Arzneimittel und Therapie

Neuer Gerinnungshemmer: Rekombinantes Hirudin Desirudin

Rhône-Poulenc Rorer Inc. hat von der Novartis Pharma AG die globalen Rechte zur Vermarktung des rekombinanten gerinnungshemmenden Arzneimittels Desirudin (rekombinantes Hirudin, Revasc®) erhalten. Desirudin hemmt die Blutgerinnung durch direkte Neutralisierung der Wirkung des Thrombins. Desirudin soll im September 1998 in Deutschland eingeführt werden.

Desirudin wurde im Juli 1997 in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union zur Prophylaxe tiefer Venenthrombosen im Anschluß an Hüft- und Kniegelenkersatzoperationen zugelassen. Rhône-Poulenc Rorer beabsichtigt, dieses Präparat noch in diesem Jahr in einigen EU-Ländern einzuführen. In Deutschland wird Desirudin gemeinsam von den Firmen Rhône-Poulenc Rorer und Novartis vertrieben werden. Das Medikament ist außerdem in der Schweiz, Australien und Neuseeland zugelassen. In den Vereinigten Staaten liegt für Desirudin keine Zulassung vor.

Klinische Studien bei Hüftgelenkersatz Die Zulassung von Desirudin stützt sich auf zwei kontrollierte klinische Studien bei Hüftgelenkersatzoperationen. In einer im März 1996 in The Lancet veröffentlichten Studie an insgesamt 1119 Patienten erwies sich Desirudin dem unfraktionierten Heparin bei der Vorbeugung tiefer Venenthrombosen bei Patienten mit Hüftgelenkersatzoperationen überlegen, wobei das Präparat vor der Operation und für 8 bis 11 Tage nach der Operation verabreicht wurde. Auch bei einer zweiten Studie an 445 Patienten, die im März 1997 in der Zeitschrift The Journal of Bone and Joint Surgery veröffentlicht wurde, war Desirudin wirksamer als unfraktioniertes Heparin bei der Vorbeugung tiefer Venenthrombosen bei Patienten, die sich einer Hüftgelenkersatzoperation unterzogen hatten und einen ähnlichen Behandlungsplan durchliefen. Heparin ist eine gebräuchliche Therapieform zur Verhinderung von venösen Thromboembolien bei Patienten mit Gelenkersatzoperationen.

Rekombinantes Hirudin aus Blutegeln Hirudin wurde ursprünglich aus Blutegeln (Hirudo medicinalis) isoliert. Mit Hilfe von gentechnischen Methoden gelang es den Wissenschaftlern, die Aminosäurekette des Hirudin zu sequenzieren und diese Information in den zugehörigen genetischen Code (DNA) zu übersetzen und in Hefezellen einzubauen. Mit diesen Hefezellen werden dann durch Biofermentation ausreichend große Mengen der Substanz hergestellt. Wie auch bei anderen gerinnungshemmenden Mitteln sind Blutungsepisoden die häufigsten Nebenwirkungen, die bei der Behandlung beobachtet wurden. Dabei bestand kaum ein Unterschied zwischen Desirudin und dem unfraktionierten Heparin.

Tödliche Lungenembolien vermeiden Weltweit werden jährlich über 1,2 Millionen Hüft- und Kniegelenkersatzoperationen durchgeführt. Die betroffenen Patienten unterliegen einem erhöhten Risiko für die Bildung tiefer Venenthrombosen, bei der sich - häufig in den Beinen - Gerinnsel bilden, die Lungenembolien verursachen können. Wenn sich in im Blut zirkulierendes Gerinnsel in der Lunge festsetzt, kommt es zur Lungenembolie, welche zum plötzlichen Tod führen kann. Lungenembolien gehören zu den häufigsten vermeidbaren Ursachen für Sterbefälle im Krankenhaus: Schätzungen zufolge sterben in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten jährlich etwa 145000 bzw. 200000 Menschen an Lungenembolien.

Quelle Pressemitteilung der Rhône-Poulenc Rorer, Köln

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