Bericht

Ein "Global Player" an der Spitze

Seit dem 17. November 1998 wird die neue DaimlerChrysler-Aktie an der Börse gehandelt. Mit der Fusion von Daimler Benz und Chrysler zum drittgrößten Automobilhersteller weltweit will der größte deutsche Konzern für den Wettbewerb in einem globalen wirtschaftlichen Umfeld gerüstet sein.


Die zum neuen Industriegiganten fusionierten Unternehmen aus Stuttgart und Auburn Hills stellen in den Aktienindizes ein neues Schwergewicht dar. Die Neugewichtung der DaimlerChrysler-Aktie im DAX wird erst Mitte Dezember vorgenommen, in den neuen STOXX-Indizes machte sich die höhere Gewichtung der Aktie jedoch bereits vom ersten Handelstag an bemerkbar. Im Dow Jones STOXX 50, der die 50 größten Börsenunternehmen Europas umfaßt, verdoppelte sich das Gewicht von DaimlerChrysler gegenüber Daimler Benz auf 4 Prozent. Im Dow Jones Euro STOXX 50, der aus den 50 größten Werten aus EWU-Staaten berechnet wird, stieg die Gewichtung von DaimlerChrysler von 3,2 auf 6,2 Prozent. Diese Tatsache macht das Papier für internationale Anleger und STOXX-Fondsmanager interessant. Im Vorfeld der Fusion hatten einige Marktteilnehmer auf eine Aufnahme des neuen Unternehmens in den US-amerikanischen Standard & Poors 500 Index (S&P 500) spekuliert. DaimlerChrysler hat seinen Firmensitz in Deutschland und gilt damit als deutsches Unternehmen, der S&P 500 nimmt jedoch ausschließlich amerikanische Unternehmen auf. Daraufhin verloren sowohl Daimler als auch Chrysler einige Tage an Wert, da die Fondsmanager von internationalen Aktienfonds, die exakt diese Indizes nachbilden (Indexfonds), diese Aktien verkauften.
Finanzfachleute beurteilten die Fusion seit Bekanntgabe der Pläne im Mai dieses Jahres fast durchgängig positiv. Man erhofft sich vielfältige Synergieeffekte und Kosteneinsparungen aus dem Zusammengehen der beiden Automobilbauer. Für DaimlerChrysler wird ein Jahresumsatz von zunächst 260 Milliarden DM geschätzt, und man rechnet mit einer Dividendenerhöhung für die Aktionäre. Daimler stärkt mit dem Zusammenschluß sein wichtiges Nordamerikageschäft, Chrysler will Marktanteile in Europa hinzugewinnen. Die Produktpaletten ergänzen sich, da zwei Marktführer zusammenkommen: Daimler Benz bei PKWs der Oberklasse und schweren Nutzfahrzeugen, Chrysler bei Minivans. Neben Europa und Amerika wird das neue Unternehmen sicherlich zukünftig seine Präsenz auf dem asiatischen Markt ausbauen.
Auch in der Logistik finden Neuordnungen statt. Durch eine Zusammenfassung der Ersatzteillogistik in Europa in acht Zentren soll ein vereinfachtes, kostensparendes Versorgungsnetz für die Werkstätten geschaffen werden. Auch hierin ist der Konzern Vorreiter. Jürgen Schrempp, der erst kürzlich von einem Wirtschaftsmagazin zum "Manager des Jahres 1998" gekürt wurde, betont gerne, daß Daimler Benz derjenige deutsche Konzern sei, der sich amerikanischen Einflüssen am stärksten geöffnet habe. Das sind gute Voraussetzungen für den neuen "Global Player". rs

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