Arzneimittel und Therapie

Ebola-Virus: Impfstoff wirkt im Tierversuch

Unter den zahlreichen Krankheitserregern tropischer Breiten hat das Ebola-Virus einen besonders schlechten Ruf. Obwohl seit dem erstmaligen Auftreten im Jahre 1976 nur knapp 1000 Krankheitsfälle aktenkundig geworden sind, verbreitet dieses Virus Angst und Schrecken wie kein anderer Erreger - kein Wunder, denn die Ansteckungsrate ist groß, und sieben von zehn Patienten sterben innerhalb von einer Woche.

Die Zerstörung der tropischen Regenwälder Afrikas - in denen das Ebola-Virus heimisch ist -, Völkerwanderungen und politische Instabilität in vielen Ländern südlich der Sahara sowie eine zunehmende Zahl von Flugtouristen, die innerhalb von 24 Stunden Erreger aus dem hintersten Winkel des Kontinents in das Zentrum Europas verschleppen können, machen das Ebola-Virus zu einer weltweiten Bedrohung.

Gefährliche Forschung Da es bei einer einmal ausgebrochenen Krankheit keine wirksamen Medikamente gibt, ist derzeit eine Schutzimpfung der einzige Weg, dem Killervirus beizukommen. Allerdings sahen die Impfstofforscher bisweilen wenig Chancen für eine schützende Vak- zine. Virusneutralisierende Antikörper konnten bislang noch bei keinem Patienten nachgewiesen werden, und selbst ob das Immunsystem überhaupt in der Lage ist, einen wirksamen Schutz aufzubauen, ist zweifelhaft: Serum von Personen, die eine Ebolavirus-Infektion überstanden haben, nutzte akut Erkrankten bislang nur wenig. Entweder, so vermuten die Ebola-Forscher, werden die körpereigenen Abwehrkräfte durch die extrem rasche Virusvermehrung schlicht überrannt, oder das Virus produziert gezielt Eiweiße, die das Immunsystem unterdrücken. Für die zweite Hypothese spricht, daß sich in dem sogenannten C-terminalen Teil des Hüllproteins eine Aminosäuresequenz befindet, die auch bei verschiedenen Retroviren vorkommt und das Immunsystem gezielt lahmlegen kann. Auch läßt sich mit dem Ebola-Virus nur unter äußerst strengen Sicherheitsvorkehrungen hantieren, was die Entwicklung einer Vakzine weiter erschwert. Konventionelle Wege bei der Entwicklung einer Antivirusvakzine, beispielsweise die Verabreichung einer lebenden, jedoch abgeschwächten Virusvariante, verbieten sich bei einem so gefährlichen Krankheitserreger überdies von selbst - keine Ethik-Kommission würde entsprechenden Experimenten am Menschen zustimmen.

DNA-Vakzine wirkt Den gordischen Knoten hat jetzt eine amerikanische Forschergruppe unter Leitung von Ling Xu wenn auch nicht durchgehauen, so doch zumindestens gelockert. Die Immunologen von der Michigan University in Ann Arbor und die Virusforscher aus den Centers for Disease Control in Atlanta entschlüsselten den genetischen Code zweier Hüllproteine und eines Kerneiweißes des Ebola-Virus und übertrugen die entsprechende Basensequenz in einen sogenannten Expressionsplasmidvektor, eine Art molekulare Impfpistole, mit der Erreger-DNA direkt in eine Körperzelle geschleust werden kann. Wie auch bei anderen DNA-Vakzinen erzeugt der zelleigene Syntheseapparat aus den genetischen Informationen der fremden DNA die zugehörigen Eiweiße. Diese werden auf die Zelloberfläche transportiert, dort allerdings im Gegensatz zu körpereigenen Proteinen vom Immunsystem als fremd erkannt. Am Ende des Prozesses entstehen Antikörper und/oder zelluläre Schutzmechanismen gegen Virusbestandteile, ohne daß der Körper je direkt mit dem betreffenden Krankheitserreger in Kontakt gekommen wäre. Um die Wirksamkeit ihrer DNA-Vakzine auszutesten, immunisierten die amerikanischen Forscher verschiedene Gruppen von Meerschweinchen mit Plasmidvektoren, die entweder die genetische Information für das Hüllprotein oder das Kernprotein des Ebola-Virus enthielten. Zwei Monate später wurden dann die Tiere mit Ebola-Viren infiziert. Während alle Kontrolltiere an der Infektion verstarben, überlebten 83 bis 100% der immunisierten Tiere die künstliche Ebola-Infektion. Besonders freute die Wissenschaftler, daß die DNA-Vakzine nicht nur die Produktion von Antikörpern, sondern auch die zellulären Abwehrmechanismen angekurbelt hatte. So ließen sich im Reagenzversuch zeigen, daß sogenannte zytotoxische, also zellzerstörende T-Lymphozyten entstanden waren. Diese körpereigenen "Killer-Zellen" sind in der Lage, virusinfizierte Zellen zu erkennen und abzutöten.

Ist das Tiermodell geeignet? So bemerkenswert die Ergebnissse der amerikanischen Forschergruppe sind, das Problem der Ebola-Vakzine ist damit noch lange nicht gelöst. Zum einen waren die Impfgruppen mit fünf bis sechs Tieren extrem klein, zum anderen ließ die Schutzwirkung bereits nach vier Monaten schon wieder stark nach. Außerdem sind Fachleute der Meinung, daß das Meerschweinchen kein gutes Modell für die Wirksamkeit eines Impfstoffes gegen das Ebola-Virus darstellt. Zur Simulation der Situation im menschlichen Immunsystem sind verschiedene Affenarten ungleich besser geeignet. Es wird also noch viel Wasser den Kongo hinunterfließen, bis die Menschen im tropischen Afrika durch einen Impfstoff gegen das gefährlichste aller Viren geschützt werden können.

Literatur Xu, L., et al.: Immunization for Ebola virus infection. Nature Med. 3, 37-42 (1998). Prof. Dr. Hermann Feldmeier, Berlin

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