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Pflanzliche Prostatamittel

In einer sehr gut besuchten Fortbildungsveranstaltung des Bayerischen Apothekerverbands, Bezirksverband Schwaben, am 10.August in Kempten konnte Dr.Karl-Dieter Fuchsberger, zweiter Vorsitzender des Bezirksverbands, Prof. Dr.Heinz Schilcher, früher Freie Universität Berlin, jetzt München und Immenstadt (Allgäu), als Referent willkommen heißen. Das Thema lautete: Aktuelle Situation der Phytopharmaka unter besonderer Berücksichtigung der pflanzlichen Prostatamittel.


In einer praxisorientierten Einführung erläuterte Professor Schilcher an konkreten Beispielen die zur Zeit im Verkehr befindlichen fünf Kategorien an Phytopharmaka. Dabei betonte er besonders die Beratungskompetenz des Apothekers und informierte die anwesenden Kolleginnen und Kollegen über seinen 30minütigen Rundfunkbeitrag, der zur Zeit bundesweit gesendet wird. Darin erklärt er den Laien/Zuhörern die unterschiedliche Qualität der Phytopharmaka und weist auch dort insbesondere auf den Apotheker als Arzneimittelfachmann hin.
Da Professor Schilcher seit 1978 Mitglied der KommissionE und seit neun Jahren deren zweiter Vorsitzender ist, konnten die Zuhörer aus -kompetentem Munde erfahren, wie die Monographien zustande gekommen sind und welchen wissenschaftlichen Stellenwert die E-Monographien national und international besitzen. Da in letzter Zeit die E-Monographien von verschiedenen Autoren kritisiert worden sind, wobei die Kritik in erster Linie auf Unkenntnis der den Kommissionsmitgliedern bekannten Fakten basiert, war es für die Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung höchst interessant, aus berufenem Munde zu erfahren, was nun wirklich an den Monographien -dran ist. Mit gewissem Stolz berichtete der Vortragende, daß zur Zeit vom American Botanical Council die E-Monographien in englischer Sprache verlegt werden und darüber hinaus die deutschen E-Monographien der FDA-Behörde in den USA als sehr nützliche Informationshilfen dienen.
Den größten Teil seines Vortrags verwendete der Vortragende für die Bewertung der pflanzlichen Prostatamittel, die sich zur Zeit auf dem Markt befinden. Professor Schilcher hat sich nicht nur rund 20Jahre lang wissenschaftlich mit den pflanzlichen Urologika befaßt und ist Autor des Buches -Phytotherapie in der Urologie (Hippokrates Verlag, Stuttgart), sondern er besitzt auch eigene Erfahrungen mit Phytoprostatamitteln. Im Gegensatz zu der Veröffentlichung -Bewertung von Phytopharmaka in der Therapie der BPH in PZ Nr.23 vom 4.Juni 1998 ging er weit mehr auf die tatsächlichen Belange und Fragen in der Apotheken-Offizin ein. Dabei scheute er sich auch nicht, von jedem monographierten pflanzlichen Prostatamittel konkrete empfehlenswerte Fertigarzneimittel zu nennen. Seine Empfehlungen basierten dabei nicht allein auf der Auswertung der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur, sondern es kamen viele Hintergrundinformationen aus mehreren sogenannten -Expertengesprächen hinzu sowie ob sich ein pharmazeutisches Unternehmen um ein pflanzliches Prostatamittel wissenschaftlich bemüht hat. Für die Apothekenpraxis besonders interessant war die von Professor Schilcher aufgezeigte und mit Urologen abgestimmte Gegenüberstellung der synthetischen und pflanzlichen Prostatamittel.
Die Bedeutung der 5-alpha-Reduktasehemmer wurde z.B. von dem Vortragenden nicht in Frage gestellt. Ebenso interessant für den Apothekenalltag waren seine Ausführungen zu einer differenzierten Empfehlung der vier monogrpahierten Prostatamittel (Kürbissamen, Sabalfrüchte, Brennesselwurzeln und Roggenpollen) unter besonderer Berücksichtigung der von Droge zu Droge unterschiedlichen Wirkungsmechanismen und in Hinblick auf die möglicherweise bald vorgenommene neue Einteilung der BPH aufgrund histologischer Differenzierungsmerkmale. Professor Schilcher sieht darin eine wissenschaftlich interessante weitere bzw. neue Chance der Phytoprostatamittel. Neben den Möglichkeiten wurden aber ebenso in aller Deutlichkeit die Grenzen aufgezeigt, insbesondere was die Empfehlung in der Selbstmedikation betrifft. Professor Schilcher empfahl, in der Selbstmedikation mindestens zwei Fragen in der Offizin zu stellen:
1.Hat der Patient/Apothekenkunde eine rektale und Ultraschalluntersuchung seiner Prostata durchführen lassen?
2.Wie hoch war/ist der PSA-Wert? (Das prostataspezifische Antigen, PSA, sollte nicht über 4ng/ml liegen.)
Die Frage nach einer Vorsorgeuntersuchung ist häufig nicht ausreichend, um die versäumte Früherkennung eines Prostatakarzinoms auszuschalten. Da sich ein Prostatakarzinom in der Regel in den äußeren peripheren Zonen der Prostata manifestiert, ist durch ein rektales Abtasten in den meisten Fällen - nicht in allen (!) - ein Prostatakarzinom frühzeitig zu diagnostizieren. Professor Schilcher stimmte damit zum Teil den kritischen Anmerkungen der Professoren Dreikorn (Bremen) und Schönhöfer (Bremen) zu (siehe PZ Nr.28, PZ-Forum). Dr. Karl-Dieter Fuchsberger, Kempten (Allgäu)

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