DAZ aktuell

Die Zusammenarbeit soll intensiver werden

MÜNSTER (was). Vier ärztliche und apothekerliche Organisationen in Westfalen-Lippe - Ärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung, Apothekerkammer und Apothekerverband - wollen die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern intensivieren. Das erklärten Vertreter der Organisationen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am 24. September in Münster.


Die Kooperation der Ärzte und Apotheker soll sowohl auf Landesebene als auch regional weiter gefördert werden. Dabei steht nach Ansicht von Hans-Günter Friese, Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, der Nutzen des Patienten im Vordergrund: Trotz gesundheitsökonomischer Zwänge sollen Therapie- und Versorgungsqualität mit Arzneimitteln auch in Zukunft nicht abnehmen.
In Westfalen-Lippe konstituierte sich bereits 1996 ein Landesausschuß Arzt-Apotheker-Kooperation, der seitdem sechsmal tagte. Außerdem treffen sich 20 bis 30 örtliche Arzt-Apotheker-Gesprächskreise zwei- bis viermal jährlich. Hier werden konkrete Fragen der Arzneimitteltherapie besprochen, zum Beispiel Kosten-Nutzen-Relation innovativer Arzneimittel, Haupt- und Nebenwirkungs-Bandbreite und Therapiealternativen. Die Gespräche bilden häufig die Basis für weitere informelle Kontakte. Ärzte- und Apothekerkammer bieten regelmäßig gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte und Apotheker an. Die Veranstaltungen in diesem Herbst (28. 10. in Münster und 2. 12. in Bochum) widmen sich der modernen Rheumatherapie.

Tätigkeitsfelder müssen klar abgegrenzt sein


Das Arzneimittel ist die Schnittstelle der Tätigkeit von Arzt und Apotheker, erklärte Friese. Dem Arzt obliegen Diagnose und Therapie, dem Apotheker Vorratshaltung und Abgabe des Arzneimittels, pharmazeutische Beratung und Betreuung. Gerade mit der zunehmenden Selbstmedikation kommt dem Apotheker große Verantwortung zu, bemerkte Dr. med. Ingo Flenker, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Er muß den Patienten über mögliche Risiken informieren und gegebenenfalls auf ärztliche Hilfe hinweisen. Die jeweiligen Tätigkeitsfelder müssen klar voneinander abgegrenzt sein und von beiden Seiten anerkannt werden.
Idealerweise ergänzen sich die beiden Kompetenzbereiche. Überschneidungen gibt es laut Flenker beispielsweise bei Inkontinenzberatung, Beratung zu Krankenpflegeartikeln, Anpassen von Kompressionsstrümpfen oder Reiseimpfberatung. Flenker: "Dies kann der Apotheker genauso gut wie der Arzt."

Knackpunkt Blutdruckmessen


Für problematisch hält er dagegen die Messung von Blutdruck, Blutzucker oder Blutfetten in der Apotheke. Diese Leistungen gehörten in den Bereich der ärztlichen Diagnostik und sollten nicht herausgelöst werden. Auch Gesundheitsberatung, Prävention und gesundheitliche Vorsorge hält Flenker in der Arztpraxis für besser angesiedelt.
In diesen Punkten widersprach Friese: Die Hemmschwelle, aus Prophylaxegründen eine Apotheke zu betreten, sei deutlich niedriger, als einen Arzt aufzusuchen. Bei der Blutdruck-, Blutzucker- oder Blutfettbestimmung könne auch der Apotheker von der Norm abweichende Werte feststellen. Es obliege ihm nicht, diese zu interpretieren oder zu therapieren. Er könne dem Patienten lediglich einen Rat geben (z. B. den Arzt aufzusuchen).

Probleme offen ansprechen


Naturgemäß ist das Verhältnis zwischen Ärzten und Apothekern nicht frei von Mißverständnissen, stellte Flenker fest. Beide Berufsgruppen arbeiten für und mit Patienten, bieten Beratungsleistungen an und tragen zur gesundheitlichen Vorsorge der Bevölkerung bei. Wichtig sei es, Probleme offen anzusprechen: "Wir müssen die Sprachlosigkeit zwischen den Berufsgruppen überwinden!" Nach Ansicht von Flenker ist der Apotheker der Experte um das Arzneimittel: "Zu allen Arzneimittelfragen kann, soll und muß der Apotheker den Patienten und auch den Arzt beraten."

Verordnungsanalysen für Ärzte - ein Angebot der Apotheker


Arzneimittel sind nach wie vor die kostengünstigste Therapieform, bemerkte Friese. Im Spannungsfeld von wirtschaftlichem Kostendruck und dem Ziel der Aufrechterhaltung der Qualität sollte man daher nicht am, sondern mit dem Arzneimittel sparen.
Als Hilfe für eine Qualitätsverbesserung der Arzneimitteltherapie bieten Apotheker den Ärzten neuerdings eine individuelle Verordnungsanalyse an. Hiermit werden die ärztlichen Verordnungen von einem Monat, einem Quartal oder einem Halbjahr analysiert. Die Ergebnisse können Arzt und Apotheker im Einzelgespräch oder anonymisiert in Arzt-Apotheker-Gesprächskreisen besprechen. Einen solchen Verordnungsspiegel stellen einige Apothekerrechenzentren seit dem 4. Quartal 1997 kostenlos zur Verfügung. Voraussetzung ist natürlich die Einverständniserklärung des Arztes. Die individuelle Verordnungsanalyse kann dazu beitragen, die Therapiequalität zu verbessern, die Anwendungsgenauigkeit beim Patienten zu erhöhen und den wirtschaftlichen Kostendruck der Ärzte zu senken. Viele Ärzte, denen der Nutzen dieses Instruments klar ist, nehmen das Angebot der Apotheker bereitwillig an.l

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