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parmapharm-Mitgliederversammlung: parmapharm setzt auf weiter steigende Mitglied

BIELEFELD (tmb). Die Apothekenkooperation parmapharm hat nach Einschätzung ihres Beirates und der Geschäftsführung drei Jahre nach ihrer Gründung hinsichtlich ihrer Mitgliederzahl den gewünschten Durchbruch geschafft, d.h. den "break even"-Point erreicht. Denn zur Mitgliederversammlung der parmapharm Marktförderungs GmbH & Co KG, die am 18. Mai in Bielefeld stattfand, bestand die Gesellschaft aus 329 Gesellschaftern. Gründungsmitglied Wolf-Peter Krause, Preetz, nannte als Ziel für die weitere Entwicklung der Gesellschaft, die Mitgliederzahl bis zum nächsten Jahr zu verdoppeln, wie dies auch in den Vorjahren stattgefunden hat. Letztlich werde eine Zahl von 2000 bis 3000 Gesellschaftern angestrebt, um als marktrelevante Gruppierung den Mitgliedern die gewünschte Stärkung bieten zu können. Während der Mitgliederversammlung gab Krause einen Überblick über die Entwicklung der Gesellschaft im zurückliegenden Geschäftsjahr und bewertete die wesentlichen politischen und wirtschaftlichen Ereignisse im Apothekenwesen aus Sicht der parmapharm.

Preisbindung als vorderste Verteidigungslinie für das Apothekenwesen Als herausragende positive Änderung würdigte er die Novellierung der Arzneimittelpreisverordnung. Daß die Spannen auch für die OTC-Arzneimittel gesichert seien, bilde eine entscheidende Voraussetzung für die apothekergestützte Selbstmedikation, die keine reine Verwaltung von Arzneimitteln, sondern eine wesentliche Rechtfertigung für die akademische Ausbildung der Apotheker darstelle. Dafür müsse der OTC-Bereich eigenständig eine angemessene Spanne erwirtschaften und dürfe nicht von Subventionen durch den Verordnungsbereich abhängen. Zudem bilde die nun für einige Zeit gesicherte Arzneimittelpreisverordnung die vorderste Verteidigungslinie für die Aufrechterhaltung des bestehenden Apothekenwesens. Denn die beispielsweise im vorigen Jahr in einem OECD-Bericht geforderte Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes führe nur bei einer Aufhebung der Preisbindung zu den dort angestrebten Preissenkungen. Dies zeige die Bedeutung der Preisbindung als Schutz vor den im angelsächischen Raum verbreiteten Drugstore-Konzepten. Zu den immer wieder geäußerten Gerüchten, die Zulassung von Apothekenketten sei nur eine Frage der Zeit, verwies Krause auf die anderslautenden Beteuerungen von Gesundheitsminister Seehofer. Doch gelte das Wort von Politikern stets nur für den betreffenden Politiker oder allenfalls die jeweilige Partei und den betreffenden Zeitpunkt. Konkretes Interesse an der Zulassung von Ketten befürchtet Krause jedoch weniger auf seiten des pharmazeutischen Großhandels als bei Drogeriemärkten und Discountern. Die Aktivitäten des Großhandels im Ausland sollten nach dortigen Maßstäben gemessen werden, zumal der Großhandel bei Kettenaktivitäten in Deutschland mit dem Verlust unabhängiger Kunden rechnen müsse. Zudem habe der Gehe-Konzern in Großbritannien erkannt, daß Kettenapotheken nicht günstiger zu betreiben sind als Individualapotheken in einer Kooperation. Hingegen sei die Gefahr von seiten der Drogeriemärkte sehr ernst zu nehmen. Nur für den Fall der Kettenzulassung werde die parmapharm ihren Mitgliedern gemeinsame Arzneimitteleinkäufe anbieten. Zur Erhaltung der bestehenden Rechtslage empfahl Krause verstärktes Engagement in der Beratung, die die Legitimation für den Erhalt der Preisspannen bilde. Im Rahmen der Möglichkeiten sollten PTA durch approbierte Mitarbeiter ersetzt werden. Die parmapharm fördere die Beratung in der Selbstmedikation auch in der Partnerschaft mit den Herstellern.

Entwicklung der Kooperation Ein positives Bild zeichnete Krause von der Entwicklung der parmapharm. Früher hätten interessierte Apotheker und kooperationsbereite Industriepartner wechselweise auf die zu geringe Zahl der Gesellschafter und Industriepartner verwiesen. Doch bei der jetzt erreichten Mitgliederzahl sowie 60 Industriepartnern werde die Aufnahme weiterer Partner bereits durch die Gebietsschutzvereinbarung und übereinstimmende Indikationen bei Arzneimittelherstellern behindert. Dennoch werde eine weitere Expansion angestrebt. Für neue Mitglieder existiere keine Umsatzgrenze, doch sollten sie sich durch das Streben nach Qualität, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft auszeichnen. Auch Apotheken, die beim MVDA mitarbeiten, sollten von der Mitgliedschaft nicht ausgeschlossen werden. Hinsichtlich der Aktivitäten der Mitglieder forderte Krause auf, den Diabetikerbedarf besonders zu beachten. Hier bestehe durchaus Preissenkungsspielraum, so daß verlorener Umsatz aus dem Versandhandel in die Apotheken zurückzuholen sei. Außerdem sollten Apotheken neue Dienstleistungen rund um die Gesundheit bewerben dürfen. Doch lasse die Apothekerkammer Schleswig-Holstein nach seinen Erfahrungen beispielsweise für die Reiseimpfberatung keine Werbung zu, da dies eine Selbstverständlichkeit sei. Die Öffentlichkeit müsse aber von solchen Angeboten erfahren, damit nicht andere Anbieter die Lücke füllen. Anderenfalls drohe eine Entwicklung wie bei den freiverkäuflichen Arzneimitteln. Hier habe erst das Verbot, die Produkte in der Freiwahl anzubieten, die anderen Abgabestellen für freiverkäufliche Arzneimittel bekannt gemacht. Dies sei ein "absolutes Eigentor der Apotheker" gewesen, das sich nun zu wiederholen drohe.

Vielschichtige Marketingaktivitäten In weiteren Vorträgen wurden konkrete Aktivitäten der Gesellschaft vorgestellt. Ein neues Instrument bilde der Indikationenordner mit Empfehlungen für Produkte, vorgedruckten Hinweiskarten für ein spezielles Empfehlungsregal und Verweisen auf mögliche Zusatzverkäufe. Die Besuche des Außendienstes sollten durch Checklisten unterstützt werden. Ein speziell entwickelter Marketingordner enthalte u.a. Imagetexte für die Zusammenarbeit mit Redaktionen von Anzeigen- und Regionalzeitungen. Als kleine Alternative zu umfangreichen Spezialisierungsmaßnahmen ganzer Apotheken würden derzeit sogenannte "Shop-Lösungen" mit Artikelzusammenstellungen, detaillierten Gestaltungshinweisen und Seminarkonzepten entworfen. Vorgesehen seien zunächst "Shops" mit den Themen Diabetes, Diagnostik, Kinder, Dentalbedarf, Naturprodukte, Senioren und Strümpfe. Geschäftsführer Heiner Wellenbrock stellte außerdem als jüngstes Produkt eine eigene Apotheken-Kundenzeitung vor, die nur parmapharm-Apotheken angeboten wird. Die Zeitschrift habe bewußt Magazincharakter und wolle ein jüngeres Publikum als die meisten etablierten Kundenzeitschriften ansprechen. Wellenbrock betonte zudem die Bedeutung eines After-Sales-Service für das Apothekenmarketing, der erst beginnt, wenn der Kunde die Apotheke verlassen hat. Beispielsweise sollten sich Apotheker bei ausgewählten Akutpatienten einige Tage nach dem Apothekenbesuch telefonisch über die gesundheitliche Besserung erkundigen. Blutdruck- und andere Messungen sowie die Empfehlung zum Arztbesuch sollten dem Patienten schriftlich gegeben werden, damit dieser den Hinweis auf die Apotheke wieder vor Augen bekomme. Kritische Stimmen wurden aus dem Kreis der Gesellschafter zu Konzeptionen geäußert, Kundenkarten durch das zusätzliche Angebot von Versicherungsleistungen, z.B. einer Reisekrankenversicherung, aufzuwerten. Hiergegen wurden insbesondere rechtliche Bedenken vorgebracht. Die präsentierten Bilanzdaten der parmapharm weisen für das abgelaufene Geschäftsjahr erstmals einen Gewinn aus, der jedoch auf außerordentlichen Erträgen durch neueintretende Gesellschafter beruht. Das operative Ergebnis ist weiterhin negativ, da der Umsatz im Rahmen der Zentralregulierung noch nicht die gewünschte Größenordnung erreicht hat. Doch wird angesichts der wachsenden Mitgliederzahl erwartet, daß im nächsten Jahr aus dem Gewinn ein Bonus an die Gesellschafter ausgezahlt werden kann.

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