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ABDA-Wirtschaftspressekonferenz: Neue Entwicklungen erkennen und mitgestalten

BERLIN (ko). Die gesamte Spitze der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) war beim 22. Informationsgespräch mit wirtschafts- und sozialpolitischen Journalisten am 4. und 5. Mai 1998 in Berlin anwesend. In seinem Bericht zur aktuellen politischen Lage ließ ABDA-Präsident Hans-Günter Friese keines der Themen aus, die die Apotheker in den letzten Monaten beschäftigten.

Arzneimittelpreisverordnung Nachdem die ABDA mit dem pharmazeutischen Großhandel und dem Bundesverband der Betriebskrankenkassen einen Konsensvorschlag zur Novellierung der Arzneimittelpreisverordnung erarbeitet haben, wurde dieser auch vom Bundesrat mit großer Mehrheit verabschiedet. Sie wird somit zum 1. Juli 1998 in Kraft treten. Als wichtigstes Prinzip bleibt die unbeeinflußte Preisbildung auf der Herstellerstufe sowie eine bundeseinheitliche Preisgestaltung für die Endverbraucher bestehen. Gleiche Arzneimittel haben damit weiterhin in allen Apotheken Deutschlands den gleichen Preis. Durchgesetzt wurde allerdings zu Lasten der Apotheker auch eine drastische Absenkung der Handelsspanne bei innovativen, extrem teuren Arzneimitteln - ein Beitrag der Apotheker dazu, weiterhin innovative Arzneimittel finanzierbar zu belassen. Nach mehr als 20 Jahren sind die Preise für Rezepturen in der Apotheke sowie die Notdienstgebühr leicht angehoben worden. Die Anhebung deckt in beiden Fällen allerdings nicht die in der Apotheke anfallenden Kosten. Offen bleibt die Vergütungsregelung für sogenannte Spezialrezepturen. Die dafür zu erhebenden Preise sind zwischen dem Deutschen Apothekerverband und den Spitzenverbänden der Krankenkassen frei auszuhandeln. Auch hier dürfte im Endergebnis eine Kostenreduktion zu Lasten der Apotheken resultieren. Als herausragende zukünftige Aufgaben für den Apotheker führte Friese die Begriffe "qualitatives Wachstum" und "pharmazeutisches Nutzenmanagement" ein. Bereits gegenwärtig erfolgt jede dritte Arzneimittelabgabe in der Apotheke, so Friese, im Rahmen der Selbstmedikation. In diesem Zusammenhang sei feststellbar, daß Patienten mehr Informationen und Beratung einfordern. Dies wird von den Apothekern ausdrücklich gefördert. Das Mehr an Verständnis für das Arzneimittel beim Patienten sei mit "qualitativem Wachstum" gemeint. Ein wichtiges Angebot der Apotheker an die Gesellschaft ist die Hilfestellung bei der Einnahme der Arzneimittel durch den Patienten. Nur durch die Verbesserung des Einnahmeverhaltens, das heißt der Vermeidung von Compliance-Problemen, kann der Arzneimittelauswahl durch den Arzt zum entscheidenden Erfolg verholfen werden. Etwa 5 Prozent aller Krankenhauseinweisungen werden durch Arzneimittelmißbrauch verursacht. Würde diese Zahl durch das Engagement der Apotheker um die Hälfte reduziert werden, ergäbe sich ein Einsparvolumen von 2 Mrd. DM jährlich. Diese in die Zukunft gerichteten Aktivitäten zum gesundheitlichen und finanziellen Vorteil der Patienten können als "pharmazeutisches Nutzenmanagement" subsumiert werden.

Agieren statt Reagieren Anspruch der Apotheker ist es, Entwicklungen zu erkennen, mitzugestalten und zum Vorteil aller Beteiligten am Gesundheitswesen zu nutzen. Diesem Ziel dient auch die Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern in der Arzneitherapie. So wurde mit dem Berufsverband der Allgemeinärzte Deutschland - also dem Hausärzteverband - vereinbart, daß die Tätigkeitsfelder und Verantwortlichkeiten der jeweils anderen Berufsgruppe akzeptiert und respektiert werde. In einer Arbeitsgruppe werden Handbücher erarbeitet, in denen Kriterien zur Arzneimittelauswahl bei verschiedenen Krankheitsbildern festgelegt werden. Um Ärzte in ihrem Bemühen um Einhaltung ihrer Arzneimittelbudgets und der Richtgrößen zu unterstützen, werden der Kassenärztlichen Vereinigung auf der Basis valider Daten Schnellinformationsdienste und Verordnungsanalysen angeboten.

Beratungsintensität steigt Daß die von Friese postulierte Verbesserung der Beratung des Patienten insbesondere im Selbstmedikationsbereich in den deutschen Apotheken bereits Wirklichkeit ist, läßt sich an einigen Eckdaten der Apotheken belegen. Die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen ist mit 1020 Millionen um 15 Prozent niedriger als 1992. Mit 580 Millionen Packungen hat sich die Zahl der im Rahmen der Selbstmedikation gekauften Arzneimittel gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Gleichzeitig stieg allerdings die Zahl der Arbeitsplätze in den 21475 öffentlichen Apotheken von 1992 um mehr als 10000 auf 132407 in 1997.

Wirtschaftliche Situation Wie Dr. Frank Diener, Leiter der Grundsatzabteilung im Geschäftsbereich Wirtschaft und Sozialpolitik der ABDA, erläuterte, haben sich 1997 die Umsätze der Apotheken zu Lasten der GKV um 0,2 Mrd. DM auf 36,2 Mrd. DM gegenüber dem Vorjahr verringert. Darin enthalten sind 4,3 Mrd. Zuzahlungen der Patienten (1996 3,0 Mrd.). Bezogen auf die gesamten Ausgaben der GKV für Arzneimittel sind dies allerdings nur 21,4 Prozent. Der Umsatz einer Apotheke addiert sich aus den Arzneimittelverordnungen zu Lasten der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung, dem Selbstmedikationsanteil, Hilfsmitteln sowie den Produkten des Ergänzungssortimentes, insgesamt 1997 eine Summe von 45,2 Mrd. DM. Der Kostenanstieg um 0,2 Prozent bei gleichbleibender Handelsspanne führte zu einem Rückgang der Umsatzrendite um 0,2 auf 0,4 Prozent. Dies wirkt sich auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis der typischen Apotheke aus.

Typische Apotheke Die Gliederung der Apotheken nach Umsatzgrößenklassen belegt, daß fast zwei Drittel aller Apotheken unterhalb des Durchschnittsumsatzes von 2,25 Mio. DM liegen. Darunter, nämlich bei 1,25 bis 1,75 Mio. DM befinden sich auch die typischen Apotheken. Die typische Apotheke erzielte 1997 einen Bruttoumsatz von 1,7 Mio. DM. Dies entspricht einem Nettoumsatz von 1,478 Mio. DM. Nach Abzug des Wareneinsatzes ergibt sich ein Rohertrag von 478 TDM. Nach Abzug aller Kosten der Apotheke hat der selbständige Apothekenleiter ein Einkommen von 120 TDM vor Steuern. Von diesem Einkommen sind die Altersvorsorge sowie Versicherung für den Krankheitsfall und die Berufsunfähigkeit zu bezahlen. Obwohl der Nettoumsatz und der Rohertrag 1992 deutlich niedriger lagen als 1997, war somit das Bruttoeinkommen 1992 um 15 Prozent höher als 1997.

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