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Mehr Schaden als Nutzen durch Albumingabe?

LONDON (nkh). Die Behandlung von schweren Verbrennungen oder akutem Schock mit menschlichem Albumin könnte laut einer Studie der Cochrane Injuries Group zu Todesfällen bei behandelten Patienten geführt haben.


Die Gruppe untersuchte die Resultate von insgesamt 30 Testserien, an denen ca. 1400 Patienten beteiligt gewesen waren, und veröffentlichte die Ergebnisse ihrer Untersuchungen in der aktuellen Ausgabe des British Medical Journal (BMJ).
In Großbritannien werden alleine 100000 Patienten jährlich mit Albumin behandelt. Nicht allein aufgrund des Preises wird die Albumin-Therapie immer wieder kontrovers diskutiert. Viele Ärzte bevorzugen statt dessen beispielsweise salzhaltige Infusionslösungen wie z.B. Ringers Lactat oder Natriumchlorid, die zudem nur 1/30stel des Preises von menschlichem Albumin kosten.
Die Autoren selbst rufen zu einer vorsichtigen Beurteilung ihrer Resultate auf. Dennoch glauben die Autoren, daß aufgrund ihrer Untersuchungen die Verwendung von menschlichem Albumin zur Behandlung von Patienten in Schockzuständen kritisch überprüft werden müsse.
Eine Expertengruppe der Medicines Control Agency und des Ausschusses für die Sicherheit von Medikamenten (CSM) ist seit kurzem dabei, die Studie und deren Schlußfolgerungen zu prüfen.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte gegenüber der DAZ: "CMS (Comittee for Safety of Medicines) hat sich bereits vor der Veröffentlichung dieser neuen Studie mit den betreffenden Daten befaßt und diese als nicht ausreichend angesehen, um ein sofortiges Handeln, wie z.B. den Rückruf von Albumin, zu rechtfertigen. CSM hat um weitere Informationen gebeten, die Expertengruppe wird in Kürze wieder zusammentreten".
Quelle:
British Medical Journal, BMJ, Vol. 317, Seiten 235-239

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