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Keine Sommerpause

Diskussionen im und über das Gesundheitswesen machen in diesem Sommer keine Pause. Immer wieder Verlautbarungen aus dem Ministerium Seehofer: die Ausgaben der Krankenversicherung sollen sich nicht mehr unbedingt an den Einnahmen orientieren müssen, wenn für den notwendigen medizinischen Bedarf der Bevölkerung mehr Mittel erforderlich sind, dann müssen sie zur Verfügung gestellt werden, heißt es aus Bonn, außerdem wird keine weitere Zuzahlungserhöhung in Aussicht gestellt - im September sind bekanntlich Wahlen. So weit so gut.

Nur mit einem Instrument, dem Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen, wird das Bundesgesundheitsministerium bald Probleme bekommen. Dessen Entscheidungen müssen dem Ministerium nämlich zur Prüfung vorgelegt werden, und da stehen in Kürze die Arzneimittel-Richtlinien zur Genehmigung an, die in weiten Teilen in Fachkreisen auf Widerstand stoßen. Wir haben bereits in den vergangenen Ausgaben über einige Ungereimtheiten berichtet. Eine Sommerpause scheint auch hier nicht Sicht.

Massiver Protest richtet sich derzeit gegen den geplanten Ausschluß von Ernährungstherapeutika, insbesondere Sondenernährung. Auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche war bereits von "Verhungern im Schlaraffenland" und "Finanzieller Ruin oder Tod durch Verhungern" die Rede. Denn von einem Ausschluß wären nur die Mitglieder der Gesetzlichen Krankenversicherung betroffen und hier die finanziell schlecht gestellten, die die rund 600 bis 900 DM im Monat für eine ambulante Sondenernährung kaum aufbringen können - sie müßten verhungern oder sich an das Sozialamt richten, ein Szenario das der Verein zur Förderung der gesunden Ernährung und Diätetik entwickelte und damit wohl nicht falsch liegen dürfte. Neben der lebensnotwendigen Sondennahrung - in Deutschland sind davon rund 100000 Menschen betroffen, allein 50000 sind auf diese Art der Ernährung angewiesen, um nicht zu verhungern - stellt die Sondenernährung bei vielen Krankheiten auch einen Baustein der Therapie dar, z. B. bei Morbus Crohn oder Krebserkrankungen.

Für die Apotheken würde sich die Herausnahme der Produktgruppe Ernährungstherapeutika auch negativ auswirken, immerhin werden Ernährungstherapeutika dieser Art im Wert von rund 80 Millionen DM über die öffentlichen Apotheken vertrieben, vor allem an Alten- und Pflegeheime. Vor diesem Hintergrund kann auch uns Apothekerinnen und Apothekern nicht egal sein, wie dieser Punkt letztendlich entschieden wird.

Der Ausschluß von Arzneimitteln von der Erstattungsfähigkeit durch die GKV wird weiterhin Gesprächsthema bleiben. Nach Viagra, das der Bundesausschuß auf die Ausschlußliste setzte, wird es auch den neuen Appetitzügler Xenical nicht auf Kassenrezept geben, denn Appetitzügler sind bereits durch Arzneimittel-Richtlinien ausgeschlossen. Nur, die neue "Anti-Fett-Pille" setzt pharmakologisch fundierter an als die üblichen Appetitbremsen. Und da sollte der Bundesausschuß erneut überlegen, ob er hier nicht besser differenzieren sollte.

Keine Sommerpause auch für die Apotheke: Der Tag der Apotheke rückt näher. Die ABDA Öffentlichkeitsarbeit hat bereits die Pakete mit Materialien zum 10. September verschickt. Überlegen Sie, mit welchen Aktionen Sie diesen Tag für Ihre Apotheke nutzen wollen. Peter Ditzel

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