Arzneimittel und Therapie

Chemoprävention mit Tamoxifen?

Drei neue Untersuchungen zur Brustkrebsprävention mit Tamoxifen zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Eine FDA-Kommission empfiehlt als Konsequenz aus den Studienergebnissen die Zulassung von Tamoxifen zur Reduktion der Mammakarzinom-Inzidenz bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko.


Der mögliche Nutzen von Tamoxifen zur Primärprophylaxe eines Mammakarzinoms ist seit rund zehn Jahren bekannt, und zwischenzeitlich liegen viele experimentelle und epidemiologische Daten vor, die einen positiven Effekt von Tamoxifen bestätigen. Tamoxifen wirkt als Östrogen und Antiöstrogen, es hemmt unter anderem die Angiogenese und induziert die Apoptose. Allerdings erhöht die langfristige Tamoxifeneinnahme das Risiko für ein Endometriumkarzinom.
In einer 1992 begonnenen italienischen Studie wurde die Tamoxifenwirkung bei hysterektomierten Frauen untersucht. Für die doppelblinde, plazebokontrollierte und randomisierte Studie wurden 5408 Frauen im Durchschnittsalter von 51 Jahren ausgewählt, die über fünf Jahre hinweg entweder täglich 20 mg Tamoxifen oder ein Plazebo erhielten. Die Abbruchrate (26%) war relativ hoch, so daß nur die durchschnittliche Einnahmedauer von 46 Monaten beurteilt werden konnte. 1997 wurden die vorliegenden Ergebisse mit Hilfe einer Intention-to-treat-Analyse ausgewertet.
JInsgesamt traten 41 Brustkrebserkrankungen auf; 22 in der Plazebo- und 19 in der Tamoxifengruppe; der Unterschied war statistisch nicht signifikant (p

= 0,16).

  • Frauen der Tamoxifengruppe, die zusätzlich eine Hormonsubstitution erhielten, erkrankten signifikant weniger häufig an Brustkrebs als Frauen, die eine Hormonsubstitution und ein Plazebo erhielten. So traten bei 390 Frauen, die nur eine Hormonsubstitution durchführten, acht Brustkrebserkrankungen auf, bei 362 Frauen, die Tamoxifen und Hormone erhielten, wurde nur ein Mammakarzinom festgestellt.
  • Die Tamoxifentherapie führte zu einem vermehrten Auftreten vaskulärer Ereignisse (Phlebitis, Thrombosen) und zu Hypertriglyceridämien.


Zur Zeit liegen drei Studien vor, in denen ein möglicher präventiver Ef-
fekt von Tamoxifen untersucht wurde: die nordamerikanische BCPT-Studie (Breast Cancer Prevention Trial),
eine englische Studie und die oben erwähnte italienische Studie.
In der englischen und italienischen Studie konnte kein signifikanter Nutzen von Tamoxifen festgestellt werden, wohingegen die nordamerikanische Untersuchung einen deutlich positiven Effekt aufzeigt. Die Ursachen für diese unterschiedlichen Ergebnisse sind nicht ganz klar, da alle drei Studien fachgerecht aufgebaut und ausgewertet wurden. Ein Hauptgrund ist wahrscheinlich die unterschiedliche Altersstruktur der Studienteilnehmerinnen. Die nordamerikanische Studie umfaßt deutlich mehr ältere Frauen als die beiden anderen Untersuchungen. Da mit Tamoxifen vor allem östrogenpositive Tumoren verhindert werden können, welche wiederum vermehrt bei älteren Frauen auftreten, kann die Chemoprävention bei älteren Frauen effektiver sein. Weitere Gründe für die divergierenden Studienergebnisse können an der schlechten Compliance in der italienischen Studie oder an einer unterschiedlichen Studienpopulation (unterschiedliches Brustkrebsrisiko) liegen.
Literatur
Veronesi, U., et al.: Prevention of breast cancer with tamoxifen: preliminary findings from the italian randomised trial among hysterectomised women. Lancet 352, 93-97 (1998).
Pritchard, K.: Is tamoxifen effective in prevention of breast cancer? Lancet 352, 80-81 (1998).
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

FDA-Kommission empfiehlt Zulassung von Tamoxifen zur Reduktion der Mammakarzinom-Inzidenz bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko


Das -Oncologic Drugs Advisory Comittee (ODAC) der -U.S. Food and Drug Administration (FDA) hat auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse der Präventionsstudien die Zulassung von Tamoxifen zur Reduktion der Mammakarzinom-Inzidenz bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko empfohlen.
Als Definition für ein erhöhtes Brustkrebsrisiko gelten u.a. ein Lebensalter über 60 Jahre und/oder eine familiäre Disposition, ein frühes Eintreten der Regelblutung sowie atypische Hyperplasien.
Bisher ist Tamoxifen zur Therapie des primären und fortgeschrittenen Mammakarzinoms zugelassen. Die Herstellerfirma Zeneca hat die Zulassung zum präventiven Einsatz von Tamoxifen als Konsequenz aus den positiven Ergebnissen der US-amerikanischen BCPT-Studie bei der FDA beantragt. In dieser Studie wurde die präventive Wirkung von Tamoxifen im Vergleich zu Plazebo über fünf Jahre bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko untersucht. Bei den mehr als 13000 beteiligten Frauen wurde in der Tamoxifen-Gruppe das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, um 45Prozent gesenkt. Diese positiven Ergebnisse führten dazu, daß die FDA diesen Zulassungsantrag beschleunigt bearbeitet hat.
Die kürzlich veröffentlichten Daten einer nicht geplanten vorzeitigen Zwischenauswertung der beiden europäischen Brustkrebspräventionsstudien, die keinen Vorteil für Tamoxifen zeigten (s.o.), wurden ebenfalls in die Entscheidungsfindung des ODAC miteinbezogen.
Quelle
Pressemitteilung der Zeneca GmbH, Plankstadt

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.