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Geschichte der Pflanzenheilkunde - die Apotheke im Mittelpunkt

(jk). Kein anderer Berufsstand ist mit der Geschichte der Pflanzenheilkunde so eng verwoben wie die Apotheker. Kein anderer Berufsstand weist auch nur annähernd so fundierte Kenntnisse über Aussehen, Inhaltsstoffe und Pharmakologie von Arzneipflanzen auf. Deshalb sollte es ein zentrales Anliegen der deutschen Apothekerinnen und Apotheker bleiben, dies weiten Teilen der Bevölkerung in eindringlicher Form zu vergegenwärtigen. Und das umso notwendiger in einer Zeit, in der - vom Gesetzgeber bewußt in Kauf genommen - eine unüberschaubare Fülle freiverkäuflicher "Arzneimittel" auf Pflanzenbasis den Markt überschwemmt, in einer Zeit, in der sich gar Tankwarte anschicken, die (noch) immer im Bewußtsein vieler Menschen sehr hoch angesiedelte Ware Arzneimittel weiter zu trivialisieren.


Einen kleinen, dafür aber sehr feinen Beitrag, das Image zeitgemäßer Phytopharmaka, vor allem aber das Ansehen der Apotheke auf anschauliche und zugleich informative Weise zu fördern, liefert das von den verschiedensten Medien mit großem Interesse verfolgte Projekt "Der Apothekergarten". Erklärtes Ziel der Initiatoren - Apotheker aus Offizin, Wissenschaft und Industrie - ist es, quer über das Bundesgebiet verteilt ein Netz von Arzneipflanzen-"Lehrgärten" aufzubauen. Auf mehr als 70 großformatigen, wetterfesten Informationstafeln soll der interessierte Besucher dort nicht nur einen fachlich fundierten Überblick über Möglichkeiten und Grenzen pflanzlicher Arzneimittel erhalten, sondern auch anhand von Beispielen aus Praxis und Wissenschaft deutlich auf die unverzichtbare Funktion der Apotheken im deutschen Gesundheitssystem hingewiesen werden. Diesem Thema widmet sich sogar ein eigener Gartenbereich mit der Bezeichnung "Pflanzliche Arzneimittel - Beratung in der Apotheke!". Doch auch Streifzüge durch die Geschichte der Heilpflanzenkunde sind hier möglich; Anlaß genug für die Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (DGGP), im Rahmen ihrer diesjährigen Jahreshauptversammlung den neu eröffneten Apothekergarten der Stadt Gütersloh aufzusuchen.

Text der Informationstafel


Hier der Original-Wortlaut auf einer der imagefördernden Informationstafeln, der in gleicher Form, untermalt durch zahlreiche farbige Abbildungen, auch im "grünen Leitfaden", der offiziellen 30seitigen Begleitbroschüre des Gütersloher Lehrgartens zu finden ist - in einer Auflage von mehr als 100000 Exemplaren:
"Im Jahre 1231 verkündigte der Hohenstaufenkaiser Friederich II. für sein Erbkönigreich Sizilien die Constitutiones Regnis Siciliae - ein Meilenstein in der Geschichte des Europäischen Heilwesens. Erstmals wurde der Beruf des Apothekers auf eine gesetzliche Basis gestellt und eine klare Trennung der beiden Heilberufe Arzt und Apotheker vorgeschrieben. Bis ins 15. Jahrhundert hinein fristeten viele Apotheker ihr Leben als wandernde Händler. Sie zogen von Stadt zu Stadt und mischten die von den Ärzten verordnete Medizin.
Fundierte Pflanzenkenntnisse - Voraussetzung für die Ausübung des Apothekerberufs
Damals stellten Heilkräuter die wichtigste Quelle zur Herstellung von Arzneimitteln dar. Je nach Bedarf wurden sie aus der freien Natur gesammelt. Eine genaue Kenntnis über Aussehen und Wirkung der Arzneipflanzen war unabdingbar. Als Folge der anwachsenden Bevölkerungszahl und der ständig zunehmenden Menge an erforderlichen Geräten zur Herstellung der benötigten Arzneien siedelten sich vermehrt ortsständige Apotheker in den Städten an. Die erste Apotheke in Deutschland wurde vermutlich 1225 in Köln gegründet.
Die ersten Heilkräutergärten entstanden im frühen Mittelalter
Statt den Heilkräuter-Bedarf wie bisher aus Wildbeständen zu decken, legte man nun verstärkt städtische ,Apothekergärten an, die sich andernorts bereits in ähnlicher Form als ,Kloster-Gärten bewährt hatten.
Unsere moderne Zeit hat das Bild der Apotheken grundlegend verändert. Die Fertigung benötigter pflanzlicher Arzneimittel obliegt vornehmlich darauf spezialisierten Unternehmen. Neben den ursprünglichen, altbewährten Heilkräutertees, die häufig noch vom Apotheker selbst gemischt werden, sind pflanzliche Zubereitungen in zunehmender Zahl als sog. ,Fertigarzneimittel erhältlich.
Wichtiger Teil unseres Gesundheitssystems
Heute ist die Apotheke als Ort kompetenter Beratung in allen Fragen zu Arzneimitteln ebenso unverzichtbar wie als Garant für Qualitätssicherung und eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten.
Das Studium von Heilpflanzen nimmt auch in der Gegenwart noch einen wesentlichen Teil des universitären Ausbildungsganges der Pharmazeuten ein. Fundierte Kenntnisse auf diesem Gebiet sind unerläßlich. Die Ausbildung erstreckt sich deshalb vom systematischen Bestimmen ganzer Pflanzen über das Mikroskopieren verschiedener Pflanzenteile bis hin zur phytochemischen Untersuchung der einzelnen Wirkstoffe, ihrer Verbreitung, Bildung und chemischen Struktur. Große Bedeutung kommt auch dem Erlernen der medizinischen Nutzungsmöglichkeiten von Arzneipflanzen zu, aber auch der Grenzen ihrer Anwendung. Holen Sie den Rat Ihrer Apothekerinnen und Apotheker ein, wenn es um Fragen zu Heilpflanzen geht. Pflanzliche Arzneimittel? - Beratung in der Apotheke!"

Enge Beziehung zwischen Pflanzenheilkunde und Apotheker


Der engen Beziehung zwischen der Pflanzenheilkunde und der Apotheken-Historie widmete sich der Vortrag von Dr. Klaus Meyer, dem Vorsitzenden der DGGP, Landesgruppe Deutschland und Regionalgruppe Westfalen-Lippe, gleichzeitig Sekretär der IGGP - nach einer ausgiebigen Gartenführung. Eingeladen hatte der Gütersloher Phytopharmakahersteller Sertürner Arzneimittel, der als Hauptsponsor wesentlich zum bisherigen Gelingen des Projektes "Der Apothekergarten" beigetragen hat. Im Schulungszentrum dieses Unternehmens, dessen Firmenphilosophie seit jeher untrennbar mit der Apotheke verbunden ist, referierte Dr. Klaus Meyer im Verlaufe eines weitumfassenden Exkurses zu den Ursprüngen der Pflanzenheilkunde auch über den "geschichtlichen Werdegang" einzelner wichtiger Arzneipflanzen, aber auch über herausragende Persönlichkeiten, wie Hieronymus Bock, Apotheker Besler, Paracelsus oder Apotheker Friederich Wilhelm Sertürner, berühmt für seine Isolierung von Morphin im Jahre 1804.

"Zeittafel" zur Geschichte der Pflanzenheilkunde


Eine übersichtliche Zusammenfassung der Ereignisse und Namen, die für die "Geschichte der Heilpflanzenkunde" von zentraler Bedeutung sind, findet sich auf einem erst kürzlich von der Firma Sertürner unter wissenschaftlicher Mitarbeit der DGGP fertiggestellten großformatigen Poster. Die graphisch aufwendig gestaltete "Zeittafel", die in ähnlicher Form auch im Apothekergarten zu finden ist, wurde im Rahmen der diesjährigen Versammlung der DGGP Westfalen-Lippe erstmals offiziell vorgestellt. Das Poster, das auf Anregung zahlreicher interessierter Pharmazeuten zum Aushängen in der Offizin konzipiert wurde, soll dazu beitragen, dem Verbraucher die traditionelle Bedeutung des Apothekers bei der Entwicklung von wirksamen Medikamenten aus Arzneipflanzen vor Augen führen - konkretisiert am Beispiel von Cynara scolymus, der Artischocke.

Erlös geht an die Deutsche Gesundheitshilfe (DGH) e.V.


Der Erlös dieser von Sertürner unterstützten Posteraktion wird der Deutschen Gesundheitshilfe (DGH), die neben der Veronica Carstens Stiftung "Natur und Medizin" als gemeinnützige Institution ebenfalls zum Gelingen des Apothekergartens beigetragen hat, zugute kommen. Erhältlich sind die 60 x 80 cm großen Zeittafeln gegen eine Schutzgebühr von 12 DM (Verrechnungsscheck) bei der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit von Sertürner, Postfach 2761, 33257 Gütersloh.

Die Deutsche Gesundheitshilfe


Das gemeinnützige Ziel der 1978 gegründeten Deutschen Gesundheitshilfe e.V. ist die Förderung gesundheitlicher, medizinischer und diagnostischer Maßnahmen. Die Vermittlung von Selbshilfegruppen, sozialen Hilfen und Dienstleistungen gehört ebenso hierher wie die Durchführung gesundheitlicher Informationsveranstaltungen oder auch die Förderung medizinischer Forschungsprojekte. Weitere Informationen durch Deutsche Gesundheitshilfe (DGH) e.V., Hausener Weg 61, Postfach 940303, 60461 Frankfurt/M.

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