Prisma

Nur ein anderer Ausdruck für Tollwut?

Handelte es sich bei Graf Dracula und anderen Vampiren in Wirklichkeit um tollwütige Menschen? Diesen Schluß zieht zumindest ein spanischer Neurologe in einer der letzten Ausgaben der Fachzeitschrift Neurology.


Wenn man sich Vampirfilme einmal genauer anschaut, so Juan Gómez-Alonso, erkennt man, daß zwischen dem Verhalten der dargestellten Vampire und dem Verhalten von mit Tollwut infizierten Menschen große Ähnlichkeiten bestehen.
Tollwut beginnt gewöhnlich mit Appetitlosigkeit, Fieber und Müdigkeit und ähnelt zunächst einer Grippe. Der Virus greift jedoch schon bald das zentrale Nervensystem an und führt im Endstadium der Krankheit zu Agitation und Demenz. In schweren Fällen kann der Infizierte aggressiv und "tierartig" werden, andere Menschen angreifen und wild um sich beißen. Die begleitenden Muskelkrämpfe geben ihm dabei das Aussehen eines "wilden Hundes", der Infizierte kann während eines solchen Krampfes nicht schlucken und spuckt manchmal sogar Blut. Helles Licht, Wasser und Spiegel können als Auslöser für einen Krampf fungieren.
Viele dieser Symptome werden auch von den Vampiren berichtet. Die Tatsache, daß Tollwut vom Tier auf den Menschen übertragen wird, könnte die Geschichte von der Gestaltwandlung der Vampire erklären. Auch die Tatsache, daß Tollwut durch einen Biß übertragen wird, paßt mit der Legende zusammen, daß man durch den Biß eines Vampirs selbst zum Vampir wird. Bei der Suche nach weiteren erklärenden Zusammenhängen stieß Gómez-Alonso außerdem auf eine "Tollwutepidemie" in den Jahren 1721 bis 1728. In diesem Zeitraum entstanden auch die ersten Berichte über Vampire. Eine einfache Erklärung für die vielbeschriebenen und gefürchteten "Wesen der Nacht".
ral
Quelle: Neurology 1998, Vol. 51, S. 856

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