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Tabernaemontanus aus Bergzabern


Sein Geburtsjahr ist unbekannt, doch könnte es das Jahr 1523 gewesen sein. So zeigt das Saarland Museum vom 6. August bis zum 1. November eine Ausstellung über Jacobus Theodorus genannt Tabernaemontanus anläßlich seines 475. Geburtstags; sie steht unter dem Motto -Vom Leibeigenen zum Professor für Medizin und Botanik.
Die Wanderausstellung, die bereits in Worms, Speyer und Heidelberg zu sehen war, skizziert den Lebensweg und das wissenschaftliche Werk des vielseitigen Heilberuflers aus der südlichen Pfalz. Über seine Ausbildung ist wenig bekannt. Möglicherweise war Hieronymus Bock (1498-1554), einer der -Väter der Botanik, sein Lehrer am Gymnasium in Hornbach. Später soll er in Padua Medizin studiert haben, doch wurde er erst 1551 aus der Leibeigenschaft entlassen. Ab 1549 war er nacheinander Leibarzt des Grafen von Nassau-Saarbrücken und des Bischofs von Speyer, Stadtphysikus in Worms und Leibarzt des Kurfürsten von der Pfalz sowie Professor in Heidelberg.
Tabernaemontanus schrieb u.a. Werke über den Umgang mit der Pest und -pestilentzischem Fieber sowie über die medizinische Wirkung von Heilquellen (-New Wasserschatz). Am wichtigsten war sein -Neuw Kreuterbuch, das etwa 3000 Pflanzen beschreibt. Es erschien in zwei Bänden 1588 bzw. 1591 in Frankfurt am Main. 1613 gab der Basler Botaniker Caspar Bauhin (1569-1624) eine Bearbeitung heraus, und 1664 folgte eine weitere von dessen Enkel Hieronymus Bauhin, die noch 1731 nachgedruckt wurde (Reprint 1963).
Da Tabernaemontanus sich bemüht hatte, alle zu seiner Zeit gebräuchlichen Bezeichnungen einer Pflanze in seinen Kräuterbüchern anzugeben, waren sie die wichtigste Quelle für das Synonymenverzeichnis -Pinax theatri botanici (1623) von Caspar Bauhin. Direkt und indirekt hat Tabernaemontanus auch die Namengebung der Pflanzen durch Carl von Linné (1707-1778) stark beeinflußt.
Tabernaemontanus soll zeitweise als Apotheker in Weißenburg im Elsaß gearbeitet haben. Aus eigener Ansicht kritisierte er den schlechten Zustand vieler Apotheken und daß die Apothekergesellen -gantz und gar keine Erkenntniß der Simplicien oder einfachen Gewächs nicht haben. Auch diesem angeblichen Bildungsnotstand wollte er mit seinem voluminösen Kräuterbuch abhelfen.
Ort: Saarland Museum, Alte Sammlung, Bismarckstraße 11-19, 66111 Saarbrücken, Tel. (0681) 99640.
Geöffnet: 6. August bis 1. November 1998, Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr.
Gedenkmedaille: Hochreliefprägung, Feinsilber 999/000, Durchmesser 35 mm, ca. 15g, 139 DM (Kupfer: 49 DM). Vertrieb Fax (09867) 979283. Literatur Künkele, S., R. Lorenz: Die Orchideen des Jakob Theodor (1522-1590), gen. Tabernaemontanus. Mitteilungsblatt Arbeitskreis Heimische Orchideen Baden-Württemberg 20, 249-390 (1988). Bergdolt, K.: Jacobus Theodorus Tabernaemontanus, ein Arzt und Botaniker des frühen 16. Jahrhunderts. Würzburger Medizinhistorische Mitteilungen 10, 201-223 (1992). Baumann, S.: Pflanzenabbildungen in alten Kräuterbüchern - die Umbelliferen in der Herbarien- und Kräuterbuchliteratur der frühen Neuzeit, S. 105ff. Stuttgart 1998.cae 50 Wanderausstellung, Tabernaemontanus

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