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Uni Tübingen: Kurs "Pharmazeutische Biologie I" in neuer Gestalt

Der Kurs Pharmazeutische Biologie I des Pharmaziestudiums wird seit vielen Jahrzehnten als praktische Einführung in die Anatomie und Morphologie der Samenpflanzen durchgeführt. Zurückdenkend verbinden ihn viele Pharmazeuten mit eher langweiligem Mikroskopieren teilweise obsoleter Drogen wie Sarsaparillwurzel oder Kalmuswurzelstock.

Daß dies nicht unbedingt so sein muß, und daß man "trockenen" Stoff wie das Mikroskopieren von Drogenmaterial auch aufgelockerter vermitteln kann, war die Idee für einen didaktischen Versuch am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Tübingen. Der neu konzipierte Kurs gliedert sich in drei Teile. Während im ersten Teil die anatomischen Grundstrukturen höherer Pflanzen (Wurzel, Sproß, Blätter, usw.) anhand von Frischpräparaten und begleitenden Seminaren den Studenten nahegebracht wurden, konnten die erlernten Präpariertechniken im zweiten Kursteil selbständig zur Untersuchung von Arzneidrogen angewendet werden. Hierbei galt es, die drogenspezifischen Merkmale kennen- und unterscheiden zu lernen. Die Kür stellte dann der dritte Kursteil dar, in dem es um das "Portrait einer Arzneipflanze" ging. Hier konnten die Studenten in Kleingruppen selbständig die verschiedenen Aspekte einer pharmazeutisch relevanten, heimischen Pflanzenart ihrer Wahl erarbeiten. Dabei wurde zunächst Pflanzenmaterial im Freiland gesammelt und dieses makroskopisch und mikroskopisch durch Querschnitte und Zeichnungen der verschiedenen Organe beschrieben. Aus einschlägiger Literatur konnten Inhaltsstoffe, Indikationen und Anwendungsgebiete zusammengestellt werden. Auch volksmedizinische oder geschichtliche Fakten konnten Eingang finden. Schließlich wurden am PC via Datenbankrecherche existierende Fertigpräparate ermittelt und deren aktuelle Verschreibungshäufigkeit in der Literatur nachgeschlagen. All dieses Wissen wurde auf Postern nach eigenen Vorstellungen dargestellt, die am letzten Kurstag in einer "Poster Session" aufgehängt und begutachtet wurden. In begleitenden Kurzvorträgen stellten die Gruppen "ihre" Arzneipflanze vor. Von der Motivation und den kompetent vermittelten Fakten informierten sich Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. L. Heide, sowie der Emeritus des Lehrstuhles, Prof. Dr. E. Reinhard, persönlich. Im Anschluß an die Kurzvorträge wurde Sinn und Unsinn von Anwendungen und Wirkungen diskutiert. Schließlich wurde in einer geheimen Wahl das beste Poster ermittelt. Die Gewinner erhielten je ein Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie ihrer Wahl. Nach dem Kursende bekamen die Studenten Gelegenheit, Kritik und Anregungen über das neue Konzept zu artikulieren, wobei das Echo überwiegend positiv ausfiel. Aufgrund der studentischen Rückmeldung soll dem Kurskonzept der "letzten Schliff" gegeben werden, um es in der Folgezeit - zumindest in Tübingen - beizubehalten. Robert Boehm, Tübingen

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