Arzneimittel und Therapie

Knorpel stabilisieren, Nebenwirkungen reduzieren

Rheumakranke können hoffen, die Forschung der NSAR, der nichtsteroidalen Antirheumatika ist in Bewegung gekommen. Zum einen hoffen die Pharmakologen, die bei NSARs unerwünschten Wirkungen drastisch zu reduzieren, zum anderen werden neue Medikamente entwickelt, die den Knorpel in den Gelenken schützen.


Es gibt eine ganze Reihe von NSARs, die sich negativ auf den Knorpel auswirken, es gibt aber auch solche, die sich neutral oder sogar stimulierend verhalten. Indometacin, teilweise auch Ibuprofen, haben negative Einflüsse auf die Knorpelzellen und die Produktion der Knorpelgrundsubstanz. Bestimmte NSARs können auch stimulierende Funktionen auf die Synthese der Knorpelmatrix haben. Hierzu zählt Aceclofenac. Es ist seit November 1997 in Deutschland auf dem Markt. Ähnliche Wirkungen wie Aceclofenac werden auch Tenidap und Trinitin zugeschrieben. Die positiven knorpelstabilisierenden Effekte dieser Medikamente wurden ex vivo/in vitro nachgewiesen.

COX-1 und COX-2


Ein großes Problem der NSAR ist die Compliance. Ausgelöst durch die unerwünschten Wirkungen, insbesondere auf den Magen-Darm-Trakt, wird die Therapie immer wieder unterbrochen. Diese Nebenwirkungen werden insbesondere durch die Hemmung der Cyclooxygenase-Enzyme hervorgerufen. Diese Enzyme kommen im Körper vor und bewirken nicht nur die Freisetzung von Prostaglandinen mit ihrer entzündungs- und schmerzfördernden Wirkung, sondern wirken z.B. auch regulativ auf den Schutz der Magenschleimhaut, der Nieren und des ZNS. Durch die Hemmung wird der Schutz reduziert oder aufgehoben. Es gibt zwei unterschiedliche Enzyme der Cyclooxygenasen, die Cyclooxygenasen 1 und 2, COX-1 und COX-2. Im Gegensatz zur COX-1, die ubiquitär im Körper vorkommt, soll COX-2 im wesentlichen nur bei Entzündungsreaktionen gebildet werden. Deshalb wurden neue Medikamente auf den Markt gebracht, die die COX-2 selektiv hemmen sollen. Die Problematik der COX-2-Hemmer oder isolierten COX-2-Hemmung liegt aber darin, daß sie nicht nur die gastrointestionalen Nebenwirkungen vermindern, sondern in der Regel auch einer höheren Dosierung bedürfen und daß man bei Problempatienten mit Nierennebenwirkungen rechnen muß.
Die derzeit auf dem Markt befindlichen COX-2-Hemmer sind nach Ansicht von Experten wohl keine selektiven COX-2-Hemmer. Zumindest sind diese NSAR in der klinisch wirksamen Dosis nicht von Nebenwirkungen frei. Die COX-2-Hemmung scheint ein wichtiger therapeutischer Teil der Wirkungsweise der nichtsteroidalen Antirheumatika zu sein. In Studien neuer Medikamente zeigen sich vielversprechende Ergebnisse. Aber erst die breite Anwendung am Patienten und damit auch die Verfügbarkeit der Daten aus vielen Patientenanwendungsjahren werden über den echten Wert dieser Substanzen entscheiden.
Quelle
Priv.-Doz. Dr. Zacher, Berlin-Buch, 28. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Baden-Baden, 17. September 1998.
Alexander Knipper

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