Prisma

Gentherapie bei Ovarialkarzinom

Durch eine Genübertragung wollen Ärzte von der Uniklinik Ulm fortgeschrittenen Eierstockkrebs an seiner molekularen Wurzel packen. Ein eingeschmuggelter "Wächter des Erbguts" soll die Tumoren für eine Chemotherapie anfälliger machen.


Etwa 8000 Frauen erkranken pro Jahr in Deutschland an einem Ovarialkarzinom. Da sich der Tumor in den meisten Fällen lange Zeit stumm verhält, wird er oft erst in Stadium diagnostiziert, in dem Operation und Chemotherapie nur noch wenig Erfolg versprechen - die 5-Jahres-Überlebensprognose liegt unter 30 Prozent.
Große Hoffnungen setzen die Mediziner deshalb auf ein neues und in Deutschland einmaliges gentherapeutisches Behandlungskonzept. Das Prinzip der Therapie: durch Übertragung des p53-Tumorsuppressorgens soll der Tumor an seiner Wurzel gepackt werden. p53 reguliert die Teilung von Zellen und verhindert ihr unkontrolliertes Wachstum. Fehlt dieses Gen oder wird es beschädigt, kann Krebs entstehen. Man geht heute davon aus, daß ein p53-Defekt an nahezu der Hälfte aller menschlichen Krebserkrankungen beteiligt ist.
Seit Beginn der Studie Anfang August 1998 wurden insgesamt 40 Patientinnen mit dem neuen Verfahren behandelt. Die Ergebnisse sind ermutigend. Durch die Genübertragung werden Tumorzellen wesentlich anfälliger für die Chemotherapie. Darum soll in Zukunft auch Gentherapie und Chemotherapie kombiniert werden. Aufgrund der guten Verträglichkeit haben die Ärzte inzwischen die Dosierung des "Genmedikamentes" gesteigert und behandeln die Patientinnen damit an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Bis endgültige Aussagen über die Gentherapie gemacht werden können, werden allerdings noch etwa zwei Jahre vergehen.
dgg

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.