Prisma

War die Euphorie verfrüht?

Zwei neue Studien, die in der letzten Ausgabe der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurden, widerlegen den Erfolg von Tamoxifen in der Brustkrebsprävention.


Tamoxifen tauchte in den letzten Monaten immer wieder sowohl in der Fach- als auch in der Laienpresse auf. Grund dafür war eine amerikanische Studie, die gezeigt hatte, daß sich durch präventive Gabe von Tamoxifen das Brustkrebsrisiko um 45% senken läßt.
Die dadurch entstandene Euphorie war jedoch anscheinend verfrüht - zwei europäische Studien dämpfen die Hoffnungen wieder. Bei den neuen Untersuchungen zeigte Tamoxifen in der Prävention von Brustkrebs gegenüber Placebo keinerlei Vorteil.
Bei den Studien handelt es sich zum einen um eine von italienischen Forschern durchgeführte 46monatige Untersuchung an 5408 Frauen, bei denen zuvor die Eierstöcke entfernt worden waren, zum anderen um eine 70 Monate dauernde englische Studie an 2494 gesunden Frauen mit einem familiär bedingt erhöhten Brustkrebsrisiko. In beiden Studien unterschied sich die Häufigkeit von Brustkrebs unter der Gabe von Tamoxifen nicht signifikant von der Häufigkeit unter Placebo.
Somit ist nun wieder alles offen: Ob Tamoxifen einen Benefit in der Prävention von Brustkrebs darstellt oder nicht und ob dieser Benefit die durch Tamoxifen verursachten Nebenwirkungen (erhöhtes Risiko für Gebärmutterkrebs, Thrombosen) überwiegt, werden weitere Studien klären müssen.
Experten gehen davon aus, daß der tatsächliche "Wert" von Tamoxifen erst im Jahr 2005 abgeschätzt werden kann, wenn die Ergebnisse einer Metaanalyse der verschiedenen Studien vorliegen. ral
Quelle: Lancet 1998, Vol 352, S. 98-101 und S. 93-97

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