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Trotz "Nullrezepten" sehr gute Entwicklung

DÜSSELDORF (im). Auf ein "wirtschaftlich sehr erfolgreiches Jahr" blickt das ARZ Rechenzentrum nordrhein-westfälischer Apotheken - erstmals als Aktiengesellschaft - zurück. Das in Haan ansässige Unternehmen, über das bundesweit mehr als 3300 Apotheken abrechnen, konnte 1997 seinen Umsatz um 1,9 Millionen Mark auf 38,341 Millionen Mark steigern. Nach Angaben des Vorstandssprechers Rainer Lorenzen betrug der Jahresüberschuß 2,814 Millionen Mark, ein Plus von 2,056 Millionen gegenüber dem Vorjahr.


Auf der ersten Hauptversammlung als Aktiengesellschaft am 26. September in Düsseldorf informierte Lorenzen über die Entwicklung des standeseigenen Unternehmens, das sich nach 25jähriger Tätigkeit als Apotheken-Dienstleister in Form einer GmbH 1997 in eine AG umgewandelt hatte. Die größte Publizität habe dabei die
75 prozentige Mehrheitsbeteiligung an der Pharma Daig & Lauer GmbH zum 31. Dezember 1997 erfahren. Die fünf früheren Gesellschafter (jeweils die beiden Apothekerkammern und -verbände Nordrhein-Westfalens sowie die Apotheker- und Ärztebank) wurden Stammaktionäre mit Stimmrecht.
Einstimmige Zustimmung erhielten Vorstand und Aufsichtsrat für den Plan, den Jahresüberschuß auf Rechnung vorzutragen und damit Kapital für eigenfinanzierte Investitionen und künftige Dividenden zu bilden. Der Jahresüberschuß sei identisch mit dem ausgewiesenen Bilanzgewinn, da eine Gewinnrücklage nicht vorgesehen sei.
Wie Lorenzen in seinem Lagebericht ausführte, entfällt der Löwenanteil der Aktivitäten auf die Warenbewirtschaftungsprogramme aida 1 und 2, mit denen ein Umsatz von mehr als 20 Millionen Mark erwirtschaftet wurde. Bei der Rezeptabrechnung fielen Erlöse von rund 15,7 Millionen Mark an, für sonstige Dienstleistungen rund 2,5 Millionen.

Rückgang beim Rezeptgeschäft


Dabei habe die sehr gute Entwicklung der Systeme aida 1 und 2 Rückgänge bei der Rezeptabrechnung überkompensiert. Denn bei der Rezeptabrechnung sei der Umsatz im vergangenen Jahr um fast eine Million Mark gesunken, während im selben Zeitraum der Umsatz mit aida um 2,5 Millionen Mark im Vergleich zu 1996 gestiegen sei.
Lorenzen führte zwei Gründe für die Abwärtsbewegung bei den Verordnungsblättern an. "Dramatisch" sei beispielsweise das sprunghafte Ansteigen der "Nullrezepte" und "Nullerpositionen" gewesen, da es Bearbeitungsaufwand ohne entsprechende Einnahmen bedeute. Habe das ARZ Haan im ersten Halbjahr 1997 lediglich ca. 40000 Nullrezepte und 42000 Nullerpositionen pro Monat bearbeitet, seien diese Zahlen nach dem 1. Juli 1997 wegen der erhöhten Zuzahlungen der Patienten auf monatlich 375000 (Nullrezepte) und 390000 (Nullerpositionen) hochgeschnellt. Lorenzen bezifferte die entgangenen Gebührenmindereinnahmen dadurch auf etwa 20000 Mark pro Monat. Darüber hinaus hätten im vergangenen Jahr die abgesenkten Abrechnungsgebühren durchgeschlagen, mit denen dieses Rechenzentrum Einsparungen bei den Stückkosten infolge des funktionierenden, modernen Abfilmens der Rezepte (Image-processing) an seine Kunden weitergegeben habe.

Beteiligungsangebot an Apotheker


Wie Lorenzen betonte, sei das Angebot der direkten Beteiligung derjenigen Apothekerinnen und Apotheker, die Kunden eines der Unternehmen der ARZ Haan-Gruppe sind, wichtiges Ziel gewesen. Im Oktober habe das Rechenzentrum im Rahmen einer Kapitalerhöhung Wandelschuldverschreibungen angeboten, verbunden mit der Option, diese mit Wirkung zum 1. Januar dieses Jahres in vinkulierte Namensaktien (Vorzugsaktien, kein Stimmrecht) umzuwandeln. Bei vinkulierten Namensaktien werden die Namen der Aktionäre in einem Aktienbuch eingetragen, die Übertragung der Papiere kann nur mit Zustimmung des ARZ erfolgen, das so eine Übergabe an unliebsame Organisationen verhindern kann. Nach kurzfristiger Überzeichnung aufgrund der großen Nachfrage seien zum Bilanzstichtag 31. Dezember 1997 1795 Wandelschuldverschreibungen in Vorzugsaktien umgewandelt worden, mithin 94 Prozent der Tranche. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Apotheker Günther Bartels, kündigte in diesem Zusammenhang eine weitere Kapitalerhöhung und die Erweiterung des Aktionärskreis an. Dies werde voraussichtlich im zweiten Halbjahr 1999 erfolgen.

Marktposition stärken


Wie Lorenzen sagte, lag ein Schwerpunkt bei der Verstärkung der Marktposition durch Beteiligung an leistungsfähigen Unternehmen. Genannt wurden zum Beispiel die Aufnahme der Rechenzentrum Hünxe Norbert Staude GmbH als 100prozentige Tochtergesellschaft sowie der RZH-Tochter TAS Abrechnungsservice GmbH.
Um bei der Sparte Apotheken-EDV die Tatsache anzugehen, daß das ARZ Haan Nordrhein-Westfalen-lastig ist, wurden in Ergänzung zum eigenen System aida weitere Produktlinien erworben. Mit der 75prozentigen Beteiligung an der Firmengruppe Pharma Daig & Lauer, zu der auch die Fischer Software GmbH gehöre, sei der nach Kundeninstallationen marktführende Anbieter von Apotheken-EDV mit sehr guter Akzeptanz im Berufsstand gekauft worden. Zusätzlich zu den fast 1500 Aida-Nutzern habe dies einen Zuwachs von 5000 Lauer-Fischer-Kunden bedeutet.

Solidarbeitrag für Apotheker


Lorenzen erwähnte darüber hinaus den "Solidarbeitrag" für die Apotheker, den das ARZ Haan als standeseigenes Unternehmen als Folge der geänderten Arzneimittelpreisverordnung leiste. Ab einem Abgabepreis von 1600 Mark erhebe das Rechenzentrum nur noch eine einheitliche, auf dieses Niveau gefixte Abrechnungsgebühr. Dem ARZ entgehen nach Worten des Vorstandssprechers dadurch Einnahmen in Höhe von 26000 Mark pro Monat.
Einstimmig wurden Geschäftsführung und Vorstand entlastet. Ebenfalls ohne Gegenstimme oder Enthaltung wurde eine Satzungsänderung beschlossen.
Lesen Sie einen weiteren Bericht in der kommenden Montagsausgabe.l

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