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HIV-Infektion: Neue Finessen des AIDS-Virus

(gsh). Wie sich im vergangenen Jahr herausstellte und anläßlich des 3rd ECEAR (European Conference on Experimental AIDS Research) im Februar in München heftig diskutiert wurde, entwickelt das HIV viel schneller als erwartet eine Resistenzabwehr gegen die an sich erfolgreiche Kombinationstherapie.

Jüngste Untersuchungen am Georg-Speyer-Haus zeigen darüber hinaus, daß solche Resistenzmutationen auch schon bei Neuinfizierten zu beobachten sind. In einer von der Dr. Bodo Sponholz-Stiftung finanzierten Studie wurde somit die direkte Übertragung der Resistenzen nachgewiesen. Dies hat alarmierende Auswirkungen auf die Erstbehandlung, denn möglicherweise werden Neuinfizierte mit Medikamenten behandelt, die gar nicht mehr wirken, aber schwerste Nebenwirkungen haben. Von der Resistenzentwicklung des Virus sind vor allem die besonders erfolgreichen Hemmsubstanzen gegen die virale Protease betroffen, die einen wichtigen Bestandteil in der Behandlung von HIV darstellen. Die Kombinationstherapie ist für jeden Patienten eine schwere Belastung. Nicht nur daß die körperlichen Nebenwirkungen erheblich sind, auch die beinahe minutengenauen Einnahmevorschriften sind im Alltag nur unter größten Mühen einzuhalten. Wer sich dabei auch nur gelinde Abweichungen erlaubt, riskiert eine beschleunigte Resistenzbildung. Die Betroffenen unterwerfen sich dieser Prozedur, weil sich ihr Gesamtzustand merklich verbessert. Neuinfizierte hingegen zeigen noch keine Symptome und schon gar kein belastendes Krankheitsbild. Kann man ihnen die Tortur der Kombinationstherapie zumuten, wenn deren Wirkung im Einzelfall nicht zweifelsfrei feststeht? Deshalb will das Georg-Speyer-Haus als nächsten Schritt die Wirkung der gängigen Medikamente auf die resistenzmutierten AIDS-Viren bei Neuinfizierten untersuchen und klassifizieren. Sollten sich die bisherigen Laborergebnisse im klinischen Verlauf bestätigen, müßte eine individuelle Resistenzbestimmung des HIV in jedem Einzelfall gefordert werden, um unnötige Therapiebelastungen zu vermeiden.

Förderung der AIDS-Forschung Die Dr. Bodo Sponholz-Stiftung wird auch diese weiterführenden Studien unterstützen. Schon bisher hat die Frankfurter Stiftung, die in diesem Jahr ihr 10jähriges Bestehen feiern wird, patientennahe Forschungsprojekte am Georg-Speyer-Haus mit beinahe 200000 DM gefördert. Sie war eine der ersten Einrichtungen dieser Art, die den Mut hatte, öffentliches Engagement für den Kampf gegen AIDS zu zeigen und sich für die damals noch stark stigmatisierte Patientengruppe einzusetzen.

"Unser Anliegen ist es, den Menschen möglichst wirkungsvoll und direkt zu helfen. In der medizinischen Forschung heißt das, die Therapie als Ziel und den Patienten im Mittelpunkt sehen", sagt Erwin Nöske, der alleinige Vorstand der Dr. Bodo Sponholz-Stiftung. Im Georg-Speyer-Haus hat er für diesen Anspruch den kompetenten und engagierten Partner gefunden.

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