Arzneimittel und Therapie

DNA-Antikörper als therapeutischer Angriffspunkt?

Charakteristisch für einen systemischen Lupus erythematodes sind spezifische Antikörper gegen doppelsträngige DNA. Die gezielte Suppression dieser Antikörper gilt als mögliches neues Therapieregime. Die bisherigen Ergebnisse lassen dessen Nutzen allerdings noch offen.


Bei 63 bis 80 Prozent aller Patienten mit einem systemischen Lupus erythematodes (SLE) finden sich Antikörper gegen DNA im Serum. Die größte diagnostische Aussagekraft besitzen dabei IgG-Antikörper gegen Doppelstrang-DNA. Sie korrelieren am besten mit der klinischen Aktivität der Erkrankung und dem Risiko einer Glomerulonephritis, einer schweren Komplikation bei SLE. Allerdings sind nicht alle DNA-Antikörper pathogen. Nur einige Subgruppen bilden Komplexe mit DNA in den Glomeruli und schädigen sie. Diese Antikörper konnten aus geschädigten Glomeruli und anderen Geweben von SLE-Patienten isoliert werden. Wo der Unterschied zwischen pathogenen und nicht pathogenen Antikörpern liegt, ist allerdings noch unklar.

Diagnostische Relevanz von DNA-Antikörpern


Der diagnostische Nachweis spezifischer DNA-Antikörper im Serum erhärtet die Diagnose SLE. Nicht geeignet sind Tests auf Serum-Antikörper gegen einsträngige DNA, da diese auch bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen sowie bei gesunden Menschen auftreten kann.
Möglich ist ein Nachweis mit dem Immunoassay ELISA (enzyme-linked-immunosorbent assay). Die höchste Aussagefähigkeit wird derzeit dem Farr-Test zugesprochen: Radioaktiv markierte DNA wird mit dem Serum des Patienten inkubiert; die DNA-anti-DNA-Komplexe mit Ammoniumsulfat oder Polyethylenglykol ausgefällt. Gemessen wird die Radioaktivität. Das Ergebnis erlaubt die Diagnose "systemischer Lupus erythematodes" mit hoher Spezifität, gibt aber auch Hinweise auf den weiteren Verlauf der Erkrankung und das Risiko einer Glomerulonephritis. Allerdings ist ein positives Ergebnis nur eines von elf Kriterien für einen systemischen Lupus erythematodes. Ein weiterer Parameter ist beispielsweise das Auftreten antinukleärer Antikörper. Insgesamt müssen vier Kriterien zutreffen, damit die Diagnose gestellt werden kann.

Die Aussagekraft ist individuell verschieden


Wie aussagefähig der DNA-Antikörper-Titer im Hinblick auf mögliche Exazerbationen ist, wird diskutiert. Wie so häufig in der Medizin gibt es auch hier Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen. Wird der Titer regelmäßig bestimmt, scheint ein Anstieg das Risiko einer deutlichen Verschlechterung jedoch innerhalb der nächsten drei bis vier Monate um das Zwei- bis Dreifache zu erhöhen. Ein abrupter Anstieg der DNA-Antikörper macht eine Exazerbation bereits in den nächsten Wochen wahrscheinlich. Die Aussagekraft der DNA-Antikörper-Titer ist allerdings individuell sehr verschieden. Bei manchen Patienten geben sie ausgezeichnete Hinweise auf die Aktivität und den weiteren Verlauf der Erkrankung. Bei einigen Patienten ist es günstiger, andere Parameter als Indizien heranzuziehen, beispielsweise die Komplementkonzentration im Plasma, die Erythrozytensedimentation, Leukozytenzahlen, eine Proteinurie oder eine mikroskopische Hämaturie. Kündigt sich eine Exazerbation, wie auch immer, an, sollte dem durch eine Umstellung der Therapie zuvorgekommen werden.

DNA-Antikörper-Biosynthese spezifisch stoppen


Bei der Weiterentwicklung der SLE-Therapie wird deshalb daran gedacht, die DNA-Antikörper-Produktion zu unterbinden. Der Einsatz unspezifischer Antikörper war bislang wenig erfolgreich, da eine Vielzahl schwerer Nebenwirkungen, beispielsweise Infektionen, auftreten. Ziel ist nun ein gezielter Eingriff, um die Biosynthese SLE-spezifischer DNA-Antikörper zu verhindern. Dieser Ansatz klingt vor dem pathophysiologischen Hintergrund Erkrankung logisch und auf den ersten Blick vielversprechend.
Mehr Erfolg verspricht man sich derzeit dennoch von einem Eingriff auf der Ebene der Zytokinfreisetzung, um entzündliche und immunologische Vorgänge einzudämmen - ein Ansatz also, der bei Patienten mit rheumatoider Arthritis bereits seit längerem geprüft wird. Literatur
Epstein, F. H.: Antibodies to DNA. N. Engl. J. Med. 338, 1359-1367 (1998). Dr. Beate Fessler, München

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