DAZ aktuell

BPI: Qualitätssicherung ehrlich diskutieren

Eine Neuorientierung der Qualitätsdiskussion im Gesundheitswesen, die die Gesundheitsverbesserung der Kranken in den Mittelpunkt rückt, hat Professor Hans Rüdiger Vogel gefordert.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der pharmazeutischen Industrie (BPI) plädierte zudem für mehr Ehrlichkeit in der Diskussion, bei der vor allem Politiker und Krankenkassen auf Scheinbegründungen für Richtlinien und Leitlinien verzichten sollten.
Gesundheitspolitik sollte sich mehr als bisher am Patienten orientieren, sagte Vogel, der auch Vorsitzender des BPI ist, auf der Hauptversammlung seines Verbands am 16. Juni in Berlin. Viele Leistungserbringer hätten bereits erkannt, daß nicht Krankheiten, sondern kranke Menschen zu behandeln seien. Daran müßten einige Kassen erinnert werden, "die diese Einsicht häufig vermissen lassen", lautete der Seitenhieb auf die gesetzlichen Krankenkassen. Der Arzneimitteltherapie komme eine besondere Bedeutung zu, sie sei zielgerichtet und effizient und spreche dem Patienten ein Höchstmaß an Souveränität zu. Politik und Kassen sollten von Scheinbegründungen für Richtlinien und Leitlinien abrücken, durch die Arzneimittel aus dem Leistungskatalog genommen werden sollen, und in diesem Zusammenhang nicht pauschal von Qualitätsverbesserung reden. Insgesamt sei eine größere Vernetzung verschiedener Sektoren nötig, um die Selbststeuerungskräfte im Gesundheitswesen zu fördern. Von der Politik forderte Vogel verläßliche Rahmenbedingungen, machte dies jedoch nicht von einzelnen Parteien abhängig. Unabhängig davon, wer ab dem 27. September den Ton angebe, müsse die pharmazeutische Industrie ihren Weg allein finden.
Während Vogel für den globalen Pharmamarkt günstige Voraussetzungen und ein Wachstum bis 2001 um dreißig Prozent prognostizierte, konstatierte er für den deutschen Sektor bestehende Restriktionen wie die intransparente Festsetzung von Festbeträgen und ein verwirrendes Bild bei den Richtgrößen, die die Arzneibudgets ablösen sollten. Die derzeitigen Regelungen spiegelten nicht die ursprünglichen Ziele, die Rückverlagerung des Morbiditätsrisikos von den Ärzten auf die Kassen wider, sie offenbarten vielmehr den Einfluß der Krankenkassen. Vom Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen drohe eine einseitige Negativliste in Form einer Anlage zu den Arzneimittelrichtlinien, kritisierte Vogel weiter. Dabei überschreite dieses Gremium seine Kompetenzen.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.