DAZ aktuell

Arzneiausgaben sinken weiter

BONN (im). Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel sind im ersten Halbjahr weiter gesunken, dabei in den neuen Bundesländern stärker als in den alten. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gaben die Kassen für Medikamente 3,3 Prozent (im Westen) und 9,5 Prozent (im Osten) weniger aus als im Vorjahr, ergab eine Hochrechnung der Betriebskrankenkassen, die in diesem Bereich federführend sind. Der Vorstandsvorsitzende ihres Bundesverbands Wolfgang Schmeinck prognostizierte für 1998 insgesamt ein ausgeglichenes Ergebnis für die GKV. Schmeinck, der die Hochrechnung am 18. August in Bonn vorstellte, wollte jedoch rote Zahlen in der GKV für 1999 nicht ausschließen.

Fünf Milliarden aus eigener Tasche


Er nannte als Grund für den Ausgabenrückgang vor allem die 1997 zweimal angehobenen Zuzahlungen der Patienten. In diesem Jahr müßten die Kranken voraussichtlich rund 5,3 Milliarden Mark selbst tragen, was 16 Prozent der Arzneimittelausgaben der GKV entspreche. Angesprochen darauf, warum die Selbstbeteiligung voraussichtlich deutlich unter der zuvor geschätzten Höhe von mehr als sieben Milliarden Mark bleibe, gab Wolfgang Kaesbach, der die Arzneimittelabteilung beim BKK-Bundesverband in Essen leitet, verschiedene Gründe an. Neben dem Vorzieheffekt im ersten Halbjahr 1997 sei ein Verordnungsrückgang mit zugleich steigender Selbstmedikation zu beobachten, die Ärzte verschrieben zudem mehr Großpackungen und die verbesserten Härtefallregelungen machten sich bemerkbar. Auch seien vermutlich einige Nullrezepte nicht von Apotheken weitergeleitet worden, schätzte
Kaesbach.

Zahlen zu Festbeträgen...


Nach Angaben des BKK-Bundesverbands betrug das Umsatzvolumen der Festbetragsarzneimittel am 1. Juli insgesamt 17,3 Milliarden Mark. Das entspreche einem Anteil von rund 51 Prozent der Arzneiausgaben der gesetzlichen Krankenkassen oder 63,3 Prozent bezogen auf die Zahl der Verordnungen.

...und zur Mehrwertsteuer


Die zum 1. April auf 16 Prozent angehobene Mehrwertsteuer werde die GKV voraussichtlich mit rund 200 Millionen Mark jährlich belasten, davon mit 140 Millionen Mark allein im Nichtfestbetragsmarkt.

Lage bei den BKK


Schmeinck stellte darüber hinaus bei einigen Betriebskrankenkassen Beitragssenkungen von 0,2 Prozentpunkten in Aussicht. Wegen der günstigen Finanzentwicklung hätten die BKK durchschnittlich einen Spielraum von 0,1 Prozentpunkten, Sorge bereite allerdings die BKK in Berlin, die bisher schon mit einem Beitrag von 15,3 Prozent die teuerste sei.

West...


Nach der Hochrechnung, die auf Daten von 45 Prozent der BKK-Mitglieder beruhe, sind die Ausgaben der BKK in den alten Bundesländern im ersten Halbjahr um zwei Prozent gesunken, die Grundlöhne im Gegensatz dazu um 2,3 Prozent gestiegen. Die Ausgaben der BKK für Arzneimittel seien in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um fünf Prozent gesunken. Lasse man den Zuzahlungseffekt außer acht, seien die Ausgaben gestiegen. Für die Behandlung im Krankenhaus gaben die BKK demnach 1 Prozent, für die ärztliche Behandlung 1,2 Prozent mehr aus.
Der durchschnittliche Beitragssatz der 362 West-BKK habe am 1. Juli 1998 12,8 Prozent betragen und damit unter dem durchschnittlichen West-Satz der GKV von 13,5 Prozent gelegen.

...und Ost


In den neuen Bundesländern seien die Ausgaben der BKK pro Mitglied im ersten Halbjahr um fünf Prozent gesunken, die Grundlöhne dagegen unverändert geblieben. Dies habe die Hochrechnung auf der Datenbasis von 56 Prozent der Mitglieder ergeben. Der Rückgang der Ausgaben für Arzneimittel habe 6,5 Prozent betragen. Im stationären Bereich gaben die BKK demnach 0,5 Prozent weniger, für ärztliche Behandlung ein Prozent mehr aus.
Auch in den östlichen Bundesländern liege der durchschnittliche Beitragssatz der elf BKK mit 13,2 Prozent unter dem Durchschnitt der GKV im Osten von 13,9 Prozent.l

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