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Duisburger Apotheker verteilen Methadon

DUISBURG (av). Die tägliche Behandlung mit dem Heroin-Ersatzstoff Methadon ist für viele Patienten die einzige Möglichkeit, ihre Drogensucht auf Dauer zu bekämpfen. Problematisch war die Versorgung durch die Ärzte bislang zumeist an den Wochenenden. In Duisburg werden die Mediziner nun durch Apotheken und die Aids Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. unterstützt.


Möglich wurde diese Entlastung durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes: Seit Februar dieses Jahres können Drogenabhängige ihre Dosis Methadon nicht nur beim niedergelassenen Arzt, sondern auch in Apotheken oder anerkannten Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe verabreicht bekommen.
In Duisburg entwickelte man daraufhin folgendes Modell: Von Montag bis Samstag können die Patienten ihre Dosis Methadon bei den acht beteiligten Apotheken der Stadt bekommen und dort vor den Augen des Apothekers einnehmen. Am Sonntag übernimmt die Aids Hilfe die Verteilung des Ersatzstoffes. Durch die wechselnden Notdienste war eine geregelte Abgabe nur durch die Apotheken schwierig zu organisieren.
Voraussetzung für die Methadon-Abgabe ist allerdings eine ärztliche Schulung. "Bevor wir dem Patienten das Methadon aushändigen, achten wir auf den Allgemeinzustand des Betreffenden", erklärt der Duisburger Apotheker Heinz Hillen. "Wenn es irgendwelche Anzeichen zum Beispiel für Drogen- oder Alkoholkonsum gibt, verweigern wir die Herausgabe, denn die Einnahme des Methadons könnte in diesem Fall lebensgefährliche Folgen haben." Bislang sei es allerdings noch nie vorgekommen, daß die Verabreichung verweigert werden mußte.
"Falls während der Vergabe Fragen auftauchen, gibt es am Wochenende zur Hilfestellung immer einen medizinischen Hintergrunddienst", berichtet die Methadon-Fachberaterin Sabine Fichter von der Aids Hilfe. Hier stehen behandelnde Ärzte bei eventuellen Problemen zur Verfügung. Außerdem müssen die Patienten mindestens einmal in der Woche zu ihrem Arzt, um sich untersuchen zu lassen.
Möglich wurde dieses gut funktionierende Duisburger Modell vor allem durch die Initiative der beiden Amtsapothekerinnen Gabriele Hingmann und Anneliese Menge. "War die Methadon-Vergabe zuvor am Wochenende problematisch, haben wir nun durch die Kooperation zwischen Ärzten, Apothekern und der Aids Hilfe feste Anlaufstellen für die Patienten geschaffen", berichtet Heinz Hillen. Zudem sei jetzt die detaillierte Dokumentation der Methadon-Abgabe gewährleistet.
"Das System funktioniert ohne Probleme und hat sich bewährt", findet Hillen. "Wir haben ein sicheres, für alle einfach handhabbares und für die Patienten relativ preiswertes Verfahren der Methadon-Abgabe geschaffen." Die beteiligten Apotheker fungierten sozusagen als verlängerter Arm des Arztes und zeigten somit, daß sie durch die Vergabe von Methadon zur sofortigen Einnahme Verantwortung im medizinischen Bereich übernehmen wollen und können. Gesucht werden übrigens noch mehr Ärzte, die sich beteiligen möchten und mit Methadon behandeln.

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