DAZ aktuell

Horst E. Nettesheim: "Wir wehren uns"

Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Horst E. Nettesheim, hat sich entscheiden dagegen verwahrt, daß die Leistungserbringer im Gesundheitswesen immer wieder als "Kostentreiber" diffamiert werden.

Die Zahlen sprechen eine andere Sprache - so machte Nettesheim auf der Mitgliederversammlung des Verbandes deutlich, die am 17.Juni in Düsseldorf stattfand.
Vor dem Hintergrund von drei großen "gesellschaftspolitischen Herausforderungen" - dem Wiederaufbau Ost, der Europäischen Einheit, der neuen Rolle des Produktionsfaktors "menschliche Arbeit" - konstatierte Nettesheim in einem Rückblick auf die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung, daß sich die Ausgabenzuwächse innerhalb der GKV in praktisch allen Sektoren moderater entwickelt hätten als die Steigerung des Bruttinlandsproduktes im gleichen Zeitraum. Allein die Verwaltungsausgaben der Krankenkassen seien stärker gestiegen. Nettesheim:"Hätten sich die Ausgaben der GKV im Zeitraum von 1992 bis 1997 in allen Bereichen so entwickelt wie bei den Arzneimitteln, so hätten die Krankenkassen einen Überschuß von annähernd 40 Mrd. DM erzielen können. Besonders moderat hätte sich die Wertschöpfung der Apotheken entwickelt. Die Ausgaben für Arzneimittel seien dadurch geradezu zu einer "Bremse für die Ausgabenentwicklung der GKV-Gesamtausgaben" geworden. Insgesamt gebe es in der GKV zur Zeit kein Ausgabenproblem, sondern ein Problem bei den Einnahmen. Dabei spiele die hohe Arbeitlosigkeit eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund sei es um so bemerkenswerter, daß in den öffentlichen Apotheken von 1992 bis 1997 saldiert mehr als 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden seien.

Nettesheim kritisierte, daß durch die Problem aus der Einnahmeseite die Krankenkassen immer mehr zu einem "Staat im Staate" aufgestiegen seien. In Nordrhein habe man im besonderem Maße dagegen zu kämpfen, daß sich einzelne Betriebskrankenkassen über bestehende Verträge, über Verordnungen und Gesetze hinwegsetzten. Der Apothekrverband Nordrhein hat sich dagegen in einer größeren Zahl von juristischen Verfahren zur Wehr gesetzt.

In Übereinstimmung mit dem ABDA-Konzept äußerte Nettesheim für die Apotheker die Bereitschaft, mehr Verantwortung im Gesundeitswesen zu übernehmen. Auf keinen Fall dürften die Apotheker den Krankenkassen und Ärzten (über den Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen nach §92 SGB V) die Verteilung der Aufgaben und Ausgaben im Bereich der GKV überlassen. Die Ärzte seinen dazu angesichts ihrer internen Verteilungskämpfe auch gar nicht in der Lage.

Nettesheim stellte fest, daß weder die Ärzte noch die Krankenkassen bislang in der Lage gewesen seien, das Datenmaterial zeitnah zur Verfügung zu stellen, das notwendig sei, um die Budgetvorgaben einzuhalten. Die Einhaltung dieser Vorgaben sei allerdings durch die von den Apothekern und ihren Organisationen zur Verfügung gestellten Daten dann doch gelungen. 99% des Budgets habe man dadurch auslasten können - das sei für Ärzte und Krankenkassen gleichermaßen zufriedenstellend gewesen. Nettesheim: "Wer mit höchstens 100 km/h über die Autobahn fahren darf und dann mit 99 km/h sein Ziel erreicht, muß ein instinktiv sicheres Gefühl für Geschwindigkeit haben - oder aber gute Helfer am Fahrbahnrand". Der Verbandvorsitzende ließ keinen Zweifel, auf wen er damit anspielte: auf die apothekereigenen Rechenzentren im Lande sowie auf den Geschäftsführer des AV-Nordrheins.




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