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Gutes Ergebnis in einem schwierigen Markt

ESSEN (tmb). Wieder einmal gute Zahlen hatte der Vorstandsvorsitzende der Noweda eG, Essen, Dr. Dietrich L. Meyer am 25. November bei der 60. Generalversammlung der Apothekergenossenschaft zu berichten. Der gemeinsame Umsatz der Unternehmen des Noweda-Konzerns stieg gegenüber dem Vorjahr um 3,22% und erreichte damit im abgelaufenen Geschäftsjahr 1997/98 rund 2,024 Milliarden DM. Dies erlaubt eine unverändert hohe Dividendenausschüttung.


Der Rohertrag des Konzerns betrug 174,6 Mio. DM. Dies bedeutet eine Steigerung um 3,1%, so daß der Rohertrag dem gestiegenen Umsatz folgen konnte. Die betrieblichen Aufwendungen wuchsen dagegen unterproportional um nur 1,7%, allerdings mit beträchtlichen Verschiebungen zwischen den Hauptkostengruppen. Die Personalkosten stiegen um 6,7% und die Sachkosten um 2,5%. Die Abschreibungen gingen dagegen um 24,3% zurück, da die Möglichkeiten für Sonderabschreibungen in den früheren Geschäftsjahren bereits weitgehend ausgeschöpft worden waren. Somit erhöhte sich das Betriebsergebnis um 10,3%. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, die das Zinsergebnis und die Beteiligungserträge einschließt, wuchs sogar um 18,1% auf 27,07 Mio. DM. Hier fließt die Beteiligung an der Anzag ein, deren Ertrag über den hierfür erforderlichen Finanzierungskosten lag. Letztlich verblieb ein Jahresüberschuß von 10,368 Mio. DM, was einer Steigerung von 8,1% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Jahresüberschuß konnte somit deutlich stärker als der Umsatz gesteigert werden. Auch die Produktivität der Mitarbeiter wuchs. Umgerechnet auf eine 38,5 Stunden-Woche sank die Zahl der Mitarbeiter um 0,9%, so daß sich die Umsatzleistung pro Beschäftigtem um 4,1% auf 1,767 Mio. DM erhöhte.

Dividendenkontinuität


Angesichts dieser ausgezeichneten Zahlen kann die Noweda ihre hohen Ausschüttungen auch für das zurückliegende Geschäftsjahr fortsetzen. Auf der Generalversammlung beschlossen die Gesellschafter eine Dividende von 9% auf die Grundanteile, d.h. die ersten vier Anteile, und von 10,8% auf die freiwilligen Anteile. Dazu kommt ein Bonus von 2% bzw. 2,4%. Rückblickend stellte Meyer fest, daß die Noweda-Gesellschafter in den vergangenen zehn Jahren stets eine Rendite erhalten haben, die deutlich über dem jeweiligen Kapitalmarktzins lag. In diesem Jahr liegt die Rendite auf die Grundanteile mit 11% über der doppelten Kapitalmarktrendite. Die Rendite auf die freiwilligen Anteile erreicht mit 13,2% sogar etwa den dreifachen Satz.

Wachstum in einem schwierigen Markt


Im zurückliegenden Geschäftsjahr konnte die Noweda ihre Mitgliederzahl weiter erhöhen. Durch 330 neue und 77 ausscheidende Mitglieder erhöhte sich die Mitgliederzahl zum Ende des Geschäftsjahres auf 4760.
Die wachsende Geschäftstätigkeit schlägt sich auch in der Bilanzsumme nieder, die um 38 Mio. DM auf 617,7 Mio. DM anstieg. Die geringfügig auf 23,8% gestiegene Eigenkapitalquote unterstreicht die solide Finanzierung dieses Wachstums. Meyer hob hervor, daß das Wachstum der Geschäftstätigkeit der Noweda (+ 3,22%) durch den Markt keineswegs begünstigt wurde.
Der Apothekengroßhandelsmarkt wuchs in der Zeit von Juli 1997 bis Juni 1998 in den alten Bundesländern um 2,08%, während das Volumen in den neuen Ländern um 3,60% zurückging. Doch schnitten die traditionellen Lieferschwerpunkte der Noweda im Gesamtvergleich schlecht ab. Nordrhein-Westfalen hatte nur einen Zuwachs von 1,77% zu verzeichnen, Niedersachsen als einziges westliches Bundesland sogar einen Rückgang, der 0,83% betrug. Sachsen hatte ein Minus von 4,32%, Sachsen-Anhalt von 3,42% und Thüringen von 1,22% zu verzeichnen. Deutlich bessere Ergebnisse erzielten dagegen einige Bundesländer außerhalb des klassischen Einzugsbereiches der Noweda, z. B. plus 5,17% in Hamburg, plus 3,60% in Rheinland-Pfalz, plus 3,35% im Saarland, plus 3,18% in Bayern und plus 2,47% in Baden-Württemberg.
Einige herausragende Aktivitäten der Noweda im abgelaufenen Geschäftsjahr stellte Meyer in seinem Geschäftsbericht vor. So dienten die größten Sachinvestitionen dem Ausbau und der technischen Umrüstung des Herforder Hauses. Dort könnten nun über 70% der Kommissionierungen automatisch erfolgen. Besonders hob Meyer die Dienstleistungsangebote der Noweda hervor. Hierzu zählt eine individuelle Marketingberatung der Apotheken. Dieses Angebot führe sogar zu kleinen strategischen Allianzen mehrerer Apotheken in einer Region, z. B. im Rahmen einer Impfaktion in Essen. Hinzu kamen im Berichtszeitraum 173 Seminarveranstaltungen sowie Vorträge an Universitäten, die eine ausgezeichnete Resonanz gefunden hätten. Außerdem hat die Noweda gemeinsam mit sechs Landesapothekerverbänden eine Aktionsgemeinschaft für den Sprechstunden- und Praxisbedarf gefördert, der etwa 2.600 Apotheken angehören.

Mißtrauen gegen Marktkräfte wächst


Die entscheidenden Bedingungen für die künftige Geschäftsentwicklung der Noweda und ihrer Mitglieder sieht Meyer in den gesamtwirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen. Er bezeichnete die grundsätzliche Konzeption der neuen Regierung als Enttäuschung. Sie wolle mehr Staat statt weniger, mehr Bürokratie statt Eigeninitiative, mehr Steuern und Abgaben statt weniger sowie Umverteilung statt Entlastung. Dabei müsse der Blick auf die Nachbarländer zeigen, daß gerade der umgekehrte Weg ermöglicht, die bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Doch sei die Neigung zum Staatsinterventionismus nicht nur bei den Politikern zu finden, sondern auch bei den Bürgern verbreitet. Es sei ein dramatischer Wertewandel festzustellen, der zu einem Mißtrauen gegen Marktkräfte führe. Dabei gerate die Geschichte des Erfolges der sozialen Marktwirtschaft in Vergessenheit. Besonders in den neuen Bundesländern bestehe Mißtrauen gegenüber der sozialen Marktwirtschaft. Denn es sei nicht gelungen, zu erklären, unter welchen Bedingungen und Regeln die alte Bundesrepublik ihre ökonomische Stellung in der Weltwirtschaft erreichen konnte.
So überrasche nicht, daß die Sozialsysteme Gegenstand der ersten Reformbemühungen der neuen Regierung werden, erstaunlich sei aber, daß der Arzneimittelmarkt erneut zu den Betroffenen der ersten Stunde gehöre. Die Einbußen für den Arzneimittelmarkt durch das geplante Vorschaltgesetz schätzt Meyer auf 8 bis 10%. Für die einzelne Apotheke bedeute dies eine durchschnittliche Rohertragsminderung von 36000 bis 40000 DM, die ABDA gehe sogar von 50000 DM aus. Durch die unterschiedlichen regionalen Budgets könne dies regional besser oder schlechter aussehen.

Forderungen nach Einsparungen bei Leistungsanbietern ungerechtfertigt


Im Zusammenhang mit den vielfältigen Reformbemühungen der Sozialversicherungen machte Meyer auf die langfristige Substitution von Arbeit durch Wissen aufmerksam. Die gleiche Zahl von Arbeitskräften könne durch Einsatz von Wissen in den verschiedensten Bereichen immer mehr leisten. Dies sei in keiner Volkswirtschaft so ausgeprägt wie in Deutschland. Damit werde für keine andere Ressource soviel Kapital aufgebracht wie für Wissen. Die Finanzierung der Sozialsysteme werde hingegen an die Arbeit, also den schrumpfenden Faktor gekoppelt. Dies senke die Einnahmen. Eine Ausgabenexplosion gebe es dagegen im Gesundheitswesen nicht, da der Anteil der Gesundheitsausgaben am Sozialprodukt stabil unter 9% liegt. Die steigenden Beitragssätze seien damit eine Folge der sinkenden Einnahmen. Doch könnten die Beitragssätze kein Argument für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland sein. Denn eine Anhebung um einen Prozentpunkt erhöhe die Arbeitskosten im produzierenden Gewerbe um 0,38%. Da die Arbeitskosten nur 27% der Gesamtkosten ausmachten, sei dies ein Tausendstel der Kosten. Dies rechtfertige nicht die Forderung nach Kosteneinsparungen bei den Leistungsanbietern.

Apotheken müssen ihren Nutzen darstellen


Mit Blick auf die Apotheken wies Meyer auf einen "merkwürdigen Gegensatz" zwischen dem Ansehen in der Bevölkerung und der immer wieder geäußerten Kritik mit Forderungen nach Umorganisation und Realisierung angeblicher Wettbewerbsreserven hin. Hier zeige sich ein Gegensatz zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung. In diesem Zusammenhang kritisierte Meyer die grundsätzliche Konzeption der immer wieder veröffentlichten Tests über die angeblich mangelhafte Beratung in Apotheken. Wie vielerorts in der Volkswirtschaft werde auch in der Apotheke Fachwissen und Kompetenz für den Anwendungsfall bereitgehalten. Dies lasse sich durch die gängigen Testkäufe nicht quantifizieren. Ein solcher Ansatz sei mit der Idee vergleichbar, den Nutzen eines Airbags daran zu messen, wie oft er tatsächlich gebraucht werde. Sein Nutzen bestünde darin, daß er vorhanden ist, wenn er gebraucht wird. Die Unterbewertung des Faktors Wissen führe zu einer Schieflage in der Bewertung der Leistung von Apotheken. Das Arzneimittel werde trivialisiert und vorbereitet für den Vertrieb über Supermärkte und Tankstellen. Nach Ansicht von Meyer ist die Unterbewertung des Fachwissens in der Apotheke politisch motiviert. So werde die Wertschöpfung in der Apotheke falsch dargestellt. Für eine Darstellung der Wertschöpfung der Apotheken sollte der volkswirtschaftliche Nutzen der in Apotheken verhinderten Arzneimittelunfälle kalkuliert und auch medienwirksam vermittelt werden. Meyer schätzte die Zahl der in Apotheken verhinderten falschen Arzneimittelanwendungen auf jährlich mindestens sechs Millionen. Die Apotheker müßten sich in die gesamtwirtschaftliche Diskussion stärker einschalten, da der wichtigste Termin für eine große Strukturreform im Gesundheitswesen am 1. Januar 2000 erst noch bevorstehe. Daher gelte es, zusammenzuhalten und zusammenzustehen.
Gute Voraussetzungen für die künftige Positionierung der Apotheken sieht Meyer in der positiven Einschätzung durch die Bevölkerung, um die die Apotheken von vielen beneidet würden. Da der Markt sich nicht täuschen lasse, sei diese Spitzenposition hoch einzuschätzen. Dabei drücke das Kundenbarometer nicht nur Freundlichkeit oder Service aus, sondern es sei auch ein Leistungsmaßstab, da es Kundenzufriedenheit ohne Leistungsbezug nicht geben könne.

Veränderungen im Aufsichtsrat


Im Anschluß an die Vorlage des Geschäftsberichtes fand eine kurze Diskussion zur Geschäftspolitik statt. Dabei wurde aus dem Kreis der Gesellschafter an andere Kollegen appelliert, den genossenschaftlichen Großhandel zu stärken. Anschließend wurde der Jahresabschluß einstimmig genehmigt. Auch die Beschlüsse über die Dividendenausschüttung und die Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates fielen einstimmig. Zum Abschluß der Generalversammlung fanden Wahlen zum Aufsichtsrat statt. Nach 24 Jahren im Aufsichtsrat und 17 Jahren als Vorsitzender kandidierte der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Ingo Dinger, Würselen, aus Altersgründen nicht mehr für das Gremium. Daraufhin wurde Ulrich Pollmann, Köln-Porz, als neues Aufsichtsratsmitglied gewählt. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wurde der bisherige stellvertretende Vorsitzende Dr. Klaus G. Brauer, Essen; neuer Stellvertreter ist Rudolf Strunk, Recklinghausen.l

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