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Gesundheitsversorgung in einer Phase des Umbruchs: Vernetzung und multiprofessio

WIESBADEN (hm). Eine zweite Revolution in der Medizin kündigte Dr. Ellis Huber, Präsident der Ärztekammer Berlin auf dem 4. Sommersymposion an, das die Asklepios-Kliniken zusammen mit der Deutschen Gesellschaft der Ärzteschaft im Qualitätsmanagement unter dem Titel "Die Gesundheitsversorgung von morgen" durchführten. Nach der ersten Revolution, die durch den Siegeszug der naturwissenschaftlichen Medizin bestimmt wurde, sei im Übergang von der Industrie- zur Kommunikationsgesellschaft künftig ein integriertes Versorgungsgefüge zu erwarten, das im Zeichen multiprofessioneller und interdisziplinärer Zusammenarbeit einer neuen heilenden und helfenden Kultur stehe. Dieser Weg zu einer kooperativen Gesellschaft fordere ein neues Management des Vertrauens und eine neue Abstimmung zwischen Krankenkassen und Ärzteschaft.

Revolutionierung des Systems Wir leben in einer Phase des Umbruchs, stellte Dr. Bernard gr. Broermann fest, Gesellschafter der Asklepios-Kliniken, zu denen 30 deutsche und 7 amerikanische Krankenhäuser gehören. Seine Schlußfolgerung lautete: Eine Netzwerkbildung tut not. Allerdings könne man sie nicht aus dem Boden stampfen. Sein Aufbau dauere etwa sechs Jahre. Durch die seit dem 1. Juli 1997 möglichen Modellversuche sei aber eine Revolutionierung des bisherigen Systems zu erwarten, durch die der Hausarzt eine neue Schlüsselstellung übernehme; die Zeiten unnötiger Doppeluntersuchungen und nicht erkannter Mehrfachtherapien seien damit vorbei. Immer nötiger werde dabei ein effektives Qualitätsmanagement, wobei die Qualität der Rahmenbedingungen die Qualität des Systems bestimme.

Gewaltige Veränderungen Wie gewaltig sich durch die drei Strukturreformen seit 1989 das Gesundheitswesen bereits verändert habe, machte Prof. Dr. Hans-Konrad Selbmann vom Institut für Informationsverarbeitung an der Universität Tübingen deutlich. Als Konsequenzen nannte er § ein verstärktes Unternehmerverständnis mit einem zunehmenden Wettbewerbsdenken, § eine stärkere Berücksichtigung von Kostenfragen, begleitet von Qualitätszirkeln und Leitlinien, § einen größeren internen Informationsbedarf mit einer Einzelleistungs-Outcome-Erfassung, § mehr Transparenz nach außen mit Kontrollstatistiken und vergleichenden Prüfungen, § eine stärkere Kundenorientierung mit bewußterer Patientenbetreuung, § eine Einführung neuer integrierender Versorgungsstrukturen.

Nationaler Qualitätsbericht gefordert Das Ziel sei jetzt eine Aktivierung aller Kräfte, um die Versorgungsqualität und die multiprofessionelle Zusammenarbeit zu optimieren. "Wir brauchen eine Vision, wo wir hinwollen", meinte Selbmann, auch wenn es sich dabei um langfristige Prozesse handele. Kontrollen könne man verordnen, aber Verhalten und Einstellungen zu ändern, das brauche seine Zeit. Beschleunigt werden könne das aber durch einen nationalen Qualitätsbericht mit regionalen Bewertungen sowie Leitbildern und expliziten Qualitätszielen. Der für den August angekündigte l. Gesundheitsbericht erfülle diese Anforderungen eines Qualitätsberichtes nicht.

Wie sehr alle Versorgungsstrukturen von der Politik abhängen, machte Angelika Erz vom VdAK deutlich. Sie meinte: "Alles ist möglich!" Wünschenswert aber seien verläßlichere Perspektiven. Statt Reformhektik seien Entscheidungen für einen längeren Zeitraum wünschenswert.

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