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ABDA-Vorstand beim Bundeskanzler: Kohl: Deutsche Arzneimittelversorgung gehört

BONN (abda). Zu einem etwa einstündigen Meinungsaustausch empfing Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl den Geschäftsführenden Vorstand der ABDA am 1. Juli im Bundeskanzleramt. In dem Gespräch, an dem auch Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer teilnahm, betonte Kohl, daß die Arzneimittelversorgung in der Eigenverantwortung der freiberuflichen Apotheker zu den besten der Welt gehöre. Apothekenketten und dem Herausbrechen einzelner Teile aus dem Versorgungsauftrag der Apotheker erteilte der Bundeskanzler eine Absage. Die Bundesregierung sehe im Apotheker den Arzneimittelfachmann schlechthin. Seine Fachkompetenz dürfe nicht durch den Versandhandel unterlaufen werden.

Im Gespräch mit den Apothekern gab er ein klares Bekenntnis zum jetzigen System der Arzneimittelversorgung in Deutschland ab. Nach relativ kurzer Anlaufzeit entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch zwischen ihm und dem ABDA-Präsidenten, Hans-Günter Friese. Kohl erkannte dabei vor allem die Rolle der Apotheken bei der Bereitstellung von Arbeitsplätzen an. Mehr als 130000 wohnortnahe Arbeitsplätze, viele in Teilzeit und in den allermeisten Fällen durch Frauen besetzt. Alles mittelständische Betriebe, betonte Friese, die zudem die flächendeckende Arzneimittelversorgung sicherstellen. Für Kohl ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze eine herausragende Leistung, vor allem - wie bei den Apotheken - vor dem Hintergrund stagnierender Umsätze. Und vor allem: Die Arbeitsplätze in den Regionen, deren Infrastruktur sich immer mehr zu Lasten der Bevölkerung verändern würde. Es sei für ihn völlig unvorstellbar, daß sich der seit Jahren stattfindende Ausdünnungsprozeß auf dem Land auch auf die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durchschlagen solle. Zumal davon in erster Linie die älteren Menschen betroffen seien. Kohl zeigte sich beeindruckt von der Tatsache, daß die deutschen Apotheken täglich dreieinhalb Millionen Kundenkontakte haben. Er erkennt die Funktion an, die die Apotheken auch als soziale kommunikative Drehscheiben nicht zuletzt für ältere Mitbürger haben. Dies habe sich auch bei der letzten Erhöhung der gesetzlichen Zuzahlung gezeigt. Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Aufklärungsarbeit der Apotheken zur Härtefall- und Überforderungsklausel: Die Apotheken hätten Vorbildliches geleistet. Der Kanzler nahm dies zustimmend zur Kenntnis. Für ihn, so machte er klar, gibt es ohnehin keine Alternative zur deutschen Apotheke. Insoweit lobte der Kanzler insbesondere die Leistung der ostdeutschen Apothekerinnen und Apotheker, die flächendeckende Arzneimittelversorgung auf freiberuflicher Grundlage auch in den neuen Bundesländern etabliert zu haben. Die Arzneimittelversorgung in der Eigenverantwortung freiberuflicher Apotheker gehöre zu den besten der Welt. Apothekenketten und dem Herausbrechen einzelner Teile aus dem Versorgungsauftrag der Apotheker erteilte er eine Absage. Diese Bundesregierung sehe in dem Apotheker den Arzneimittelfachmann schlechthin. Seine Fachkompetenz dürfe nicht durch den Versandhandel unterlaufen werden. Der Kanzler begrüßte auch das ABDA-Konzept, die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern, die pharmazeutische Betreuung und insgesamt die intensivere Hinwendung zur Beratung. Die Anforderung, den Anwender bei der Abgabe von Arzneimitteln zu beraten, stärke die Stellung des Apothekers. Nach dem Gespräch mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder in der vergangenen Woche ist es den Apothekern mit dem Kanzlergespräch in kürzester Zeit ein zweites Mal gelungen, Spitzenpolitikern die Positionen der Apotheker zu verdeutlichen.

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