Arzneimittel und Therapie

Lokale Behandlungsmöglichkeiten bieten sichere Alternative zu Sildenafil

Nachdem Viagra inzwischen in Deutschland im Handel ist, dürften die Nachfragen bei Ärzten wie Apothekern nach dieser vielgepriesenen potenzsteigernden Pille erheblich gewachsen sein. Gewachsen ist damit auch der Aufklärungsbedarf. Denn Sildenafil ist keineswegs ein unproblematischer Wirkstoff; seine Einnahme kann Gefahr für Leib und Leben des Patienten bedeuten, wenn die Kontraindikationen nicht beachtet werden. Als Alternativen zur Behandlung der erektilen Dysfunktion bieten sich lokale Methoden an, beispielsweise die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT).


Sildenafil hemmt relativ selektiv die Phosphodiesterase 5 (PDE-5) und stimuliert über diesen Weg die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) in den Zellen der glatten Gefäßmuskulatur. NO aber ist ein Vasodilatator, was man sich bei der Gabe von Nitraten, die direkt als NO-Donatoren fungieren, zunutze macht. Wird Sildenafil in Kombination mit Nitraten angewendet, drohen massive Blutdruckabfälle, die den Tod des Patienten zur Folge haben können
In erster Linie stehen ältere Männer unter einer Nitrattherapie, gleichzeitig greifen vor allem ältere Männer wegen einer erektilen Dysfunktion zu Viagra. Wenngleich die gleichzeitige Einnahme von Nitraten von den Gesundheitsbehörden als klare Kontraindikation für Sildenafil formuliert wurde, hilft dies wenig, denn gerade Koronarpatienten wissen nun einmal nicht, wann es zu akuten Komplikationen kommt und sie ganz plötzlich dann eben doch nitratpflichtig werden. Nicht unwahrscheinlich ist, daß solche akuten Komplikationen durch die erhöhte Belastung während oder nach (ungewohnter) sexueller Aktivität auftreten. Fatal kann dies enden, wenn der Patient zuvor die potenzsteigernde Pille geschluckt hat.

Aufklärung tut not


Hier tut Aufklärung not, bei den Patienten, den verschreibenden Ärzten und auch bei den Notärzten und Intensivmedizinern. Diese werden Patienten mit akuten koronaren Beschwerden bei der Noteinweisung in das Krankenhaus zukünftig fragen müssen, wie sie es denn zuvor mit dem Sex gehalten haben und ob sie Viagra eingenommen haben.

Im Zweifelsfall auf Nummer Sicher gehen


Unbedenklich dürfte das Präparat bei Patienten mit allgemeinen kardiovaskulären Risikofaktoren wie einer gut beherrschbaren und gut eingestellten Hypertonie sein. Doch auch in solchen Fällen, in denen per se von einem erhöhten kardiovaskulären Risiko auszugehen ist, scheint zumindest theoretisch eine zusätzliche Gefährdung möglich.

Es gibt auch andere Methoden zur Behandlung der erektilen Dysfunktion


Im Zweifelsfall sollte man deshalb auf Nummer sicher gehen und sich darauf besinnen, daß es neben Sildenafil durchaus auch andere potente Möglichkeiten der Behandlung einer erektilen Dysfunktion gibt. Das ist beispielsweise die hormonelle Therapie bei
Testosteronmangel, die intraurethrale oder topische Applikation vasoaktiver Substanzen sowie die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT). Diese gilt derzeit immer noch als Goldstandard, an dem sich alle anderen Therapieverfahren messen müssen.

Prostaglandin E1 in den Penis injizieren


Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie wird Prostaglandin E1 in den Penisschaft injiziert (z.B. Viridal(r)), was bei bis zu 90 Prozent der Männer zu einer zuverlässigen Erektion führt. Nebenwirkungen wie ein Priapismus sind mit weniger als einem Prozent selten, doch wird die Therapie dennoch von rund 10 Prozent der Männer nicht toleriert. Meist werden dabei Schmerzen als Grund angegeben. Diese begründen sich nicht auf die Injektion selbst, sondern vielmehr auf das injizierte Flüssigkeitsvolumen, das Spannungen erzeugen kann. Unabhängig davon aber stellt die Injektion von PGE1 eine, ganz besonders im Vergleich zu Sildenafil, sichere Behandlungsmethode der erektilen Dysfunktion dar, die auch Männern mit Herzerkrankungen und insbesondere solchen unter Nitrattherapie nicht die Freude an der Lust vergällt.

Weitere Berichte über die Therapie der erektilen Dysfunktion


Wir haben in den letzten beiden Jahren regelmäßig über die Fortschritte bei der Therapie der erektilen Dysfunktion berichtet. Nachfolgend finden Sie eine Zusammenstellung der Berichte, die zu diesem Thema 1997 und 1998 in der DAZ erschienen sind.

  • Eine Zusammenstellung aller Methoden zur Behandlung der Impotenz: DAZ 44/97, S. 34-36.
  • Sildenafil: DAZ 20/98, S. 41-42, und DAZ 26/98, S. 32-34.
  • Schwellkörper-Autoinjektionstherapie mit Alprostadil: DAZ 10/98, S. 46-47.
  • MUSE (Medicated Urethral System for Erection): DAZ 10/97, S. 44-47, und DAZ 21/97, S. 28-29.


Quelle
Professor Dr. Rainer Düsing, Bonn, Priv.-Doz. Dr. Klaus-Peter Jünemann, Mannheim, Pressekonferenz "Aktuelle Therapiemöglichkeiten bei KHK-Patienten mit erektiler Dysfunktion", Bonn, 29. September 1998, veranstaltet von Schwarz Pharma, Monheim.
Christine Vetter, Köln

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