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Lutz Bäucker: Rien ne va plus!

Einschlägige Wünsche wurden immer mit rotem Kopf quittiert. Mindestens. Oder mit der einfühlsamen Bemerkung; "Muß das denn unbedingt sein?!" Öfters. In den diversen Apotheken, die ich von ganz innen kennenlernen durfte. Ja, es ist eine Last mit der Lust der Menschen: ein Päckle Verhüterli zu verkaufen, das bereitet auch heute so manchem Pharmazeuten ungeheure Seelenpein. Nicht genug, daß es dem Kunden (der Kundin eher nicht...!) schon an sich schwerfällt, den leichten Gummi für den geschlechtlichen Genuß zu ordern, sorgen der oder die Verklemmte für eine Zuspitzung der heiklen Situation am Tresen. Wieviel brauchen Sie denn? - das fragt "man" nicht, welches Fabrikat - ist auch nicht drin (sehr bewährt hat sich das Einwickeln in neutrales Packpapier!). Eigentlich schade: farbenfroh funkeln die modernen Überzieher, versprechen Himbeerduft und Schokogeschmack - "kulinarische" Freuden der höchsten Kategorie. Davon will ein Kollege aus dem Örtchen SallebĢef partout nix wissen: Der 42jährige Apotheker aus dem tiefen, tiefen Südwesten Frankreichs weigert sich seit mehr als drei Jahren, Verhütungsmittel jedweder Art abzugeben. Deshalb hat ihn nun die Staatsgewalt gezwungen, seinen Führerschein abzugeben. Rien ne va plus - kein sicherer Verkehr mehr in SallebĢuf. Monsieur le pharmacist kam bei einer Pilgerfahrt nach Rom auf die Idee, den Verkehr durch den Boykott von Gummiwaren und Ovulationshemmern zu unterbinden. Zu spät für ihn persönlich - er hat schon sechs Kurze. Logisch, daß so einer leicht reden hat, alldieweil die weniger privilegierten Schichten Adoptionsagenturen stürmen oder vor lauter Verzweiflung die Hitparade der Volksmusik anschauen. Dabei will unser westrheinischer Kollege uns gar nicht grundsätzlich den Spaß verderben, sondern er pflegt aus - Zitat - traditions-katholischen Gründen den restriktiven Umgang mit dem Teufelszeug. Daß er nun ausgerechnet ein Fahrverbot bekommen hat, entbehrt ja nicht einer gewissen Pikanterie und geschieht ihm recht: Wer das Volk daran hindert, sich glücklich und ohne Folgen zu begegnen, der muß büßen. Wo kämen wir denn sonst noch hin!?

Nun, ist doch logisch - nach SallebĢuf.

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