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50 Jahre Bayerischer Apothekerverband: Im Spannungsfeld von Tradition und Fortsc

MÜNCHEN (ms). Am 8. Juli feierte der Bayerische Apothekerverband (BAV) im Münchner Alten Rathaussaal das 50jährige Jubiläum seiner Wiederbegründung im Jahre 1948. Die Festredner, unter ihnen die Bayerische Staatsministerin Barbara Stamm, lobten zwar die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens und hoben die Unverzichtbarkeit der Apotheker hervor. Es kam aber auch der Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft zur Sprache, auf den die Apotheker mit noch mehr Entschiedenheit und Engagement reagieren müssen. Der zweite Teil des Festakts stand ganz im Zeichen der Ehrung von Dr. Hermann Vogel, dem langjährigen Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidenten der Bayerischen Landesapothekerkammer, wodurch die enge Verbindung von Kammer und Verband in Bayern verdeutlicht wurde.

Die Geburtsstunde des BAV Die Apotheker Max Lesmüller und Wilhelm Burkart, Kommissarische Vorstände der Bezirksverbände der Apotheken Münchens und Oberbayerns, beriefen für den 2. Mai 1948 eine Versammlung der bayerischen Apotheker nach München ein, um einen "Bayerischen Apothekerverein" zu gründen. Der Plan fand unter den mehr als 300 anwesenden Apothekern breite Zustimmung, so daß es von damals an neben der Landesapothekerkammer mit dem neugegründeten Verband eine zweite Einheitsorganisation der Bayerischen Apotheker gab. Persönlichkeiten wie beispielsweise Wilhelm Burkart, Walter Riemerschmid, Gotthard Kollibabe oder Dr. Walter Leetsch prägten als Vorsitzende die Geschicke des Verbandes, dem seit 1990 Gerhard Reichert vorsteht. Der Bayerische Apothekerverband sei eigentlich älter als 50 Jahre, sagte Dr. Hermann Vogel in seinen Ausführungen zur Geschichte des BAV. Denn schon im Jahre 1816 hätten Alois Hoffmann und die sieben weiteren Münchner Stadtapotheker, darunter sein "Ur-Ur-Ur-Großvater", den Pharmazeutischen Verein in Bayern gegründet, der als Vorläufer des BAV gelten dürfe.

Interessenvertretung Die wichtigste Aufgabe des BAV ist es, die wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder zu vertreten, zum Beispiel beim Abschluß von Arzneilieferverträgen mit den Krankenkassen. Dazu kommen vielfältige Aktivitäten, die wie im Falle der Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit der Bayerischen Landesapothekerkammer abgestimmt werden. Mit ihr zusammen verwaltet der BAV auch die Bayerische Apothekerstiftung und richtet die Bayerischen Apothekertage aus. Zwischen beiden Organisationen, so der BAV-Vorsitzende Gerhard Reichert, bestehe nicht nur eine sehr gute Zusammenarbeit, sondern freundschaftlichster Kontakt.

Gesundheitszentrum Apotheke Barbara Stamm, die Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit, sagte in ihrer Festrede, das deutsche Apothekenrecht sei vom Leitbild des Apothekers in seiner persönlich geleiteten Apotheke geprägt. Dieses Leitbild habe sich bestens bewährt. Deshalb sei sie dagegen, die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung einem Versandhandel zu übertragen. Die Staatsministerin betonte aber, daß der Beruf des Apothekers und der Betrieb der Apotheken Wandlungen unterworfen sei. Als Beispiel nannte sie das Werberecht der Apotheker und die Notwendigkeit einer professionellen Imagewerbung für die Institution Apotheke. Diese solle, so Stamm, nicht bloß als Arzneimittelabgabestelle erscheinen, sondern sich zum modernen Gesundheitszentrum entwickeln. Voraussetzung dafür sei der Ausbau der Arzneimittelversorgung zu einer umfassenden pharmazeutischen Betreuung.

Umsatz nicht um jeden Preis Der Apotheker müsse, so Stamm, nicht nur als kompetenter Partner des Arztes in die Arzneimitteltherapie einbezogen werden, sondern er müsse auch kompetent beraten in Fragen der gesundheitlichen Prävention und über Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel über umstrittene Schlankheitsmittel, die in der Apotheke vertrieben würden. Gerade bei fragwürdigen Produkten, so die Staatsministerin, sei der sachkundige Rat des Apothekers gefragt. Es könne und dürfe nicht Aufgabe der Apotheke sein, unreflektiert jede Möglichkeit zur Gewinnmaximierung zu nutzen und alles unter die Leute zu bringen, was irgendeinen Bezug zur Gesundheit habe, mahnte Stamm.

Ohne Labor geht es nicht Mit deutlichen Worten kritisierte die Staatsministerin die vereinzelt gestellte Forderung nach der Abschaffung des Apothekenlabors, weil es sich dabei sowieso nur um ein Glasmuseum handle. "Ohne Laboratorium, in dem Arzneipflanzen und Chemikalien ordnungsgemäß geprüft werden können, kann eine Apotheke nicht das Recht behalten, Arzneimittel selbst herzustellen", betonte die Ministerin. Wer sein Labor zum Glasmuseum verkommen lasse, weil er Ausgangsstoffe nicht mehr prüfe, dürfe sich nicht wundern, wenn darüber nachgedacht werde, wie Arzneimittelsicherheit ohne Apotheke zu gewährleisten sei.

Kräfte bündeln - Partnerschaften pflegen Auch ABDA-Präsident Hans-Günter Friese forderte in seinem Grußwort nachdrücklich dazu auf, die Arzneimitteldistribution ausschließlich bei der Apotheke zu belassen und sicherzustellen, daß der Apotheker freier Heilberufler bleibe. Diese Positionen würden von allen demokratischen Parteien unterstützt. Gefahr drohe aber möglicherweise, so Friese, aus dem europäischem Haus. Deshalb brauche man eine starke ABDA, um die nationale Hoheit im Gesundheitswesen zu erhalten. Es gelte, die Kräfte zu bündeln, sagte Friese. Die am Gesundheitswesen beteiligten Gruppen sollten partnerschaftlicher miteinander umgehen, wünschte sich Gerhard Reichert, 1. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes. Obwohl das Klima durch die Sparzwänge der Politik rauher geworden sei, sollte man sich hüten, einen Weg der Konfrontation zu gehen. Die Krankenkassen forderte Reichert auf, nicht an den Grundfesten des Apothekenwesens zu rütteln: "Die Forderung nach Versandhandel bei Arzneimittel und das Infragestellen des Verbots von Fremd- und Mehrbesitz - um nur zwei zentrale Punkte zu nennen: dies ist als Basis für Partnerschaft kaum geeignet", sagte Reichert. Er forderte zudem einen intensiveren Kontakt zur pharmazeutischen Industrie. Das Interesse der Industrie, so Reichert, sollte nicht nur die Zusammenarbeit mit dem Arzt, sondern auch die mit dem Apotheker betreffen, wobei dieser Kontakt mehr sein sollte als eine Diskussion um Arzneimittelpreise.

Ehrungen für 50 Jahre Mitgliedschaft Es gibt heute noch 26 Apothekerinnen und Apotheker, die seit der Wiedergründung 1948 Mitglieder des Bayerischen Apothekerverbandes sind. Sieben von ihnen waren beim Festakt anwesend und wurden von Reichert mit der Ehrennadel für 50jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet: Karl Eduard Annecke, Nürnberg, Josef Grimm, München, Alfred Just, Donauwörth, Paul Knebel, München, Irmgard Pfannenmüller, Augsburg, Walter Riemerschmid, Ehrenmitglied des BAV und Ehrenpräsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, München, sowie Elisabeth Stummvoll, Augsburg.

Hohe Ehrung für Dr. Vogel Der abschließende Teil der Festveranstaltung war der Ehrung von Dr. Vogel, dem langjährigen Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidenten der Bayerischen Landesapothekerkammer, gewidmet. Der amtierende Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, Johannes Metzger, würdigte Dr. Vogel in seiner Laudatio als herausragende Persönlichkeit, dessen Leistungen für die bayerische und die deutsche Apothekerschaft beeindruckten. Dr. Vogel sei eine Integrationsfigur, so Metzger, der die Überzeugung vertrete, daß man die Rolle des Apothekers als freien Heilberuf verteidigen müsse, weil es für die Versorgung der Patienten keine besseren Alternativen gebe. Um Dr. Vogel angemessen zu ehren, hätten die Vorstände der Bayerischen Landesapothekerkammer und des Bayerischen Apothekerverbandes beschlossen, so Metzger, eine Hermann-Vogel-Medaille zu schaffen, die an dessen vorbildhaftes Lebenswerk erinnern solle und künftig an Persönlichkeiten für herausragende Verdienste um den Berufsstand der Apotheker verliehen werde. Als erster Preisträger wurde Dr. Hermann Vogel selbst wegen seines Engagements für die Apothekerschaft mit der Medaille ausgezeichnet.

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