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Gesundheitspolitischer Arbeitskreis der CSU: Kompetente Apotheken sind unverzich

INGOLSTADT (gpa). Anläßlich des Kongresses "Gesundheitspolitik - Fit für die Zukunft" hat am 20.Juni 1998 in Ingolstadt der Gesundheitspolitische Arbeitskreis der CSU (GPA) zu grundsätzlichen und aktuellen Fragen der Sozial- und Gesundheitspolitik in einem Positionspapier Stellung bezogen. Nachfolgend die Passagen aus dem Positionspapier, die sich mit den Themen Pharmaindustrie und Apotheken befassen.

Leistungsfähige Pharmaindustrie unverzichtbar Die pharmazeutische Industrie ist, sowohl was die Forschung als auch was die Produktion betrifft, eine der großen Wachstumsbranchen Deutschlands. Wenn man bedenkt, daß sich nur ca. ein Drittel aller Krankheiten kausal behandeln läßt, dann wird verständlich, daß Forschung und innovative Arzneimittel nötig sind, um Krankheiten noch wirkungsvoller zu behandeln und damit die Lebensqualität zu verbessern. Für den GPA sind die pharmazeutische Industrie insgesamt und dabei besonders die in Bayern angesiedelten Firmen ein wichtiger Partner zur Festigung der Stabilität der bayerischen Wirtschaft. Es werden nur dann qualifizierte Arbeitsplätze erhalten, wenn sich dieser Industriezweig auf einen politisch sicheren Standort verlassen kann, wie ihn die CSU in Bayern garantiert. In einer leistungsfähigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen pharmazeutischer Industrie, Apotheken und Ärzten zum Wohle des Patienten kann Listenmedizin keinen Platz haben. Diagnose- und Therapiefreiheit heißt auch Entscheidungsfreiheit über die wirkungsvollste und wirtschaftlichste medikamentöse Behandlung.

Ohne Forschung kein Erfolg in der Zukunft Die Forschung im Arzneimittel- und Gentechnikbereich ist eine der größten Zukunftsmärkte. Aber Forschung kostet Geld. Dieses Geld verdienen die forschenden Arzneimittelfirmen hauptsächlich durch patentgeschützte Arzneimittel. Deshalb ist es Aufgabe der Politik, diesen Patentschutz auch weiterhin zu gewährleisten. Außerdem muß die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Industrie gerade in dem Bereich Arzneimittel und Gentechnologie weiter ausgebaut werden, um auch in der Umsetzung der Forschung international konkurrenzfähig zu bleiben. Um effektiv forschen zu können, müssen alle damit zusammenhängenden Verwaltungsrechts- und Finanzfragen positiv und zufriedenstellend geregelt sein. Der GPA unterstützt strukturelle Veränderungen an den Universitäten in den Bereichen Medizin und Naturwissenschaften, die zu mehr Eigenwirtschaftlichkeit, Eigenverantwortung und damit auch zu mehr Freiräumen sowohl in der interdisziplinären Zusammenarbeit als auch in der Kooperation zur Forschung im Arzneimittel- und Gentechnikbereich führt.

Pharmazeutischer Großhandel und Apotheken, ein qualitätsgesichertes System Der pharmazeutische Großhandel ist ein gut funktionierendes System, das das große Angebot an Medikamenten in kürzester Zeit innerhalb Deutschlands an jede Apotheke liefern kann. Die Logistik ist perfekt und dient somit auch der Sicherheit der Patienten. Deshalb muß dieses hervorragende System der Arzneimittelbelieferung in Deutschland erhalten bleiben. Der Großhandel hält Arzneimittel unabhängig von ihrer Umsatz- und Ertragsbedeutung vorrätig und bürgt für jederzeitigen Marktzugang für die Hersteller. Er kann dennoch in seiner Entwicklung nicht stehen bleiben, sondern er muß positiv auf die Entwicklung des europäischen Marktes und in der europäischen Rechtsprechung reagieren und die Entwicklung von sich aus kreativ gestalten. Das Dispensierrecht für Ärzte würde sowohl den Großhandel als auch die Apotheken, die betriebswirtschaftlich auf Mischkalkulation aufgebaut sind, in ihrer Existenz gefährden. Der GPA lehnt ein Dispensierrecht für Ärzte auch deshalb ab, weil es eine zusätzliche, kaum honorierte Belastung für die Ärzte bedeuten würde und sich die Heilberufe nicht gegenseitig ihre Kompetenzen streitig machen sollten. Die Bedeutung der Apotheke ist bisher beim Patienten nie in Frage gestellt worden. Der Kunde schätzt die fachlich versierte Beratung und die Dienstleistung seiner Apotheke. Durch die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, die Dienstbereitschaft rund um die Uhr und die Fachberatung wird ein hohes Maß an Arzneimittelsicherheit garantiert. Es wird sichergestellt, daß der richtige Patient zum richtigen Zeitpunkt das richtige Arzneimittel erhält. Ein Apotheker, der seine Kunden ähnlich wie der Hausarzt meist seit Jahren kennt, ist durch nichts zu ersetzen. Die Bedeutung einer qualitativen, kundenfreundlichen Beratung als Dienstleistung wird künftig in einer Welt der zunehmenden Individualisierung und Vereinsamung noch einen höheren Stellenwert erhalten. Der von einigen Kassen gewünschte Versandhandel würde dem Arzneimittelmißbrauch Tür und Tor öffnen und wäre reine Rosinenpickerei. Versandfirmen machen keinen Nachtdienst, bieten keine individuelle Beratung und beschäftigen zum Päckchenpacken kein qualifiziertes Fachpersonal. Nach Auffassung des GPA muß auch künftig im Interesse eines qualitativ hochstehenden Verbraucherschutzes der Mißbrauch im Handel mit Arzneimitteln mit allen gesetzlichen Mitteln auch im europäischen Konsens verhindert werden. Im Zuge des freien Verkehrs von Waren und Dienstleistungen innerhalb der EU werden mit großer Sicherheit weitreichende Veränderungen auf die Apotheken zukommen. In diesem Zusammenhang müssen strenge gesetzliche Auflagen und Beschränkungen, denen andere Anbieter auf dem europäischen Gesundheitsmarkt nicht unterworfen sind, auch in Deutschland wegfallen. Es ist wichtig, daß hier aktiv agiert und nicht erst verzögert reagiert wird, hier ist "Waffengleichheit" bei den gesetzlichen Bestimmungen nötig, damit auch die deutsche Apotheke im europäischen Wettbewerb bestehen kann. Die Parlamentarier sind aufgerufen, rechtzeitig die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, um deutschen Apothekern Wettbewerbschancen auf dem EU-Markt einzuräumen. Der GPA setzt sich außerdem für eine Harmonisierung des Haftungsrechtes bei Arzneimittelschäden auf EU-Ebene ein. Auch hier gilt die Grundaussage des GPA, daß das Gesundheitswesen unter dem Gesichtspunkt der sozialen Marktwirtschaft zu betrachten ist und daß hierbei die Bedeutung des Sozialen abgesichert sein muß.

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