Arzneimittel und Therapie

Lymphdrüsenkrebs: Monoklonaler Antikörper erhält europäische Zulassung

Am 2. Juni 1998 hat die Europäische Kommission die Zulassung für den monoklonalen anti-CD20 Antikörper Rituximab (MabThera®) zur "Behandlung von Patienten mit follikulärem Lymphom im Stadium III bis IV, die gegen eine Chemotherapie resistent sind oder nach einer solchen einen zweiten oder neuerlichen Rückfall haben", erteilt (s. DAZ 24/98, S.12).

Follikuläre Lymphome sind niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome (eine spezielle Gruppe des Lymphdrüsenkrebses). Es handelt sich dabei um langsam wachsende, meist unheilbare Tumore des immunologischen Systems. Die meisten Non-Hodgkin-Lymphome bestehen aus malignen entarteten B-Zellen (B-Zell-Tumoren). Rituximab entfaltet seine Wirkung infolge seiner Bindung an ein spezifisches Protein - das CD20-Antigen - auf der Oberfläche von reifen B-Zellen und B-Zell-Tumoren. Im Anschluß an diese spezifische Bindung werden die malignen und die normalen reifen B-Zellen infolge der Aktivierung des natürlichen menschlichen Immunsystems abgetötet. Blutstammzellen und frühe Vorläuferzellen der B-Zellen exprimieren das CD20-Antigen nicht und werden deshalb von diesem Antikörper auch nicht beeinflußt. In den klinischen Studien konnte eine Wiederherstellung der normalen B-Zell-Zahl 6 bis 9 Monate nach Beendigung der Behandlung nachgewiesen werden. Eine Erhöhung der Infektionshäufigkeit infolge dieser B-Zell-Depletion wurde in diesem Zeitraum nicht beobachtet. Rituximab wurde gemeinsam von IDEC-Pharmaceutical Corp. (San Diego), Genentech Inc. (San Francisco) und der F. Hoffmann-La Roche AG (Basel) entwickelt und ist bereits seit Dezember 1997 in den USA und der Schweiz zugelassen.

Studienergebnisse In der Zulassungsstudie [1], an der 31 US-amerikanische Zentren beteiligt waren, wurden 166 Patienten mit Rituximab als Monotherapie behandelt und vielversprechende Ergebnisse erzielt. Die Patienten waren intensiv vorbehandelt und zum Teil chemotherapierefraktär. Bei 80 Patienten (48%) wurde eine Reduktion des Tumors von mehr als 50% beobachtet; bei einigen Patienten (6%) wurde ein vollständiges Verschwinden aller Tumorläsionen nachgewiesen. Diese Remissionen hielten im Mittel länger als 11 Monate an. Andere Phase-II-Studien haben diese Ergebnisse bestätigt [2].

Kurzer Therapiezyklus, wenig Nebenwirkungen Der gesamte ambulant durchführbare Therapiezyklus besteht aus vier intravenösen Infusionen und ist bereits nach 22 Tagen abgeschlossen. Bei Auftreten eines Rezidivs kann die Behandlung wiederholt werden. Eine ansonsten übliche Chemotherapie dauert normalerweise 4 bis 6 Monate und ist mit den für Zytostatika typischen Nebenwirkungen verbunden. Die in den klinischen Studien mit Rituximab beobachteten Nebenwirkungen waren zumeist mild und reversibel. Am häufigsten wurden infusionsbedingte Symptome beobachtet. Dazu zählten leichte grippeähnliche Symptome wie Fieber und Schüttelfrost. In wenigen Fällen, insbesondere während der ersten Infusion, wurden ernstere Unverträglichkeitsreaktionen beobachtet. Diese Reaktionen ließen bei Folgeinfusionen deutlich nach.

Studien mit Kombinationstherapie Rituximab ist die erste Neuzulassung für die Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen seit vielen Jahren und zeichnet sich durch einen gänzlich anderen Wirkungsmechanismus aus als alle anderen für diese Erkrankung zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten. Demzufolge kann von einem deutlichen Fortschritt bei der Therapie follikulärer Lymphome ausgegangen werden. In einer ersten Phase-II-Studie [3], in der Patienten mit niedrig malignen und follikulären Non-Hodgkin-Lymphomen mit einer Kombinationstherapie bestehend aus einer in dieser Indikation üblichen Kombinations-Chemotherapie (CHOP) und Rituximab behandelt worden waren, konnte bei allen auswertbaren Patienten (35 Patienten) eine Reduktion der Tumormasse von mehr als 50% beobachtet werden. Bei 60% dieser Patienten verschwanden die Tumoren vollständig. Die Nachbeobachtungszeit dauert derzeit noch an.

Literatur [1] McLaughlin, P., et. al.: IDEC-C2B8 anti-CD20 antibody: final report on a phase III pivotal trial in patients with relapsed low-grade or follicular lymphoma. Blood 88 (Suppl. 1), 90a (Abstract 349) (1996). [2] Maloney, D. G., et al: IDEC-C2B8 (Rituximab) anti-CD20 monoclonal antibody therapy in patients with relapsed low-grade non hodgkins lymphoma. Blood 90, 2188-2195 (1997). [3] Czuczman, M., et. al.: IDEC-C2B8/CHOP chemoimmunotherapy in patients with low-grade lymphoma: clinical and BCL-2 (PCR) final results. Blood 88 (Suppl. 1), 453a (Abstract 1799) (1996). ro

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