Arzneimittel und Therapie

Risiko für venöse Thromboembolien bei neurochirurgischen Patienten gesenkt

Einer neuen Studie zufolge bewirkt die prophylaktische Behandlung mit dem Antithrombotikum Enoxaparin-Natrium (Lovenox®/Clexane®) in Kombination mit Kompressionsstrümpfen eine signifikante Senkung des Risikos für venöse Thromboembolien (tiefe Venenthrombose und Lungenembolie) bei Hochrisikopatienten, bei denen geplante neurochirurgische Operationen vorgenommen werden.


Die neuen Ergebnisse zeigen, daß Enoxaparin-Natrium bei gemeinsamer Anwendung mit Kompressionsstrümpfen die Inzidenz venöser Thromboembolien von 33 Prozent (bei alleiniger Verwendung von Kompressionsstrümpfen) auf 17 Prozent senkt, bei einem relativen Risiko von 0,51.
Tiefe Venenthrombosen (TVT), die Bildung von Blutgerinnseln in den tiefen Beinvenen, sind ernstzunehmende und lebensbedrohliche Komplikationen bei chirurgischen und Krebspatienten sowie bei an anderen chronischen Krankheiten leidenden Patienten. Es kann dabei zur Zirkulation von Blutgerinnseln im Blutkreislauf und der Festsetzung dieser Blutgerinnsel in der Lunge kommen, d.h. zur Lungenembolie, die zum plötzlichen Tod führen kann.

Neurochirurgische Eingriffe


Die in der neuen doppeltblinden, randomisierten und multizentrisch durchgeführten Studie erhobenen Daten belegen, daß auch die Neurochirurgie zur Hochrisikokategorie für tiefe Venenthrombosen zu zählen ist. Die Ergebnisse dieser Studie, in deren Verlauf bei 307 Patienten an sieben Zentren in Italien neurochirurgische Eingriffe durchgeführt wurden, belegen eine um 50 Prozent verringerte Inzidenz von tiefen Venenthrombosen bei den Patienten, die beginnend innerhalb von 24 Stunden nach dem chirurgischen Eingriff täglich 40 mg Enoxaparin erhielten und gleichzeitig Kompressionsstrümpfe anwendeten, im Vergleich zu den Patienten, die nur Kompressionsstrümpfe anwendeten. Die proximale TVT-Rate betrug 13 Prozent bei den Patienten, die nur Kompressionsstrümpfe anwendeten, und 5 Prozent in der Enoxaparin-Gruppe. Außerdem war auch das Risiko für symptomatische Ereignisse bei den Plazebopatienten höher (sechs Fälle von tiefer Venenthrombose und drei Lungenembolien) als in der Enoxaparin-Gruppe (ein Fall von tiefer Venenthrombose). Bei den Blutungskomplikationen wurden keine Unterschiede beobachtet.
Tatsächlich entwickelt ungefähr ein Drittel der neurochirurgischen Patienten ohne medikamentöse Prophylaxe eine phlebographisch nachweisbare tiefe Venenthrombose, möglicherweise noch kompliziert durch eine Lungenembolie, die bei einem großen Teil der Patienten einen tödlichen Ausgang haben kann. Die hohe Inzidenz von venösen Thromboembolien bei neurochirurgischen Patienten könnte auf die kumulativen Wirkungen der vom Gehirntumor induzierten Aktivierung der Blutgerinnung, der Manipulation des Tumors und der langfristigen Immobilisierung der Patienten im Verlauf des Eingriffs und danach zurückzuführen sein.
Die Ergebnisse der Studie belegen, daß eine postoperativ einsetzende Enoxaparin-Anwendung die TVT-Inzidenz um 50 Prozent senken kann. Bisher wurden Kompressionsstrümpfe den Antikoagulantien wegen der Sorge um intrakraniale Blutungen vorgezogen. In der vorliegenden Studie wurde dagegen in der Enoxaprin-Gruppe kein Hinweis auf zusätzliche Nebenwirkungen in Form von Blutungen im Vergleich zur Gruppe der mit Kompressionsstrümpfen allein behandelten Patienten beobachtet. Literatur
Agnelli, G., et al.: Enoxaparin plus compression stockings compared with compression stockings alone in the prevention of venous thromboembolism after elective neurosurgery. N. Engl. J. Med. 339, 80-85 (1998).
rpr

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