Prisma

Nicht nur für verstopfte Nasen

Nasentropfen könnten als Darreichungsform in der Behandlung von Alzheimer und weiteren neurodegenerativen Erkrankungen das Problem der Blut-Hirn-Schranke beseitigen. Dies ist zumindest das Ergebnis von amerikanischen Wissenschaftlern, das unlängst in der Fachzeitschrift New Scientist veröffentlicht wurde.


Die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke ist eine Anforderung, die Arzneistoff-Entwickler immer wieder vor Probleme stellt. So ist beispielsweise eine vielversprechende Substanz zur Alzheimertherapie, NGF (Nerve growth factor), aufgrund ihrer Molekülgröße nicht in der Lage, die Blut-Hirnschranke zu überwinden. Um NGF in ausreichenden Mengen in das Gehirn einschleusen zu können, müßte man es derzeit direkt in das Gehirn injizieren - eine teure und vor allem gefährliche Therapiemaßnahme. Die Verabreichung von NGF in Form von Nasentropfen soll nun das Problem mit der Blut-Hirn-Schranke aus der Welt schaffen. Hintergrund für die Überlegung ist die anatomische Besonderheit von olfaktorischen Nervenzellen: Sie besitzen eine direkte Verbindung zum Gehirn. In Tierversuchen konnte bereits nachgewiesen werden, daß sich NGF über Nasentropfen in weit größeren Mengen im Gehirn anreichern lassen, als durch eine NGF-Injektion. Die Ergebnisse dieser Versuche werden voraussichtlich im November publiziert werden. Sollte sich die Entwicklung auch für die Anwendung beim Menschen als geeignet erweisen, wäre sie nicht nur im Fall von Alzheimer, sondern auch in der Therapie von weiteren neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose ein interessanter Ansatz. ral
Quelle: New Scientist vom 5.9.1998, S. 6

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