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Supermarktkette eröffnet -Micro-Apotheke

LONDON (nkh/jb). Der Begriff der Micro-Apotheke scheint eine durchaus angemessene Bezeichnung für die neueste Apotheke zu sein, die die nordenglische Supermarktkette ASDA vor kurzem eröffnete. Der bei der englischen Apothekerkammer (Royal Pharmaceutical Society - RPSGB) registrierte Apothekenbetrieb besteht aus drei verschlossenen Glaskästen, die apothekenpflichtige Medikamente beinhalten, sowie einem Kassen- und Informationspunkt. Den Schlüssel zu den Schränken hat der zuständige Apotheker.


Auf die -Größe der Micro-Apotheke angesprochen, sagte die Leiterin der Rechtsabteilung der RPSGB, Mrs. Susan Sharpe: -Obwohl die Räumlichkeiten relativ klein sind, steht es nicht in der Macht der Society, dieser Micro-Apotheke die Registrierung zu untersagen. Bezüglich weiterer möglicher Bedenken stehen wir in Kontakt mit dem Gesundheitsministerium.
Rezepte dürfen (bisher) in dieser Apotheke nicht eingelöst werden, da ASDA den dafür nötigen Vertrag mit der Nationalen Gesundheitsversicherung (NHS) nicht bekommen konnte. Man entschied sich daher für die Alternative, eine -Apotheke aufzubauen, die sich auf nicht verschreibungspflichtige Medikamente beschränkt. Wie John Evans, der bei ASDA zuständige Apotheker, erklärte, war hierfür die Kundennachfrage der ausschlaggebende Grund: -Die Apotheke ist bei weitem die am meist gefragte Dienstleistung, die sich unsere Kunden zusätzlich zum eigentlichen Supermarkt wünschen.
Die Micro-Apotheke soll nach Aussagen von John Evans vor allem dann geöffnet sein, wenn andere Apotheken in der Umgebung geschlossen sind, also vornehmlich abends und an den Wochenenden. Die Öffnungszeiten, so wie sie auf einem kleinen Schild zu lesen sind, stehen mit dieser Aussage jedoch nicht ganz im Einklang ( sonntags 11.30 bis 5 Uhr, mittwochs 11.30 bis
8 Uhr, donnerstags 12 bis 8 Uhr, freitags 10.45 bis 8.30 Uhr und samstags 10.30 bis 7 Uhr). Diese seien zudem lediglich vorläufig, man habe einfach die 40 Stunden ausgewählt, die für den Supermarkt die Stoßzeiten darstellen, sagte John Evans, und diese seien durchaus ausbaufähig.

Zusammenarbeit mit anderen Apotheken


Eine Gefahr für unabhängige Apotheken sieht er in der Neueröffnung nicht. Im Gegenteil, John Evans hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit den Apothekern im Umkreis des ASDA-Supermarktes. Er sieht für die Zukunft zum Beispiel die Möglichkeit eines regelmäßigen Austausches. -Ein anderer Apotheker könnte eventuell einen Tag pro Woche zu uns kommen und hier die Apotheke übernehmen, während unser Apotheker diesen in seiner Apotheke vertritt. Beide würden nach Ansicht von John Evans von diesem Arrangement profitieren. -Der für uns arbeitende Apotheker könnte an diesem Tag Rezepte abgeben und somit die verschreibungspflichtigen Medikamente nicht ganz aus dem Auge verlieren, während der unabhängige Apotheker an der enormen Erfahrung eines großen Unternehmens wie ASDA teilhaben könnte.

Schneller und einfacher


John Evans sieht das Konzept der Micro-Pharmacy folgendermaßen: -Sie verschafft einen schnelleren und einfacheren Zugang (zu einem Apotheker), die Dienstleistungen sind von höchster Qualität und basieren darauf, die Bedürfnisse des Patienten an erste Stelle zu stellen anstatt die der Dienstleistenden.
Falls das jetzt in Leeds gestartete Pilotprojekt mit der Micro-Pharmacy erfolgreich sein sollte, könnte John Evans sich durchaus vorstellen, es auch in anderen Filialen einzuführen. Seine bevorzugte Wahl wäre jedoch auch im Erfolgsfall eine Apotheke mit der Lizenz zur Rezeptabgabe, wie sie in 11 ASDA Supermärkten bereits vorhanden ist.
Und wie stehen John Evans Kollegen in Leeds der Neueröffnung gegenüber? Michael Wood, Besitzer der Woods Pharmacy, war von den Neuigkeiten durchaus überrascht. Er selbst hatte vor einigen Jahren vorgehabt, seine Apotheke in den Supermarkt hinein zu verlegen, hat sich aber letzten Endes für ein Gesundheitszentrum entschieden. Obwohl er nicht glaubt, daß die Eröffnung der Micro-Apotheke sofortige Auswirkungen auf seine Apotheke haben wird, ist er trotzdem der Meinung, daß ASDA damit den Fuß in der Tür hat (-It‚s the thin end of the wedge), und daß es auf längere Sicht jeden unabhängigen Apotheker beeinträchtigen wird. Er kann das Gefühl nicht loswerden, daß ASDA hiermit das System erfolgreich umgangen hat. Dem kann sein Kollege Daniel Lee, der zugleich Mitglied der Ortsverbandes der Apotheker (Local Pharmacy Commitee) ist, nur zustimmen. Mr. Lee hat die Micro-Apotheke bereits gesehen und ist fest davon überzeugt, daß diese dem Ruf des Apothekers nicht zugute kommen wird. -Die Art und Weise, wie ASDA es durchgeführt hat, wertet den Beruf des Apothekers ab. Für den Apotheker ist dies ein Schritt zurück. l

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