine direkte Umstellung von Tolcapon auf Entacapon vorgenommen, um keine Verschlechterung des Krankheitsbildes zu riskieren. Dabei wurde Tolcapon abrupt abgesetzt und durch die Gabe von 200 mg Entacapon zu jeder Levodopa-Dosis ersetzt.
Aber: Bei Patienten mit erhöhten Leberwerten oder anderen Tolcapon-assoziierten Nebenwirkungen muß ein Abklingen dieser Begleiterscheinungen abgewartet werden, um mögliche Interaktionen zu vermeiden. Eine maligne Hyperthermie und eine Rhabdomyolyse sollten anamnestisch ausgeschlossen sein. Aus Sicherheitsgründen wird empfohlen, zwei Wochen nach Beginn der Therapie mit Entacapon noch eine Kontrolle der Leberwerte durchzuführen.

Wer mehr Infos braucht...


...kann sich werktags täglich zwischen 9 und 16 Uhr unter der Rufnummer 0431/597-2727 direkt an die
Neurologische Klinik der Universität Kiel oder unter der Rufnummer 06421/28-5217 an die Neurologische Klinik der Universität Marburg wenden. Internet-Freaks können aktuelle Informationen auch über http://www.uni-kiel.de/neurologie/comt.htm abrufen.
Quelle
Nach einer Information der Orion Pharma GmbH, Hamburg.
Dr. Beate Fessler, München

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